Beckers Beijing (5):Als der Regen kam

Schlechtwetter gilt bei Olympia nur, wenn der Blitz einschlägt. Aber das Pekinger Wetter ist auch sonst eine Qual. Aus der Reihe Reporterleben bei Olympia

Thomas Becker

Die Warnung kam vom Flughafen: Gewitter mit Donner, Blitzschlag nicht ausgeschlossen. Nicht gerade ideale Voraussetzungen, um mit einem Kanu aufs Wasser zu gehen. Das ließen die Sportler im Shunyi Ruder- und Kanu-Park dann auch schön bleiben. Sämtliche Wettbewerbe im Rudern, Kanu und Kajakfahren wurden am Donnerstag abgesagt. Allerdings erst, als alle Reporter schon die einstündige Anfahrt in den Nordosten der Stadt bereits hinter sich hatten. Zurück, marschmarsch! See you tomorrow!

Beckers Beijing (5): Regenschutz war am Donnerstag Pflicht: Zuschauer bei Olympia.

Regenschutz war am Donnerstag Pflicht: Zuschauer bei Olympia.

(Foto: Foto: AP)

Das Wetter bei Olympia in Peking ist fast wie im richtigen Leben: Es geht uns eigentlich ständig auf die Nerven. Entweder es ist so heiß, schwül und drückend, dass man nur noch rein will in einen dieser klimatisierten Räume. Dort ist die Klima-Anlage anscheinend mal wieder auf minus vier Grad eingestellt, so dass man im kurzen Sommerhemdchen schnell Gänsehaut bekommt.

Wieder draußen ist der Himmel entweder dermaßen smogverhangen, dass allmählich eine immerwährende Herbstdepression ins Haus steht, oder der Dunst hat sich verzogen und lässt die Sonne durchscheinen, die dann allerdings eine solche Kraft entwickelt, dass man nur wieder rein will, wo aber... Ein Teufelskreis, diese Sache mit dem Wetter. Es kann es uns einfach nicht recht machen.

Der Großteil der olympischen Sportarten findet unter freiem Himmel statt - was eine feine Sache ist, wenn die Spiele nicht gerade in Peking stattfinden. Wenn es in Peking regnet, dann richtig. Schnell bilden sich gewaltige Seen auf den Straßen. Ohne Schirm geht gar nichts. Da Reporter viele Taschen und Rucksäcke tragen, aber nie einen Schirm, sind sie nun besonders dankbar über all die Heerscharen freiwilliger Helfer, die ihnen Regenschutz gewähren auf dem Weg zum nächsten Shuttle-Bus, zur nächsten Wettkampfstätte. Viele Olympioniken trotzen der Natur und olympionieren einfach weiter als sei nichts geschehen: Die Bogenschützen schießen durch die Tropfen, die Beachvolleyballer stapfen durch den nassen Sand. Im richtigen Leben kommt kein Mensch auf so eine Idee. Aber es ist halt Olympia. Da gilt Schlechtwetter wirklich nur, wenn der Blitz einschlägt.

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