Bayernligaspieler Martin Büchel:Mit Iniesta und Ibrahimovic auf Augenhöhe

Martin Büchel Unterföhring

"Einen Spieler wie ihn kann man gar nicht foulen": Martin Büchel (l.) verfolgt Andres Iniesta. Erhascht hat er immerhin das Trikot des Spaniers.

(Foto: Imago)

Der Liechtensteiner Martin Büchel hat gegen Iniesta und Ibrahimovic gespielt und den AC Mailand bezwungen. Durch Zufall kam er vor knapp zwei Jahren zum Bayernligisten FC Unterföhring - und wäre dort fast in der Reserve verschwunden.

Von Stefan Galler

Nein, mit Marco Büchel sei er nicht verwandt. Den früheren Ski-Rennläufer und heutigen Fernsehexperten kenne er aber sehr gut. "Wir sind in Liechtenstein nicht so viele Leute", sagt Martin Büchel, Fußball-Nationalspieler aus dem Fürstentum. "Büchel ist bei uns ein Name wie in Deutschland Meier oder Müller."

Der 27-Jährige spielt seit fast zwei Jahren im Mittelfeld beim FC Unterföhring. Das ist ziemlich spektakulär, denn so arg viele Nationalspieler, noch dazu aktuelle, gibt es in der Bayernliga naturgemäß nicht. Im März 2015, wenn die Liechtensteiner Auswahl in der Qualifikation zur Europameisterschaft das Team Österreichs empfängt, wird Büchel sein 50. Länderspiel absolvieren. Siege am Fließband hat er dabei nicht gerade feiern können. Zuletzt allerdings gab es im November einen 1:0-Auswärtserfolg in Moldawien. "Wir hatten alle einen super Tag und haben hinten dicht gemacht. Das war ein echtes Highlight", sagt Büchel.

Das Fürstentum Liechtenstein hat etwa 37 000 Einwohner, das sind nur ein paar mehr als Fürstenfeldbruck oder Erding - 1700 davon sind aktive Fußballer. Und deshalb verwundert es auch nicht, dass ein Kicker wie Büchel, der seine Profikarriere schon vor drei Jahren beendet hat, immer noch zur ersten Wahl gehört. "Etwa die Hälfte der Nationalspieler sind Profis, die andere Hälfte spielt in der dritt- und vierthöchsten Spielklasse in der Schweiz", sagt Büchel.

Schweizer Meister mit dem FC Zürich

Er selbst war als 19-Jähriger zum FC Zürich gewechselt, verbrachte dort einige Jahre in der Nachwuchsmannschaft, wo er beispielsweise mit den heutigen Bundesligastars Ricardo Rodríguez (Wolfsburg), Admir Mehmedi (Freiburg), Josip Drmic (Leverkusen) und Raffael (Mönchengladbach) zusammenspielte. 2008 schaffte er schließlich den Sprung in die Profimannschaft. Unter Trainer Lucien Favre wurde er 2009 Schweizer Meister und machte in der folgenden Saison die Champions-League-Auswärtsreisen zu den Spielen bei Real Madrid und dem AC Mailand mit. Gegen das große Milan gelang Zürich sogar ein 1:0-Sieg.

Doch schon damals plagten Martin Büchel gesundheitliche Probleme. "Ich hatte bereits sechs Bandscheibenvorfälle, teilweise mit so starken neurologischen Ausfällen, dass ich mein Bein nicht mehr gespürt habe", erzählt der ehemalige Profi. Dazu kamen diverse Bänderrisse und eine langwierige Schambeinentzündung. Mehr als ein Grund genug, mit 25 Jahren dem bezahlten Fußball Adieu zu sagen. Zuvor hatte Büchel sich allerdings noch einen Traum erfüllt und ein halbes Jahr lang beim spanischen Klub Deportivo La Coruña gespielt. "Ich liebe den spanischen Fußball. Mein damaliger spanischer Berater hat mir diese Chance ermöglicht und das Leihgeschäft zwischen dem FCZ und Depor in die Wege geleitet."

Büchel schnappt sich das Trikot von Inesta

Seiner Begeisterung für den Fußball im Land des Europameisters ist es auch geschuldet, dass das Länderspiel gegen Spanien im Jahr 2011 sein ganz persönliches Karrierehighlight darstellt. "Ich habe direkt gegen meinen Lieblingsfußballer Iniesta gespielt, mir natürlich auch nach dem Spiel gleich sein Trikot gesichert." Die Partie verloren die Liechtensteiner 0:6, dennoch waren Büchel und seine Teamkameraden zufrieden: "Als es nach 13 Minuten noch 0:0 stand, haben wir uns schon gefragt, was los ist. Später ging uns dann doch etwas die Kraft aus." Die Zweikämpfe mit seinem Idol seien stets fair abgelaufen - gezwungenermaßen: "Einen Spieler wie Iniesta kann man gar nicht foulen. Immer wenn ich ihn abgrätschen wollte, war er schon weg."

Als Büchels Entschluss feststand, sich beruflich umzuorientieren, war ganz schnell klar, dass er seine Erfahrungen aus dem Sport in den Job einfließen lassen wollte: Er entschied sich für ein Osteopathie-Studium - und das wird in Deutschland exklusiv von der Fresenius-Hochschule in Hessen und in München angeboten. Büchel siedelte sich in Unterföhring an und schaute eines Tages auf gut Glück beim Training des FC vorbei. Den damaligen Trainer Walter Werner fragte er schließlich, ob er einmal mittrainieren dürfe. Werner bot ihm an, sich bei der Reserve vorzustellen. "Als wir uns bereits verabschiedet hatten, fragte er im Gehen noch, wo ich denn früher gespielt hatte", erzählt Büchel und schmunzelt. "Ich nannte ihm meine Vereine und er lud mich sofort zur ersten Mannschaft ein."

Teamkollegen wollen viel von Ibrahimovic erfahren

Seither ist Martin Büchel Teil des Teams. Er fühlt sich in Unterföhring wohl: "Es macht wirklich unglaublich viel Spaß, wir haben eine tolle Mischung und vielleicht können wir in der nächsten Saison ja mal ganz vorne angreifen." Seit er in der Bayernliga spielt, ist er von Verletzungen verschont geblieben. "Die Kombination von Schulmedizin und Osteopathie macht's möglich", sagt er und verweist auf Spitzensportler wie Arjen Robben oder Ski-Weltcupsieger Marcel Hirscher, die ebenfalls auf die alternative Therapie schwören. "Und Robben ist seit zwei Jahren in Top-Form."

In den vergangenen beiden Jahren konnte Büchel praktisch alle Länderspiele mit der Auswahl des Fürstentums bestreiten. Etwa im Oktober in Schweden vor 20 000 Zuschauern in Solna. Liechtenstein verlor 0:2 und Büchel musste in Unterföhring seinen Mitspielern genau beschreiben, wie sein Zusammentreffen mit Zlatan Ibrahimovic verlaufen ist. "Die wollten dann alles wissen. Etwa ob Zlatan wirklich so riesig ist, wie er im Fernsehen aussieht." Zum Heimspiel gegen Österreich will Büchel seine FC-Freunde nach Vaduz einladen. "Ich weiß zwar noch nicht genau, wo ich die 30 Karten herbekomme. Aber irgendwie schaffe ich das schon."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: