Beginn der Basketball-Euroleague:Bayerische Träume unter Europas Körben

Bamberg hat hohe Ziele, die Bayern-Basketballer sind erstmals dabei: In der Euroleague treten die BBL-Teams gegen die Besten des Kontinents an. In welchem Modus wird gespielt? Warum ist der FC Bayern wohl chancenlos? Und wie sieht es mit Live-Spielen im Fernsehen aus? Eine Übersicht.

Von Jonas Beckenkamp

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Quelle: AFP

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Bamberg hat hohe Ziele, die Bayern-Basketballer freuen sich über eine Wildcard: In der Euroleague treten die BBL-Teams gegen die Besten des Kontinents an. In welchem Modus wird gespielt? Wie stehen die Chancen der Deutschen? Und wie sieht es mit Live-Spielen im Fernsehen aus? Eine Übersicht.

Einige Favoritennamen sind aus dem Fußball bestens bekannt - die Anwärter auf den Euroleague-Gewinn heißen wie schon in den vergangenen Jahren FC Barcelona, Real Madrid, ZSKA Moskau, Panathinaikos Athen oder Olympiakos Piräus. Barça hat seine ohnehin edel besetzte Mannschaft um Zauberwerfer Juan Carlos Navarro (Bild) noch einmal verstärkt: Die Zugänge Maciej Lampe und Bostjan Nachbar versprechen enormes Potenzial - vielleicht sogar mehr als derzeit bei den "Königlichen" in Madrid vorhanden ist. Dort sind immerhin eine Reihe spanischer Nationalspieler versammelt.

Moskau verfügt über ein eingespieltes Team, dem Zugang Kyle Hines (früher Bamberg) zu mehr Explosivität verhilft, während die Großklubs aus Griechenland auf einheimische Abgezocktheit und amerikanische Basketball-Power setzen. Hinter den Topfavoriten lauern vor allem Maccabi Tel Aviv, Žalgiris Kaunas und die deutlich verstärkten Türken von Fenerbahçe Istanbul auf die ganz große Sache.

Brose Baskets Bamberg - Real Madrid - 67:82

Quelle: dpa

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Nach mehreren Änderungen in den vergangenen Jahren scheint die Euroleague jetzt ihren passenden Modus gefunden zu haben. Gespielt wird in der Vorrunde zunächst in vier Sechsergruppen, wo alle Teams je zweimal aufeinandertreffen. Die besten vier aus jeder Gruppe qualifizieren sich nach zehn Spieltagen für das sogenannte Top16. Es folgen zwei Achtergruppen mit insgesamt 14 Partien pro Mannschaft - der Einzug in diese Zwischenrunde ist also auch deshalb so lukrativ, weil er den Teilnehmern im Winter und Frühjahr zahlreiche Spiele auf höchstem Niveau verspricht.

Aus den beiden Achter-Tableaus rücken danach jeweils die besten Vier in die Playoffs auf. Die Paarungen werden überkreuz aus den Gruppenplatzierungen ermittelt, so dass der Erste aus einer Gruppe auf den Vierten der anderen trifft, usw. - im Modus Best-of-five werden im Viertelfinale die vier Klubs ermittelt, die schließlich Mitte Mai in Mailand das Final Four bestreiten. Klingt kompliziert, ist aber bei näherem Hinsehen durchaus logisch. Sollten Bamberg und Bayern das Top16 erreichen, wäre das schon eine anständige Leistung - über mehr möchte in Basketball-Deutschland derzeit noch keiner nachdenken.

Mailand Euroleague

Quelle: imago sportfotodienst

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Die Planungs-Verantwortlichen der Euroleague versuchen seit Jahren das Finalturnier in Städte zu vergeben, die sowohl die Infrastruktur für ein solches Großevent bieten, als auch für Fans ein attraktives Reiseziel darstellen. Vollbesetzte Ränge gibt es anders als im Fußball bei der europäischen Basketball-Endrunde trotzdem nicht immer. In der vergangenen Saison wurde der Champion in London ermittelt - und es blitzten in der Halle einige leere Sitze hervor.

Im Mai 2014 geht es nun nach Mailand. Italien verfügt im Gegensatz zu Großbritannien durchaus über Basketball-Tradition, so dass ein wenig mehr Besuch zu erwarten ist. Zudem beheimatet die Modemetropole mit Emporio Armani Milan immerhin einen Teilnehmer am diesjährigen Wettbewerb. Gespielt wird beim Final Four an einem kompletten Wochenende: Zunächst finden zwei Halbfinals statt, dann treffen die beiden Verlierer in der Partie um Platz drei aufeinander - am Ende ermitteln die beiden besten Teams Europas den Sieger der Saison in einer Begegnung.

