Bayern-Zugang Shaqiri beim Trainingsauftakt:Kraftpaket mit Teenie-Grinsen

In der Schweiz ist er längst ein gefeierter Fußballer, nun will sich Xherdan Shaqiri auch beim FC Bayern durchsetzen. Dafür muss es der 20-Jährige mit Ribéry und Robben aufnehmen. Beim Trainingsauftakt hat er die ersten Fans bereits für sich gewonnen.

Saskia Aleythe

Ein wenig verlegen streicht sich Xherdan Shaqiri über den Hinterkopf, als er zum ersten Mal den Rasen auf dem Gelände des FC Bayern betritt. Verlegen wie all die anderen Nachwuchstalente der Münchner. Mit seinem dunkelblonden Hahnenkamm und dem jugendlichen Gesicht ähnelt er der Riege um Mitchell Weiser, und doch ragt er heraus: Bei Shaqiri, gerade 1,69 Meter groß, ist die Muskelmasse omnipräsent. Das Trikot von Arjen Robben würde er vermutlich höchstens über den Kopf bekommen.

Bayern Muenchen - Training Session

Bayern-Zugang Xherdan Shaqiri: Gab zum Trainingsauftakt eine Kostprobe seiner Dribbelkünste.

(Foto: Getty)

Zusammen mit 17 anderen Bayern-Kickern durfte er am Dienstag an der Säbener Straße das erste Training der neuen Saison absolvieren, doch für die rund 400 Fans, die in den Münchner Süden geströmt waren und mit ihren Handy-Kameras am Zaun klebten, war zunächst Geduld gefragt. "Du musst lernen, zu warten", ermahnte eine Großmutter ihren quengelnden Enkel, als auch nach einer Viertelstunde noch kein Ball rollte.

In grellen orangefarbenen T-Shirts trabten die Spieler dann nach 20 Minuten Wartezeit auf den Rasen, natürlich ohne die Nationalspieler, die noch im Urlaub sind. Doch auch ohne Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Manuel Neuer war die Aufregung groß, vor allem wegen Shaqiri. Der 20-jährige Schweizer mit kosovarischen Wurzeln kam für 12,5 Millionen Euro vom FC Basel, mit ihm will Jupp Heynckes die Bayern-Offensive ein Stück unberechenbarer machen, als dies in der vergangenen Spielzeit mit Franck Ribéry (gesetzt auf links) und Arjen Robben (meist gesetzt auf rechts) war.

"Mit mir wird es nie langweilig", sagte Shaqiri kürzlich in einem Interview mit dem Kicker, "ich gehe auf dem Platz gern ins Risiko. Ich mag das Besondere, ich bin ein Straßenfußballer. Fußball ist immer auch Spektakel."

Spektakulär ist ohnehin das passende Prädikat für seinen Lebenslauf: Mit 17 erhielt er beim FC Basel einen Profivertrag und konnte gleich in seiner ersten Saison die Schweizer Meisterschaft gewinnen - und den Pokal. Die Schweizer lieben ihren Xherdan und wählten ihn 2011 und 2012 auch noch zum Spieler des Jahres. "Manche Spieler würden vielleicht abheben, aber die Gefahr besteht bei mir nicht", sagt Shaqiri, "ich kann das einordnen, meine Familie erdet mich."

Lieber Bayern als Olympia

Um die Euphorie um das Kraftpaket einzufangen, schickte die Schweizer Tageszeitung Blick sogar einen Reporter nach München, der bereits sechs Stunden vor Trainingsbeginn live vom Gelände berichtete. Und das, obwohl man als echter Schweizer aktuell auch ein wenig Groll gegen Shaqiri hegen könnte: Am Montag gab er seinen Verzicht auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen bekannt. Zugunsten der Vorbereitung mit dem FC Bayern.

"Ich kann mich nur integrieren, wenn ich zu 100 Prozent bei den Bayern bin", sagt Shaquiri zu seiner Absage an die Schweizer Nationalmannschaft. Zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass der Mittelfeldspieler zum ersten Mal im A-Kader der Schweizer auflief. Bei der WM in Südafrika kam er zwar nur zu einem zwölfminütigen Einsatz, bei der EM-Qualifikation im vergangenen Herbst erzielte er jedoch einen Hattrick beim 3:1-Sieg gegen Bulgarien.

"Ich bin eher ein ruhigerer Typ, der alles ein bisschen lockerer nimmt", sagt Shaqiri über sich selbst. So präsentiert er sich dann auch im Verlauf des Trainings: Immer wieder scherzt er mit seinen Kollegen, legt hin und wieder den Arm auf ihre Schultern und grinst dabei verschmitzt. Perfekte Voraussetzungen, um zum Publikumsliebling zu avancieren? Die ersten "Shaqiriiiiiiiiiiiiiiiiiiii"-Rufe jugendlicher Bayern-Anhänger schallen bereits über den Platz. Der Schweizer grinst wie ein Teenager.

Die Schweiz hat er erobert, die ersten Bayern-Fans auch. Ob Shaqiri Bundesliga kann, muss sich noch zeigen. Von der großen Konkurrenz auf seiner Position lässt er sich schon mal nicht entmutigen und gibt den fleißigen Kämpfer. Brav formuliert er: "Ich will nicht groß sprechen, sondern muss auf dem Platz Leistungen zeigen. Dann gibt der Trainer das Vertrauen und das will ich natürlich zurückgeben mit tollen Leistungen."

Im Spiel acht gegen acht gibt Shaquiri dann noch eine Kostprobe von dem, was ihn zum Schweizer Überflieger gemacht hatte. Wie ein tollwütiger Rüde prescht er über den Rasen, holt sich die Bälle und löst sich mit schnellen Drehungen vom Gegenspieler. Kommt ein Pass in die Mitte, prallt er von Shaqiri ab, zielgerichtet zum nächsten Mitspieler.

"Es wird sicher eine tolle Saison und ich hoffe, dass wir jetzt endlich wieder Titel holen", sagt Shaqiri. Das mit dem Wir-Gefühl klappt schon ganz gut.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: