Bayern-Testspiel gegen Real:Lustgewinn gegen eine bessere C-Elf

Bayern Munich's coach Guardiola reacts during their pre-season Audi Cup tournament final soccer match against Real Madrid in Munich

Ein Spiel, das wichtig für ihn ist: Pep Guardiola beim Testspiel gegen Real

(Foto: REUTERS)
  • Pep Guardiola und die spanischen Fans provozieren sich gegenseitig, Mario Götze stellt ein Missverständnis klar.
  • Vor allem die Neuzugänge Vidal und Costa begeistern beim spannungsarmen Testspiel gegen Real Madrid.
  • Sportchef Sammer betreibt Stimmungshygiene.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Gegen die Fußballer von Real Madrid gewinnt man nicht alle Tage, deshalb genoss Pep Guardiola diesen Moment ganz besonders. Sein FC Bayern hatte soeben den Sieg beim hauseigenen Auto-Cup eingefahren, es reichte ein 1:0 (0:0) gegen mäßig engagierte Spanier, da ließ sich der Bayern-Trainer auf ein paar Scharmützel mit Madrilenischen Aficionados ein. Die Fans hatten ihn aus einer der ersten Reihen über 90 Minuten mit Sprechchören bedacht: "Viva España" brüllten sie Guardiola entgegen und schließlich: "Du bist Spanier!" Das ist der Mann aus dem Hinterland Barcelonas - zumindest nach eigener Wahrnehmung - aber nur zum Teil. Er ist vor allem: ein politisch engagierter Kämpfer für die Unabhängigkeit seiner katalanischen Heimat.

Und so ballte Guardiola nach dem Schlusspfiff gleich mehrfach die Fäuste, er winkte hämisch in die Ränge und wies die Schreihälse an, den Mund zu halten. Es war ein seltsames Schauspiel - überflüssige Provokation von beiden Seiten. Es war gleichzeitig der einzige Moment an diesem Abend, der echte Spannung versprach. Der Rest dieses Finals untermauerte die These, dass so ein Vorbereitungsturnier eine ganz schön zähe Angelegenheit sein kann. Wer sich nach dem ersten, zarten Pokalgewinn der Münchner in dieser Saison auf die Suche nach Schlussfolgerungen begab, musste schon genau zuhören.

Zum Beispiel bei Matthias Sammer, der ja vorderster Erkenntnistheoretiker des Vereins ist: "Es ist immer besser, wenn man gewinnt, als wenn man verliert," stellte der Sportvorstand fest, "auch wenn das nur ein Vorbereitungsturnier war." Gewonnen haben die Bayern sogar zweimal: am Dienstag 3:0 gegen eine kaum ernstzunehmende Urlaubertruppe des AC Mailand und 1:0 gegen eine bessere C-Elf von Real Madrid. Beides waren angesichts der Umstände und des Zeitpunkts in der Saisonvorbereitung keine Erfolge von großer Kostbarkeit, aber beim deutschen Meister waren sie darauf bedacht, sich den Lustgewinn nicht kleinreden zu lassen.

"Es sind gute Mannschaften dabei gewesen und wir haben hier ordentlich gespielt", bilanzierte Philipp Lahm, dem es vor allem die Zugänge Arturo Vidal und Douglas Costa angetan haben: "Sie machen einen sehr guten Eindruck. Wir brauchen diesen hochwertigen Kader im Lauf der Spielzeit." Vielleicht ist das tatsächlich die wichtigste Lehre: Der FC Bayern hat seine ohnehin luxuriös bestückte Mannschaft gehörig aufgemotzt. Gegen Madrid zeigte vor allem Costa mit fetzigen Dribblings und einigen scharfen Flanken (von links mit links!), dass er dem Team Esprit mitgeben kann. "Er hat auf den ersten Metern riesige Vorteile, weil er schnelle Schritte macht", lobte auch Thomas Müller.

Götze wird erneut deutlich

Rennen, Löcher reißen, flanken - sein Aufgabengebiet scheint der aus Donezk gekommene Brasilianer bereits zu verinnerlichen. So passte es ins Bild, dass dem späten Siegtreffer durch Robert Lewandowski (88. Minute) ein Freistoßgeschoss Costas vorausgegangen war. Weil Guardiola in der ersten Halbzeit ein Experiment ohne echten Stürmer gewagt hatte, das kaum gelingen wollte, musste es am Ende ein Stolpertor richten. Mit der offensiven Dreierreihe Costa-Müller-Götze waren die Münchner 45 Minuten vergeblich durch den Feierabendverkehr im Mittelfeld gewuselt - der Ertrag blieb überschaubar, aber Guardiola schien sich zu denken: Man wird ja wohl mal probieren dürfen.

Am Ende musste trotzdem noch ein Missverständnis aufgeklärt werden: Mario Götzes Ergüsse vom Vortag über seine schwierigen ersten beiden Jahre unter Guardiola ("Es wird sich herausstellen, ob der Trainer häufiger mit mir spricht"). Der sensible Weltmeister fühlte sich falsch verstanden und äußerte sich vor dem Schlurfgang in den Teambus noch einmal explizit zu seiner Situation: "Da wurde ein Zitat von mir aus dem Zusammenhang gerissen. Ich möchte zu meinen Aussagen klarstellen: Ich habe ganz sachlich und neutral auf eine Journalistenfrage geantwortet: 'Mal sehen, ob Pep Guardiola mehr mit mir spricht'", so der Mittelfeldspieler. Seine neue Redseligkeit unterlegte er mit ernstem Blick.

So ein entschiedenes Plädoyer gab es vom bedacht auftretenden Götze selten zu hören. Er wurde sogar noch deutlicher, wenn auch in aller Demut: "Das war aber überhaupt nicht wertend. Ich würde nie Kritik an irgendjemandem öffentlich äußern." Überhaupt sei er "sehr, sehr glücklich" beim FC Bayern. Ob die Debatte um die fehlende Wertschätzung für Götze seitens des Trainers damit beendet ist, werden die kommenden Partien zeigen. Zumindest hat der Nationalspieler ein Signal gesendet: An ihm liegt es nicht, dass man sich nicht versteht.

In Sachen Stimmungshygiene gab schließlich noch Sportchef Sammer seine Sicht zum besten: "Klar gibt es mal Kleinigkeiten, wir wissen das aber alles richtig einzuordnen. Generell müssen wir das Unantastbare, das den FC Bayern ausmacht, wieder erreichen. Der Trainer macht einen hervorragenden Job." Daran besteht auch kein Zweifel. Vorerst nicht.

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