Beerdigung von Udo Lattek:Sinatra als letztes Geleit

Udo Lattek gestorben

Udo Lattek gewann acht Meistertitel - unvergessen bleibt er mit seiner rauen Herzlichkeit.

(Foto: dpa)

"Man konnte mit Udo viel Spaß haben": Die Fußballfamilie nimmt im kleinen Kreis Abschied vom deutschen Rekordtrainer Lattek. Die Branche verliert einen harten Hund, dessen sensible Seite nur wenige kannten.

Von Philipp Selldorf, Köln

"Gehen Sie da lieber nicht hin, alles abgesperrt, dort ist ein Riesenauflauf", hatte die Verkäuferin im nahen Blumengeschäft gesagt, aber so arg ging es dann doch nicht zu am Friedhof in Köln-Weiden, auf dem Udo Lattek am Dienstag um ein Uhr mittags zu Grabe getragen wurde. Auf Wunsch seiner Frau Hildegard fand die Beerdigung in einem relativ kleinen Kreis statt.

Sie wollte keinen Auflauf und kein förmliches Großgeleit in öffentlichem Licht, und so vollzog sich die Zeremonie für den berühmten Mann in einem übersichtlichen Rahmen. Zwar stand ein Polizeiwagen in der Seitengasse, doch die beiden Beamten beobachteten teilnahmslos das Geschehen, während sich rund 100 Trauergäste in der Kapelle versammelten: Familie und Freunde und alte Bekannte aus den Klubs, denen Lattek als Trainer oder Sportdirektor beigestanden hatte.

Zu den Trauergästen gehörten der Münchner Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der Mönchengladbacher Vizepräsident Rainer Bonhof und der ehemalige Kölner Präsident Wolfgang Overath, außerdem alte Weggefährten wie Erich Ribbeck, Reiner Calmund, Michael Meier und Christoph Daum. Wolfgang Niersbach vertrat den Deutschen Fußball-Bund, Reinhard Rauball repräsentierte Borussia Dortmund und - in seiner Eigenschaft als Präsident des Ligaverbandes - die sogenannte Fußballfamilie.

Ein halbes Dutzend Kamerateams hatte sich, wenn auch eher ungebeten, ebenfalls als Empfangskomitee am Eingang formiert, nicht zuletzt von dem Gerücht angelockt, dass Uli Hoeneß an der Beerdigung teilnehmen könnte. Doch Hoeneß erschien nicht.

Rauball zeichnete in seiner Traueransprache den erfolgreichen Weg des leidenschaftlichen Fußballers Lattek nach, der am vorvergangenen Wochenende im Alter von 80 Jahren gestorben war. Er erinnerte an die vielen Erfolge des Trainers und an Latteks große Lebenstragik, die 1981 mit dem Tod seines erst 15-jährigen Sohnes Dirk eintrat. Bis ins hohe Alter hat er darüber keinen Trost finden können. "Er war immer ehrlich und geradlinig, aber auch nicht immer nur leicht, das hat im Dialog zu manchem Ärger geführt", sagte Rauball, "viele haben ihn als harten Hund erlebt, aber er kokettierte auch damit."

In Wahrheit sei er viel sensibler gewesen, als er zu erkennen gegeben habe. "Man konnte mit Udo viel Spaß haben, er hatte Humor und liebte die Geselligkeit", erzählte Rauball. Am Ende der Trauerfeier sahen die Gäste ein Video, in dem auch der populäre Fernsehstar Udo Lattek noch einmal Gestalt annahm. Dazu lief, passend zum eigenwilligen Charakter des Verstorbenen, Frank Sinatras Klassiker mit der Liedzeile "I did it my way".

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