Bayern-Sieg in Hoffenheim:Ein Schlenzer für die Notelf

FC Bayern Hoffenheim Rode

Jubel über das 1:0: Torschütze Sebastian Rode, l., mmit Rafinha.

(Foto: Daniel Roland/AFP)
  • Der FC Bayern gewinnt mit einer neuen Aufstellung das Bundesliga-Spiel bei der TSG Hoffenheim.
  • Über Sebastian Rodes Tor freuen sich die Münchner riesig. Sorgen bereitet der ausgewechselte Juan Bernat.
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Von Matthias Schmid, Sinsheim

Für den ersten gewonnenen Zweikampf des Nachmittags konnte Pep Guardiola nun wirklich nichts. Ein Auffahrunfall auf der A6 Richtung Heilbronn hatte die Abfahrt Sinsheim Süd blockiert, dort also wo der Mannschaftsbus von 1899 Hoffenheim rausfahren musste, um ins heimische Stadion zu gelangen. Das Luxusgefährt des FC Bayern fuhr so acht Minuten früher durchs Tor der Rhein-Main-Arena, weil es aus der Gegenrichtung kam.

Am Vortag hatte man ja glauben können, dass der Bayern-Cheftrainer für das Leid dieser Welt oder zumindest aber für jeden falschen Handschlag im Verein die Verantwortung übernehmen wollte. Guardiola hatte in einem aufwühlenden und zugleich kämpferischen Monolog während einer Pressekonferenz kundgetan, dass nur einer Schuld trage, wenn die Münchner verlieren: er, der Trainer aus Katalonien. Nicht die Ärzte, nicht der Vorstand, nicht einmal der Greenkeeper.

In Hoffenheim ging es nach dem dritten großen Ereignis in dieser Woche aber diesmal nicht um Schuldzuweisungen, um Niederlagen, Rücktritte oder um andere Dramen. Die Mannschaft siegte 2:0 (1:0) und konnte so den etwas überhitzten Bayern-Betrieb wieder abkühlen. Nach der 1:3-Niederlage in der Champions League beim FC Porto, nach dem geräuschvollen Abgang von Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hatte es ja kurzzeitig so ausgesehen, als wäre beim FC Bayern die Stunde null angebrochen.

Auch Guardiola musste das so gefühlt haben, anders ist sein ekstatischer Jubel nach dem Führungstor von Sebastian Rode nicht zu deuten. Er und Sportdirektor Matthias Sammer feierten so überschwänglich, als hätten sie nach einem Sieg über Porto das Halbfinale erreicht. "Wir haben großes Herz gezeigt", sagte Guardiola hinterher, "ich bin sehr stolz auf die Mannschaft."

Das Gute am Fußball ist ja, dass schon bald irgendwo auf dem Planeten wieder ein Spiel angepfiffen wird, mit elf Spielern auf dem Platz, auch Guardiola hatte nach denkwürdigen Stunden elf Profis gefunden, die er auf den Rasen schicken konnte. Und seine Aufstellung überraschte nicht wirklich, er musste drei Tage nach dem Spiel in Porto und drei Tage vor dem nächsten Spiel gegen Porto etwas ändern, um einigen Profis trotz der prekären Personallage so etwas wie eine Pause, eine Auszeit gönnen zu können.

Das Rückspiel gegen Porto im Viertelfinale ist so etwas wie das Spiel des Jahres für den FC Bayern. Ein Spiel, das eine ganze Saison kaputtmachen, ja sogar Auswirkungen auf die nächsten Spielzeiten haben könnte. Also nahmen Xabi Alonso, Thiago und Jérôme Boateng vor Anpfiff auf der Bank Platz, für sie trabten Holger Badstuber, Gianluca Gaudino und Mitchell Weiser auf den Platz, auch Sebastian Rode spielte von Anfang, weil Philipp Lahm wegen eines Magen-Darm-Virus erst gar nicht nach Hoffenheim gereist war. "Egal was am Dienstag passieren sollte", bekannte Guardiola, "wir Trainer werden diese Saison nie vergessen."

Der Spanier ist ja gerade dabei, seine verbliebenen Spieler zu Helden aufzubauen. Der Spanier brauchte deshalb auch nicht zu befürchten, dass er sich angesichts dieser Notelf rechtfertigen werden müsste oder sogar große Debatten folgen sollten wie in der vergangenen Saison, als Kritiker ihm vorgeworfen hatten, nach der früh errungenen Meisterschaft die Bundesliga mit skurrilen Aufstellungen nicht mehr ernst zu nehmen. Etwas gewagt war allerdings, dass Dante zentraler Spieler in der Dreierkette war, ihm assistierten Holger Badstuber links und Rafinha rechts. Dante hatte ja mit einer Unzulänglichkeit die Niederlage in Porto entscheidend geprägt.

Dante fast wie gegen Porto

Gegen Hoffenheim spielte der Brasilianer zunächst sehr abgeklärt, ohne Fehler, wie auch die übrige Mannschaft, man merkte ihr nicht an, dass sie so noch nie zusammengespielt hatte, Gaudino im defensiven Mittelfeld und Weiser auf der rechten Außenbahn fügten sich unaufgeregt ein, Weiser war es sogar, der die Flanke zur besten Bayern-Chance schlug, doch Robert Lewandowski köpfelte aus zehn Metern drüber (18.). "Wir haben heute eine sehr gute Leistung gezeigt", sagte Bayern-Torhüter Manuel Neuer.

Dante allerdings erlaubte sich wieder einen seiner folgenreichen Aussetzer, einen Steilpass von Eugen Polanski ließ er unter seinem linken Fuß durchrutschen, sodass Anthony Modeste allein auf Neuer zurannte. Die Szene kannte man schon aus Porto, doch Modeste ist nicht dieser unwiderstehliche Ricardo Quaresma, er scheiterte an der rechten Fußspitze des Bayern-Torhüters (30.).

Statt 0:1 hieß es wenige Minuten später 1:0 für den FC Bayern. Rode hatte die Führung erzielt (38.), mit einem raffinierten Schlenzer ins lange Eck, nachdem Oliver Baumann einen Schuss von Thomas Müller nur hatte abklatschen können. Bernat hatte schnell weiter zu Rode gepasst, der dann trocken abschloss und Guardiola samt Sportdirektor Matthias Sammer glücklich machte. "Wir waren danach alles sehr erleichtert", sagte Neuer, "da kann man diese doppelte Freude schon verstehen." Kurz darauf foulte der Torschütze allerdings Polanski klar im Strafraum, Schiedsrichter Tobias Stieler pfiff allerdings nicht.

Nach der Pause ersetzte Boateng Bernat, der einen Schlag auf den Knöchel bekam, aber wohl gegen Porto auflaufen kann (Guardiola: "Der Arzt hat gesagt, das Sprungegelenk ist stabil"). Der diesmal zunächst geschonte Boateng spielte fortan neben Dante in einer Viererkette. Auch Thiago durfte seine Trainingsklamotten ausziehen und mitspielen. Kurz nach seiner Einwechslung hätte er beinahe das 2:0 erzielt, doch Baumann hielt seinen Abschluss genauso wie den Nachschuss von Müller (60.). Davor hatte ein Schlenzer von Lewandowski die Latte touchiert (48.).

Die Münchener spielten die Partie nun routiniert zu Ende, sie konnten ihre Kräfte schonen für Dienstag und gewannen dennoch 2:0, weil Andreas Beck in der Nachspielzeit noch ins eigene Tor traf. Auch für den letzten gewonnenen Zweikampf des Nachmittags konnte Guardiola nichts.

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