Berlin verliert 2:6:Partyzwang

Hertha BSC v Bayer 04 Leverkusen - Bundesliga

Ungeliebte Sitzgelegenheit: Hertha würde die Laufbahn, auf der die Spieler am Samstag vor den Fans saßen, gerne aus dem Olympiastadion entfernen.

(Foto: Matthias Kern/Getty Images)

Die Hertha wird im eigenen Stadion von einer entfesselten Leverkusener Mannschaft überrannt und schlittert in ein Debakel. Trainer Pal Dardai verordnet trotzdem gute Laune.

Von Javier Cáceres, Berlin

Es wir in Berlin wieder viel über das Stadion geredet. Am Freitag überraschten Hertha BSC und der Berliner Senat mit einer Pressemitteilung, in der man gemeinsam erklärte, es sei nun doch möglich, das alte Berliner Olympiastadion zur reinen Fußball-Arena umzubauen. Theoretisch jedenfalls. Zur Erinnerung: Hertha BSC will unter anderem deshalb ein Fußballstadion ohne Laufbahn, weil man meint, dass man im Zweifelsfall mehr Punkte holen würde.

Mal ganz unabhängig davon, ob es so weit kommt, zu klären sind unter anderem Denkmalschutz- und Finanzierungsfragen: Wer weiß, ob ein Fußball-Hexenkessel der Hertha am Samstag geholfen hätte, den Weg nach Europa weniger beschwerlich zu bereiten. Nach einem 2:6-Debakal gegen Bayer Leverkusen beschließt Hertha die Saison als Sechster, hat damit das Saisonziel erreicht ("ein Traum", jauchzte Trainer Pal Dardai), ist damit aber nicht direkt für die Europa League qualifiziert. Sollte Eintracht Frankfurt in der kommenden Woche in Berlin gegen Borussia Dortmund den DFB-Pokal gewinnen, muss Hertha in die Europa-Leauge-Qualifikationsrunde.

Die vom Abstiegskampf entfesselten Leverkusener dominieren

Schon zur Pause lagen die Herthaner, die zur Hinrunde noch mit 30 Punkte Fünfter gewesen waren und in der Rückrunde nur 19 weitere Punkte sammeln konnten, mit 0:3 zurück. "Wir waren in der ersten Halbzeit gar nicht auf dem Platz", sagte Herthas Linksverteidiger Marvin Plattenhardt, der unter der Woche seinen Urlaub stornieren musste, weil er von Nationaltrainer Joachim Löw für den Confederations Cup nominiert wurde.

Das Urteil Plattenhardts war unanfechtbar: Nach nur fünf Minuten spielte der Leverkusener Chilene Charles Aranguiz aus dem Mittelfeld einen Ball auf Julian Brandt, der sich gegen den in der Hauptstadt als Starlet angepriesenen Jordan Torunarigha durchsetzte und den Ball auf Javier Hernández alias Chicharito weiterleitete. Der Mexikaner traf zunächst nur den Pfosten, doch den Abpraller schoss Chicharito selbst ins Tor. Mitchell Weiser vergab eine fantastische Chance auf den Ausgleich, doch das konnte in keiner Weise kaschieren, dass die vom Abstiegskampf entfesselten Leverkusener dominierten. Nach knapp einer Viertelstunde traf Julian Brandt nur das Außennetz, nach einer halben Stunde aber setzte Kai Havertz nach einem Doppelpass mit Chicharito den Ball via Innenpfosten ins Tor - und erzielte so das 2:0. Kurz vor der Pause erhöhte Havertz auf 3:0, als er einen Konter über Julian Brandt abschloss.

Leverkusens Trainer Korkut muss gehen

Damit war die Partie nach menschlichem Ermessen gelaufen. Hertha bewies zumindest Würde und versuchte, den Anschluss zu erzielen. Nach einem guten Zuspiel von Vladimir Darida scheiterte jedoch Vedad Ibisevic (54.). Zehn Minuten später verwandelte Stefan Kießling einen Elfmeter, den Darida durch ein Foul an Aranguiz verursacht hatte, und auch das fünfte Tor der Leverkusener entsprang einem Strafstoß. Torunarigha rutschte im Strafraum in den eingewechselten Leverkusener Leon Bailey hinein; Aranguiz verwandelte humorlos (63.).

Zwischendurch hatte Mitchell Weiser den Ball zum 1:4 am rechten Pfosten über die Linie gestochert (75.). Am Ende noch gab Schiedsrichter Deniz Aytekin auch den Berlinern auch noch einen Strafstoß, er hatte im Luftkampf ein Foul von Jonathan Tah an Ibisevic beobachtet. Der Schlusspunkt blieb Julian Brandt in der 90. Minute mit seinem Tor zum 6:2 vorbehalten. "Für uns war es eine schwierige Saison, die damit noch einigermaßen versöhnlich endet", sagte Leverkusens Trainer Korkut, der in seiner Amtszeit (seit dem 6. März) elf Punkte gesammelt hat, die immerhin zum Klassenerhalt reichen. Er muss dennoch seinen Posten räumen: "Zu mir gibt es nichts zu sagen." Die geschlagenen Herthaner wiederum mussten sich nach dem 2:6 zur Party zwingen. "Es ist heute schwierig", sagte Trainer Pal Dardai. "Aber wir müssen gute Laune haben."

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