Marko Pesic und Svetislav Pesic

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Zum ersten Mal überhaupt ist auch der FC Bayern in der Euroleague dabei. Die Münchner bekamen eine Wildcard, denn große Vereinsnamen sehen sowohl Verantwortliche als auch Sponsoren gerne im Wettbewerb. "Für uns ist es eine große Ehre, in der Euroleague zu spielen", sagt Sportdirektor Marko Pešić (li.), der in München gemeinsam mit seinem Vater Svetislav etwas Großes aufbauen will. Die Bayern haben sich enorm verstärkt - für viel Geld kamen insgesamt zehn Neue, der Kader scheint Europaleague-tauglich und der Saisonstart in der Liga gelang vorzüglich.

Und trotzdem: In der Euroleague muss sich der BBL-Tabellenführer erst zurechtfinden. "Unser Ziel ist es, die Vorrunde zu überstehen und uns gut zu präsentieren", findet Coach Svetislav Pešić. Und der muss es wissen, schließlich triumphierte er 2003 mit dem FC Barcelona. Die Bayern treffen in der Gruppe C auf Zielona Góra, Siena, Galatasaray Istanbul, Olympiakos Piräus und Unicaja Málaga - bis auf den Auftaktgegner aus Polen sind diese Mannschaften äußerst stark einzuschätzen. Ob die Münchner sich durchsetzen, hängt auch davon ab, ob sie sich schnell an das hohe Niveau der Gegner gewöhnen.

EWE Baskets Oldenburg - Brose Baskets Bamberg 61:63

Quelle: C. Jaspersen/dpa

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Viel fehlte den Oldenburger Basketballern nicht, als sie sich in diesem Herbst in der Qualifikation zur Euroleague versuchten. Der Meisterschaftszweite der BBL durfte den Regularien entsprechend an einem Ausscheidungsturnier in Vilnius teilnehmen, wo einige Topteams noch einen Nachrücker ermitteln sollten. Gegen den italienischen Klub Cimberio Varese konnten die Baskets noch gewinnen, doch dann waren Dirk Bauermanns Litauer von Lietuvos Rytas Vilnius zu stark. Damit geht Oldenburg nun im zweitklassigen Eurocup an den Start.

Dass mit dem FC Bayern ein Klub eine Euroleague-Wildcard bekommt, der in der BBL hinter den Oldenburgern landete, sorgte im Sommer für einige Verwirrung. Entscheidend für die Vergabe der Freiplätze war dem Veranstalter aber letztlich die Attraktivität des Standortes - und da wählte die Euroleague lieber München als das kleine Oldenburg in Norddeutschland.

Brose Baskets Bamberg - Bayern München

Quelle: dpa

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Die Brose Baskets erlebten vergangene Saison ein Euroleague-Jahr, das sie nicht so schnell vergessen werden. Zunächst lief es sehr anständig: Mit einem knappen Sieg gegen Partizan Belgrad erreichte der deutsche Serienmeister die Top-16-Runde. Eigentlich ein schöner Erfolg, doch dann kam eine bemerkenswerte Pleitenserie: Die Franken schafften es tatsächlich, alle 14 Spiele gegen Europas Elite zu verlieren - oftmals fehlten nur ein oder zwei Körbe.

Diesmal soll sich das ändern. Mit einer umgebauten Mannschaft um die Neuen Zachary Wright, Damir Markota und Novica Velickovic erhoffen sich die Bamberger mehr europäische Glanzabende. Ob das gegen die kniffligen Gruppen-Gegner Mailand, Efes Istanbul, Kaunas und Madrid gelingt, ist fraglich. Der Auftakt verlief immerhin positiv: Gegen Außenseiter Straßburg gewannen die Baskets mit 84:70 (43:29).

Basketball Euroleague

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Gute Nachrichten gibt es für alle Zuschauer, die an den Spieltagen donnerstags oder freitags im Fernsehen die deutschen Teams verfolgen wollen: Sport1 intensiviert seine Berichterstattung mit dem Versprechen, "ausgewählte Spiele der regulären Saison mit den deutschen Teams Brose Baskets Bamberg und FC Bayern München" live zu zeigen - im Free-TV dürfte es demnach viele Heimspiele der Deutschen zu sehen geben. Los geht's schon am Freitag (19. Oktober, 19 Uhr) mit der Partie der Bayern beim polnischen Meister Stelmet Zielona Góra.

