Bayern-Sieg in Frankfurt:Weihnachten darf kommen

Eintracht Frankfurt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Trifft dreimal und freut sich mit seinen Kollegen: Weltmeister Thomas Müller (rechts)

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Obwohl Frankfurt den Münchnern eine Zeit lang große Probleme bereitet, sorgen drei Treffer von Thomas Müller für einen souveränen Sieg des Tabellenführers. Trainer Pep Guardiola offenbart dabei mal wieder sein taktisches Geschick.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Sebastian Rode kennt die Akustik im Erdgeschoss der Frankfurter Arena eigentlich bestens, dennoch hat der Zugang des FC Bayern im ersten Moment geglaubt, er hätte sich an alter Wirkungsstätte bei der Frage verhört. Ob er gedacht hätte, dass es gegen seinen Ex-Verein Eintracht Frankfurt im Endeffekt so einfach sein würde?

"Einfach?", fragte der 24-Jährige laut zurück und stellte bestimmt fest: "Das war es nicht!" Danach erklärte der semmelblonde Allrounder ziemlich glaubhaft, wie überrascht das Münchner Luxusensemble gewesen sei - darüber, "wie dieser Gegner draufgegangen ist". Man habe allerdings auf dem Platz und auf der Auswechselbank bald gewusst, "dass sie das nicht 90 Minuten durchhalten".

Damit hatte die in der Schlussphase eingewechselte Münchner Randfigur Rode eine ziemlich gute Zusammenfassung des Spiels abgegeben, das zwar mit dem 4:0 (1:0)-Auswärtserfolg der Bayern bei Eintracht Frankfurt den erwarteten Ausgang, aber doch einen unerwarteten Verlauf nahm. Beinahe eine Stunde lang verkauften sich die Hessen zumindest zeitweise ordentlich - dank primärer Tugenden (hoher läuferischer Aufwand, aggressive Zweikampfführung, frühes Stören).

Da hatten sich schon namhaftere Kontrahenten den Super-Bayern wehrloser ergeben, beispielsweise der AS Rom in der Champions League. Das hatte auch Bayern-Trainer Pep Guardiola so gesehen, der nicht uneingeschränkt zufrieden das Tagwerk betrachtete: "Uns hat das Pressing des Gegners einige Probleme bereitet", gestand der Taktikexperte, "wir mussten das in der Halbzeit ansprechen und einiges ändern."

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Lahm in der Rolle des Ankurblers

Tatsächlich kam der Rekordmeister, der nach einer Musterkombination über Robert Lewandowski und Franck Ribéry durch Thomas Müller früh in Führung (22.) gegangen war, erst später so richtig in Schwung. Nämlich erst, als sich der mit ungewohnt vielen Fehlpässen aufgefallene Xabi Alonso noch weiter als üblich zurückfallen ließ und Philipp Lahm in der Doppel-Sechs den Part des Ankurblers übernahm. Und siehe da: Der Kapitän leitete mit seinem Vorstoß auch das 2:0 von Müller ein (64.). Der machte wenig später instinktsicher seinen Dreierpack perfekt (67.), ehe der eingewechselte Xherdan Shaqiri den Schlusspunkt setzte (86.).

Effizienzkünstler Müller lieferte die schlüssige Erklärung, warum Erfolge bei dem straffen Programm selbst dann herausspringen, wenn die Münchner Siegmaschinerie mal nicht wie geölt anläuft: "Wir spielen nach dem Konzept des Trainers - egal, wer auf welcher Position spielt. Wir wissen offensiv wie defensiv, was zu tun ist. Und wenn wir seriös weitermachen, wird es für jeden Gegner der Welt schwierig." Seinen persönlichen Anteil wollte der 25-jährige Weltmeister nicht überbewerten: "Natürlich freut man sich über einen Dreierpack, aber die Freude wird jetzt nicht bis Weihnachten anhalten."

Zu dieser ehrlichen Gefühlsbeschreibung passte, was wenig später der mal wieder sehr aktiv an der Seitenlinie coachende Thomas Schaaf von sich preisgab. Der Eintracht-Trainer betätigte sich nach der Begegnung gegen die, wie er findet, "beste Mannschaft der Welt" bewusst als Mutspender.

Schaaf lobt, Bruchhagen resigniert

Schaaf machte seinem zuletzt verunsicherten Team Komplimente: "Das war gut, das war mutig, das war entschlossen. Wir haben es den Bayern sehr ungemütlich gemacht und uns zu keiner Sekunde versteckt." Trotzdem wird der 53-Jährige die Länderspielpause dazu nutzen müssen, um die Abwehrschwächen abzustellen, sonst droht seiner Elf auch in den nächsten schweren Partien in Mönchengladbach und gegen Dortmund nicht viel Gutes.

"Ob man 0:1 oder 0:4 verliert, macht unter dem Strich keinen Unterschied", konstatierte Frankfurts starker Torwart Felix Wiedwald, "wir kassieren einfach zu viele Gegentreffer." Der schon länger genervte Vorstandschef Heribert Bruchhagen verstieg sich ob der Dominanz des Gegners zu der Aussage: "Die Spiele gegen die Bayern werden immer schwieriger. Man musste bei uns kein Prophet sein, dass nach einer Stunde die Kräfte nachlassen würden. Bei dieser Qualität der Münchner braucht es schon viel Fantasie, dass da noch einmal ein Gegner auftaucht, der sie schlägt."

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