Bayerns Basketballer gewinnen Eurocupspiel:Leidenschaftlich lästig

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Klar überlegen: Bayerns Devin Booker hängt nach einem Dunk am Korb. (Foto: Kolbert/Imago)

Bayerns Basketballer besiegen Vilnius dank starker Defensive deutlich mit 81:68. Center Devin Booker und Jared Cunningham sammelen die meisten Punkte.

Von Matthias Schmid

Devin Booker flog zwei Minuten vor der Schlusssirene wieder an den Korb heran, so wie es der Amerikaner zuvor in der Partie schon häufig gemacht hatte. Er war so hoch in der Luft, dass man Angst haben musste, dass er sich gleich den Kopf an der Hallendecke anstoßen würde. Doch diesmal verstopfte er sich beim Versuch, den Ball per Dunk von oben nach unten zu wuchten, er bekam den Ball nicht richtig zu greifen, er tippte an den Ring. Booker schüttelte den Kopf, immer wieder, er konnte seinen Fauxpas nicht glauben. Es blieb fast sein einziger im Spiel. Der Center war neben Jared Cunningham (beide sammelten 18 Punkte) ansonsten einer der auffälligsten Spieler des FC Bayern am Mittwochabend und hatte großen Anteil daran, dass seine Mannschaft am Ende das Eurocup-Spiel gegen Rytas Vilnius mit 81:68 (42:35) gewann und sich den ersten Sieg im zweiten Spiel der Zwischenrunde der besten 16 holte.

"Wir haben einen guten Job gemacht", sagte Aleksandar Djordjevic. Der Münchner Cheftrainer war besonders von der ernsthaften Vorstellung seiner Eleven über die gesamten 40 Minuten hinweg angetan, nachdem sie die erste Begegnung noch in Turin verloren hatten. "Wir waren bereit für das physische Spiel", sagte er, "wir hatten genügend Intensität und konnten uns entscheidend absetzen."

In der Anfangsphase war es noch ein Spiel der Distanzwerfer gewesen, bei den Bayern tat sich besonders der NBA-erprobte Cunningham mit zwei Dreiern hervor, die Litauer beeindruckte das aber wenig, sie verwandelten sogar vier Würfe von jenseits der 6,75 Meter entfernten Dreipunktelinie und führten mit 17:14, in Litauen lernen die Kinder das Werfen aus allen Lagen schon in der Schule, Basketball ist dort Nationalsport. Die Mannschaft von Rimas Kurtinaitis spielte einen sehr ansehnlichen, schnellen Mannschaftsbasketball.

Der Coach holte einst als Spieler bei den Sommerspielen 1988 in Seoul mit Litauen die Goldmedaille und lief in der Bundesliga für Hagen auf. Ihre hohe Trefferquote, im ersten Viertel verwandelten die Gäste erstaunliche 71 Prozent, konnten sie aber nicht halten. Auch weil die Bayern-Spieler anfingen, lästiger zu verteidigen, und den Ball in der Offensive gut bewegten. Nutznießer war häufig Cunningham, der bis zur Pause 13 Punkte sammelte und mit seiner Sprungkraft und Schnelligkeit in Kopf und Beinen das Publikum begeisterte. Zur Pause führten die Bayern mit 42:35.

Nach dem Seitenwechsel vergrößerten sie den Vorsprung auf phasenweise zwanzig Punkte (62:42), weil sie weiter so leidenschaftlich verteidigten, als hätte Präsident Uli Hoeneß eine Extraprämie ausgelobt für jeden verhinderten Punkt. "Wir hatten heute die richtige Einstellung", fasst Djordjevic zusammen.

Die hatte der Serbe zuletzt bei der fünf Spiele andauernden Auswärtstournee vermisst. Gegen Vilnius konnte er sich im Schlussviertel aber entspannt zurücklehnen. Nach dem spielfreien Wochenende in der Bundesliga stehen nun zwei weitere Heimspiele an. Zunächst am Mittwoch gegen St. Petersburg und dann vier Tage später gegen Meister Bamberg im Viertelfinale des Pokals.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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