Bayern unterliegt Real:Per Außenrist auf Ronaldo

33 Jahre nach seinem Weggang als Spieler vom FC Bayern erhält Franz Beckenbauer sein Abschiedsspiel, das die Münchner gegen Real Madrid 2:4 im Elfmeterschießen zu verlieren.

Andreas Burkert

Der Ball hüpfte zwar nicht wie einst vom Weißbierglas ins Torwandloch, aber irrsinnig lässig sah es trotzdem aus, wie er den Anstoß ausführte. Im Anzug stand Franz Beckenbauer dort unten im Mittelkreis der Arena, eine Hand steckte in der Hosentasche, als er sein kaiserliches Fußgelenk in Schwung brachte und Cristiano Ronaldo den Spielball zuspitzelte, selbstredend mit dem Außenrist und natürlich nur ihm, dem teuersten Fußballer. Ronaldo zeigte dann gleich einen schönen Trick, aber so lässig wie Beckenbauer wird er wohl niemals aussehen beim Verrichten seiner Kunst.

FBL-GER-ESP-FRIENDLY-BAYERN MUNICH-REAL MADRID

Lästiger Madrilene: Ricardo Carvalho umschwirrte stets Bayerns Franck Ribéry.

(Foto: AFP)

33 Jahre nach seinem Weggang als Spieler vom FC Bayern hat Beckenbauer am Freitagabend sein Abschiedsspiel erhalten, wobei seine Münchner allerdings so unfreundlich gewesen sind, die Auseinandersetzung gegen Real Madrid 2:4 (0:0) im Elfmeterschießen zu verlieren. Im November, bei der wegweisenden Hauptversammlung der Münchner, hatte Vorstand Karl-Heinz Rummenigge diese Idee verkündet, als Dank für Beckenbauers Verzicht auf das Präsidentenamt zugunsten von Uli Hoeneß und auch als Wiedergutmachung für ein Versäumnis. "Es war damals eigentlich ein Abschiedsspiel für mich geplant, aber nach meinem Wechsel im Mai 1977 zu Cosmos New York ist das dann irgendwie in Vergessenheit geraten", erinnerte sich der 64-Jährige am Freitag. Dass dies nun nachgeholt werde, nannte er "sehr großzügig".

Khediras Debüt

Für den Ehrengast gab es diesmal also kein Gedicht, sondern Blumen und ein Privatmatch gegen eine Edeltruppe, womit sich die Trainer Louis van Gaal und José Mourinho zur kleinen Revanche nach ihrem Champions-League-Finalduell wiedersahen. Diesmal ging es immerhin um den mächtigen Franz-Beckenbauer-Pokal, gegen den die Champions-Trophäe übrigens ziemlich mickrig aussieht. Dementsprechend ambitioniert hatte der neue Real-Coach aufgestellt, obwohl der Start der Primera División erst Ende des Monats ansteht. Die Weltmeister Casillas, Ramos und Xabi Alonso standen ebenso in Mourinhos Startelf wie der argentinische Torjäger Higuain und die zwei jüngsten Neuverpflichtungen, Abwehrspieler Ricardo Carvalho Chelsea) - und Sami Khedira.

Der deutsche Nationalspieler gab somit sein Debüt im weißen Real-Hemd; er beteiligte sich sicher am Kurzpassspiel der Gäste, gewann Zweikämpfe, ging wie üblich weite Wege in die Spitze und hielt ansonsten während seines 90-minütigen Einsatzes unauffällig seine Position im zentralen Mittelfeld.

Bei den Bayern fügte van Gaal dem Gerüst seiner Startformation wieder Franck Ribéry hinzu. Der nach der WM an den Leisten operierte Franzose spielte bis zur Auswechslung ansprechend und dürfte vielleicht noch nicht im Pokalspiel gegen Windeck, aber wohl für den Ligaauftakt in einer Woche gegen Wolfsburg ein Thema sein. Im Vergleich zum Supercup-Sieg über Schalke kehrte ansonsten van Buyten in die Deckung zurück (Demichelis fehlte wie Lahm, Timoschtschuk und die während der Woche beanspruchten Nationalspieler Gomez und Kroos). Eine Chance im Mittelfeld erhielt Sosa, van Gaal stellte ihn damit wohl ins Schaufenster, schließlich wurde das Spiel in 80 Länder übertragen. Philipp Lahm wurde durch einen gewissen Nicolas Jülich ersetzt, der 20-Jährige stammt aus Hermann Gerlands Talentpool und hielt sich ordentlich.

Munterer Schlagabtausch

Es entwickelte sich ein recht munterer Schlagabtausch, Higuains Kopfball (3.) hätte schon Reals Führung bedeuten können. Diese hatte Badstuber noch klarer vor Augen, als er zum Elfmeter antrat, Ramos hatte Ribéry gelegt. Doch den strammen Flachschuss wehrte Casillas ab, der auch den Nachschuss von Müller parierte (8.). Der Nationalkeeper fand danach wohl Gefallen an diesem Abend, er verhinderte gegen Pranjic' Distanzschuss (28.) und in direkten Duellen mit Ribéry und Klose (42./43.) das 0:1.

Auch Madrid besaß Chancen durch Higuain, Alonso und Marcelo Vieira; einige intensive Zweikämpfe und Tritte zeugten sowieso davon, dass beide Teams diesen Test durchaus ernst nahmen. Nach einer Stunde begannen allerdings Mourinhos Wechselspiele, vier auf einen Schlag wechselte er, worauf van Gaal mit drei Männern konterte. Der vehement umjubelte Neuling Schweinsteiger verfehlte gleich darauf nur um Zentimeter das 1:0 (69.), drüben wirkte Reservetorwart Kraft wieder sehr sicher und hielt glänzend bei Ronaldos Kopfball (79.).

Beim Elfmeter-Lotto fehlte Kraft dann das Glück, Altintop und Braafheid fanden in Casillas ihren Meister. Beckenbauer blieb dennoch smart, lächelnd reichte er Reals Kapitän den Pott mit seinem Namen. Casillas hätte das Ungetüm fast fallengelassen.

FC Bayern: Butt (46. Kraft) - Jüllich, Van Buyten, Badstuber (46. Braafheid), Contento - Van Bommel (60. Ottl), Pranjic (74. Haas) - Sosa (60. Schweinsteiger), Müller, Ribéry (60. Altintop) - Klose.

Real Madrid: Casillas - Ramos (59. Diarra), Carvalho (88. Granero), Garay (45. Albiol), Marcelo (86. Drenthe) - Khedira, Xabi Alonso - Leon (58. Di Maria), Canales (58. Van der Vaart), Ronaldo - Higuaín (59. Benzema).

Elfmeterschießen: 0:1 Ronaldo, 1:1 Badstuber, 1:2 Van der Vaart, Altintop verschießt, 1:3 Xabi Alonso, 2:3 Ottl, 2:4 Benzema, Braafheid verschießt. - Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding). - Zuschauer 69000 (ausverkauft). - Gelbe Karten: Carvalho.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: