Berlin überzeugt:Wie falsch beschuhte Nonnen

Herthas 2:1-Sieg wird begünstigt durch einen Ausrutscher der Leverkusener. In der wichtigsten Szene ist Bayern-Torwart Bernd Leno zögerlich, Vedad Ibisevic hingegen clever - dann ist das Spiel entschieden.

Von Javier Cáceres, Berlin

Die Berliner Hertha scheint auf dem besten Weg zu sein, sich zu einer Konstanten der Fußball-Bundesliga zu entwickeln. Am Mittwochabend landeten die Berliner im Olympiastadion einen hochverdienten 2:1-Erfolg gegen Bayer Leverkusen - und platzierten sich nach ihrem zweiten Sieg der laufenden Saison wieder in jenem oberen Tabellendrittel, das sie schon in den vergangenen beiden Jahren beherbergt hatte. Für die Tore sorgten der Australier Mathew Leckie (16. Minute) und der Ivorer Salomon Kalou (24.); der Anschlusstreffer der Leverkusener durch Julian Brandt fiel erst in der 84. Minute und damit zu spät.

Die Leverkusener hatten sich durch ihren 4:0-Sieg gegen den SC Freiburg vom Sonntag als so etwas wie die Mannschaft der Stunde empfohlen. Und sie schienen auch einigen Elan vom vergangenen Wochenende mitgenommen zu haben. Nach 60 Sekunden tauchte Stürmer Julian Brandt frei am Fünfmeterraum vor Herthas Torwart Rune Jarstein auf. Doch der Norweger parierte den Schuss des Leverkuseners. Danach entwickelte sich ein überaus abwechslungsreiches Spiel, in dem die Berliner aber im 100. Pflichtspiel von Pal Dardai als Hertha-Coach davon profitierten, dass die Leverkusener in der Defensive dem Gegner mit der Sanftheit unbeschuhter Schwestern des Karmelitinnen-Ordens begegneten. Beziehungsweise: im Stile falsch beschuhter Karmelitinnen.

Denn zu den Umständen, die das 1:0 der Berliner begünstigten, zählte auch ein Ausrutscher von Mittelfeldspieler Dominik Kohr. Nur weil er - wie zuvor diverse Mitspieler - das Gleichgewicht verlor, konnte Leckie vom Strafraum Maß nehmen und den Ball unter die Querlatte zirkeln; sein vierter Saisontreffer. Leverkusens Torwart Bernd Leno, der schon in der 9. Minute bei einer Leckie-Konterchance zögerlich gewirkt hatte, streckte sich mit dem falschen Arm und daher auch vergeblich nach dem Ball.

Nachgerade eklatant war Lenos Fehlleistung beim 2:0 der Hertha. Nicht, dass er der einzige gewesen wäre, der nicht auf der Höhe war. Doch nach einem schnell ausgeführten Einwurf von Mitchell Weiser in den Strafraum blieb er auf halbem Wege zum Ball stehen. Herthas Kapitän Vedad Ibisevic spitzelte den Ball weg, behauptete sich dann im Infight mit Leno an der Grundlinie und flankte zurück auf Kalou, der aus acht Metern ins leere Tor einköpfeln konnte. Leno revanchierte sich in der 41. Minute, indem er einen gut platzierten Ibisevic-Kopfball kurz vor der Linie festhielt. Doch da war es für Leverkusen zu spät. Denn kaum ein Team ist geschickter darin als die Hertha, einen Vorsprung mit Hingabe und Bedacht zu verteidigen. Und so war es kaum überraschend, dass Hertha sich in der zweiten Halbzeit darauf kaprizierte, Leverkusen den Ball zu überlassen und nur noch latent Gefahr verströmte.

Die Folge: eine zweite Halbzeit, die lange keine Torchancen bot. Der eingewechselte Leon Bailey (75.) sorgte für Aufsehen, doch es blieb Brandt überlassen, mit einem Gewaltschuss das 1:2 zu erzielen (84.). Kohr hatte noch den Ausgleich auf dem Fuß (88.). Referee Deniz Aytekin dekretierte fünf Minuten Nachspielzeit. Doch auch das langte Leverkusen nicht mehr zu einem Remis

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