Bayerns Österreicher:Alabas Abend

FC Bayern Muenchen v Bayer Leverkusen - Bundesliga

Der nächste taktische Kniff: Pep Guardiola setzte David Alaba wieder auf einer anderen Position ein.

(Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Der Rechtsverteidiger fungiert gegen Leverkusen notgedrungen im Zentrum als Abwehrchef und verdient sich dabei erstklassige Noten.

Von Benedikt Warmbrunn

David Alaba blickte zur Seite, er sah, dass Pep Guardiola wie ein Schwimmer in Seenot mit den Armen wedelte, und er verstand sofort. Alaba sprintete ein paar Meter nach vorne, er winkte mit beiden Armen. Und alle folgten ihm, David Alaba. Dem Abwehrchef.

Seit knapp 26 Monaten trainiert nun Pep Guardiola den FC Bayern, er hat die Zeit genutzt, um viele taktische Ideen anzuwenden, doch eine der erstaunlichsten Ideen wendete er am Samstag beim 3:0 gegen Bayer Leverkusen an: eine Viererkette ohne gelernten Innenverteidiger. Und mit Alaba auf der wichtigsten Position.

Guardiola war zu dieser kreativen Lösung gezwungen, Jérôme Boateng war gesperrt, Medhi Benatia verletzt, und Dante war immer noch Dante. Also zog er Xabi Alonso aus dem Mittelfeld in die Mitte der Abwehr, Alaba ließ er von links ins Zentrum rücken, links kam Juan Bernat zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz in dieser Saison. Rechts spielte Kapitän Philipp Lahm, aber das ist inzwischen schon wieder so selbstverständlich, dass es nicht weiter überraschte. Was überraschte, war vielmehr die Selbstverständlichkeit, mit der der 23-jährige Alaba in der Innenverteidigung agierte. Er dirigierte den Rest dieser ungewöhnlichen Abwehrreihe, er organisierte den Spielaufbau nahezu ohne Fehlpass, er verlor erst in der zweiten Halbzeit einen Zweikampf, und das blieb dann auch der letzte, den er verlor. Sogar die Seenot-Gesten seines Trainers verstand er. "Gott sei Dank hat das gut geklappt", sagte Alaba. "Das sah gut aus", sagte Torwart Manuel Neuer.

Diese Innenverteidigung aus Xabi Alonso und David Alaba war jedoch nicht nur eine Notlösung. Gegen Leverkusen war sie eine taktische Variante. Die beiden passstarken Spieler eröffneten die Angriffe des FC Bayern, indem sie oft auf den kurzen Pass verzichteten und stattdessen flach und weit in die gegnerische Hälfte hinein spielten oder direkt mit einem weiten und hohen Zuspiel das Spielgeschehen verlagerten. Die forsche Vorwärtsverteidigung der Gäste lief so ins Leere, dort, wo Leverkusen sich am liebsten den Ball klaut, rund um die Mittellinie, spielten ihn Alaba und Alonso fast nie hin. Bei eigenem Ballbesitz ließ sich Alaba teilweise ein paar Meter weiter nach hinten zurückfallen, um mehr vom Spiel vor sich zu haben; Alonso rückte dann ins Mittelfeld vor. "Er ist ein schneller Spieler, er liest sehr gut die Angriffe des Gegners", lobte Guardiola Alaba.

Diese Aufstellung war zugleich ein deutlicher Abschiedsgruß an Dante. Lieber eine Innenverteidigung ohne Innenverteidiger als eine Innenverteidigung mit dem brasilianischen Innenverteidiger, das war die Botschaft. Dante verstand sie. Nach dem Abpfiff kamen alle zu ihm, um ihn lange zu umarmen, am Abend vor seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg, nach drei Jahren in München. Und Dante ließ sich umarmen. Als erstes von David Alaba, dem Abwehrchef für einen Abend.

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