FC Bayern nach Sieg gegen Leverkusen:Weg vom Dreck, zurück zur Zuversicht

Bayern Munich's Gomez celebrates his goal against Bayer Leverkusen during their German first division Bundesliga soccer match in Leverkusen

Mit dem knappen Sieg davongekommen: Torschütze Mario Gomez

(Foto: REUTERS)

Der Präsident ist zufrieden: Die Bayern wähnen sich nach dem Erfolg in Leverkusen wieder auf dem richtigen Weg. Die Niederlage gegen Arsenal und vor allem die anschließende Ansprache von Uli Hoeneß haben die Sinne geschärft. Das Los in der Champions League kommt den Münchnern entgegen.

Von Hendrik Buchheister, Leverkusen

Die Tür zur Gästekabine im Leverkusener Bundesliga-Stadion öffnete sich, der Präsident trat heraus, und hinter der Absperrung rückten die Reporter zusammen. Nach der Niederlage des FC Bayern gegen Arsenal unter der Woche hatte Uli Hoeneß eine spektakuläre Wutrede vorgebracht und die jüngsten Leistungen des Rekordmeisters als "schönen Dreck" gewürdigt.

Nun hatten die Münchner zwar wieder gewonnen, doch souverän war der Sieg des enteilten Tabellenführers beim Tabellendritten Bayer 04 nicht. Erst ein Eigentor von Philipp Wollscheid in der 87. Minute stellte den 2:1-Erfolg des FC Bayern sicher. Man durfte also durchaus gespannt sein auf Hoeneß´ Einschätzung. Doch der Münchner Präsident strebte mit schnellen Schritten dem Ausgang entgegen. "Nee, alles klar", sagte er. Mehr nicht.

Alles klar also. Hoeneß war offenbar der Meinung, dass seine Mahnungen gewirkt und die Spieler begriffen hatten, dass sie wieder konzentrierter zu Werke gehen sollten als bei den vorangegangenen Bundesliga-Spielen gegen Hoffenheim (1:0), Düsseldorf (3:2) und natürlich dem 0:2 im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen den FC Arsenal.

Und vor allem mit der ersten Halbzeit im kalten Wind von Leverkusen konnten die Bayern ja wirklich zufrieden sein: "Wir sind sehr aggressiv aufgetreten", stellte Arjen Robben fest, und obwohl Trainer Jupp Heynckes die Mannschaft großflächig umgebaut, war das Spiel lange geprägt von Münchner Dominanz. Das kunstvolle 1:0 von Mario Gomez in der 37. Minute war eine logische Folge des Machtverhältnisse auf dem Platz. Die Leverkusener wirkten wie eine billige Kopie jener Mannschaft, die dem FC Bayern mit dem 2:1 im Hinspiel die bislang einzige Liga-Niederlage in dieser Saison zugefügt hatte.

Mit zunehmender Veranstaltungs-Dauer verloren die Bayern aber den Rhythmus. "Man hat gesehen, dass wir unter der Woche eine Champions-League-Spiel hatten, das Kraft gekostet hat", erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den Knick im Münchner Spiel, der auch den Leverkusener Ausgleich durch Simon Rolfes in der 75. Minute zur Folge hatte.

Dass ihnen kurz vor Schluss noch der kuriose Treffer zum Sieg gelang, werten die Münchner als Lohn für ihren Kampf und ihre Hingabe. Und ein wenig Genugtuung dürften sie auch verspürt haben, nachdem das Hinspiel durch einen ähnlich kuriosen Treffer auf den letzten Metern zu ihren Ungunsten entschieden worden war.

Turin als willkommenes Los

So verabschiedeten sich die Münchner Profis also mit Freudensprüngen vor den mitgereisten Fans von einer wilden Woche, die doch einen entscheidenden Effekt auf den weiteren Saisonverlauf gehabt haben könnte: Die Niederlage gegen Arsenal und vor allem die anschließende Ansprache von Uli Hoeneß haben die Sinne geschärft.

Die Meisterschaft ist zwar entschieden, doch das ist kein Grund, nachlässig zu werden. Das haben offenbar auch die Spieler der Bayern begriffen: "Auch wenn wir viel gelobt werden, müssen wir kritisch mit uns bleiben", sagte Arjen Robben nach dem Sieg in Leverkusen und blickte dabei so ernst wie ein Regierungschef bei der Rede zur Lage der Nation.

Den Hoeneß'schen Warnungen wollte er natürlich nicht widersprechen: "Dafür ist er ja Präsident. Außerdem hatte er recht", gestand Robben. "Etwas gemenschelt" habe es in den vergangenen Wochen, sagte Sportdirektor Matthias Sammer und meinte damit die durchaus nachvollziehbare Tendenz zur Nachlässigkeit angesichts der klaren Verhältnisse in der nationalen Liga: "Doch das ist jetzt wieder vorbei."

Die Bayern haben ja nicht nur die Meisterschaft zum Ziel, sie wollen am Ende der Saison auch den DFB-Pokal und die Champions-League-Trophäe entgegen nehmen. Und während man auf den Cupsieg der Bayern ruhigen Gewissens zumindest eine mittelgroße Geldsumme wetten kann, brauchen die Münchner nach Ansicht ihres Vorstandschefs Rummenigge im Europacup "zwei sehr gute Tage", um das Viertelfinale gegen Juventus zu überstehen.

Unglücklich über dieses knifflige Los ist das Führungspersonal der Bayern aber nicht. So kommen die Fußballer gar nicht erst auf die Idee, den Gegner zu unterschätzen, während in der Liga die Herausforderungen knapp werden.

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