Der Sender sicherte sich für die kommenden drei Jahre zudem die Rechte, um auf seiner Webseite Sport.de bzw. im Online-Ableger Sport1+ alle Partien mit deutscher Beteiligung auszustrahlen. Letzteres kostet fünf Euro pro Begegnung, auf diese Weise sind dann aber sogar die Auswärtsspiele der BBL-Mannschaften auf dem Computer verfügbar. Die Euroleague selbst vertreibt auf ihrer Homepage einen Jahrespass. Beim Kauf bekommt der User die Möglichkeit, alle Spiele bis auf jene mit deutscher Beteiligung zu bewundern - die sind aus rechtlichen Gründen "geogeblockt".

Olympiakos Piräus

Quelle: imago sportfotodienst

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Krise in Griechenland hin oder her - für teure Basketballspieler ist vor den Toren von Athen offenbar immer noch genug Geld da. In den vergangenen beiden Jahren hieß der Sieger der Euroleague auch deshalb Olympiakos Piräus, weil in Südeuropa weiterhin deutlich höhere Gehälter üblich sind als im Rest des Kontinents. 2012 besiegten die Männer um Aufbauspieler Vasilios Spanoulis (im Bild beim Wurf) im Finale ZSKA Moskau, 2013 muss sich dann Real Madrid den Rotweißen geschlagen geben.

Neben Panathinaikos Athen, dem Sieger der Jahre 2002, 2007, 2009 und 2011, ist Olympiakos der dominierende Klub des Wettbewerbs. Wer einen Blick in den Kader des Vereins wirft, versteht auch, warum: Neben dem abgezockten Spanoulis tummeln sich dort der frühere NBA-Aufbau Acie Law, der slowenische Center-Gigant Mirza Begic sowie ein ganzer Haufen weiterer griechischer Nationalspieler. Von der Qualität des Titelverteidigers dürfen sich in der Vorrunde auch die Bayern überzeugen - am 31. Oktober reisen die Münchner nach Piräus.

EuroBasket 2013

Quelle: Armando Babani/dpa

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Nach seiner Entlassung beim FC Bayern gönnte sich Dirk Bauermann eine längere Auszeit vom Basketball. Der frühere deutsche Nationaltrainer ruhte sich aus und reiste in die USA, um bei NBA-Trainern über die Schulter zu schauen. Seit einigen Monaten ist er jetzt wieder voll dabei - erst übernahm er den litauischen Klub Lietuvos rytas Vilnius, dann trainierte er Polens Nationalmannschaft bei der EM und jetzt coachte er Rytas bis in die Euroleague.

Im Endspiel des Qualifikationsturniers setzten sich Bauermanns Männer gegen den belgischen Meister Telenet Ostende mit 75:66 durch und landen somit als letzter Teilnehmer in Gruppe D der Hauptrunde - zuvor hatten die Litauer auch die Baskets aus Oldenburg besiegt. Bauermann kennt den europäischen Klubbasketball bestens, schließlich war er vor seiner Zeit in München und beim DBB in Griechenland und Belgien tätig.

Tibor Pleiss

Quelle: imago sportfotodienst

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Besonders viele deutsche Legionäre sind in Europas Topteams nicht zu finden - Nationalspieler Tibor Pleiß bildet beim spanischen Verein Laboral Kutxa Vitoria eine Ausnahme. Und beinahe hätte auch der 2,18-Meter-Schlaks das Baskenland wieder verlassen. Noch vor Beginn der BBL-Saison hielten sich hartnäckig die Gerüchte, dass der FC Bayern den 23-Jährigen gerne verpflichten würde. Doch daraus wurde nichts, die Münchner können eben nicht jeden Spieler haben, den sie wollen.

"Fakt ist: Ich sehe momentan keinen Grund, meinen Verein zu verlassen. Ich fühle mich hier in Spanien sehr wohl und bedaure meinen Schritt ins europäische Ausland absolut nicht", teilte der Center auf seiner Facebook-Seite mit. Sieht ganz so aus, als plane der Mann, dessen NBA-Rechte noch immer bei den Oklahoma City Thunder liegen, seinen Auslandsaufenthalt noch ein wenig zu verlängern.

© SZ.de/sonn
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