Bayern-Sieg gegen RB Leipzig:Und jetzt: Champagner!

Football Soccer - Bayern Munich v RB Leipzig

Die Bayern sind gegen Leipzig in Jubellaune.

(Foto: REUTERS)
  • Der FC Bayern zeigt die richtige Reaktion im richtigen Moment und schickt RB Leipzig als kleinen, frustrierten Aufsteiger nach Hause.
  • Das 3:0 im Spitzenspiel lässt die Turbulenzen der letzten Wochen vergessen.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

Als draußen in der Arena die große Mia-san-Super-3-D-Show des FC Bayern zum Jahresabschluss dem Ende zuging, wurden drinnen sechs Mitarbeiter abgestellt. Sie sollten die Sause in Gang bringen und den Alkohol dorthin schaffen, wo er gebraucht wurde: in den Kabinentrakt. Auf einem Wägelchen klimperten die Gläser, in einer Eisbox lagen die Flaschen. Nach großen Siegen fließt das Getränk, das zum Fußball passt: Champagner.

So ist das Ende 2016 bei der FC Bayern AG. Bei mehr als 600 Millionen Euro Umsatz im Jahr kann man sich schon mal was gönnen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kam eine halbe Stunde später mit einem vollen Glas zwischen Zeigefinger und Daumen heraus und gab sich recht redselig.

"Der Sieg war eine Demonstration", stellte er fest, "wenn wir so gereizt werden, ist es schwierig, die Mannschaft zu stoppen." Ein Schluck vom edlen Tropfen. Nächste Frage, bitte.

Großer Unterschied zwischen Rekordmeister und Überschall-Neuling

3:0 hatten die gereizten Spieler des FC Bayern den reichen Aufsteiger RB Leipzig besiegt. Wobei das Ergebnis nur andeutete, wie groß der Unterschied an diesem Mittwochabend zwischen den Mannschaften war. Es hätte ohne weiteres doppelt so oft im Tor der Gäste einschlagen können. Selbst Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl, sonst ein stolzer und selbstbewusster Mann, gab kleinlaut zu, die Münchner seien gnädig mit seiner Truppe gewesen.

Jahrelang hatte die Bundesliga auf einen solchen Knaller kurz vor Weihnachten warten müssen. Erster gegen Zweiter, punktgleich. Das Aufeinanderprallen des Platzhirsches aus München mit dem Herausforderer aus Leipzig. Dem Aufsteiger, einerseits verhasst von den gegnerischen Fans wegen des Sponsors Red Bull, andererseits geachtet wegen dieses spektakulären Spielstils. Es knisterte erheblich mehr als sonst vor einem Bundesligaspiel in der Münchner Arena. Dann pfiff der Schiedsrichter an. 30 Minuten später knisterte nix mehr.

Diese Zeit reichte den Bayern, um aus dem Überschall-Neuling wieder einen ganz normalen Aufsteiger zu machen. Einen chancenlosen, überforderten, frustrierten Bundesliga-Nachzügler. 1:0 Thiago (17.), 2:0 Xabi Alonso (25.). Dann trat Emil Forsberg von hinten den enteilenden Philipp Lahm böse um und sah Rot (30.). Das war's. Robert Lewandowski ließ noch ein Elfmetertor folgen (45.).

"Das waren die besten 30 Minuten der Saison. Wir haben mit hoher Intensität gespielt, dazu guten Fußball geboten", erklärte Trainer Carlo Ancelotti. Er habe dies aber erwartet: "Seit der Niederlage in Rostow haben wir uns sehr verbessert." Ach, stimmt ja. War da was? Es ist nur ein paar Wochen her, da war in München von Champagner-Fußball keine Rede gewesen. Niederlage in der Champions League irgendwo in Russland, Niederlage in Dortmund, ein paar Unentschieden dazu. Es sah mühsam und ungeordnet aus, das Spiel der Bayern, und überall lauerte der Pep-Vergleich. Hatte die Mannschaft unter Guardiola nicht viel besser gespielt? Drei Tage vor Weihnachten ist nun alles vergessen.

Thiago zeigt eine Deluxe-Leistung

Die Mannschaft hat sich offensichtlich zusammengerauft mit dem neuen Trainer aus Italien. Auch der hat sich angepasst, lässt ein bisschen offensiver spielen, als er es gewohnt ist. Hinter den drei Angreifern Lewandowski, Douglas Costa und Arjen Robben durfte Thiago einen Freigeist geben. Der Spanier bedankte sich dafür mit einer Deluxe-Leistung. Auch das Spiel über die Außen mit der Pärchenbildung (Alaba/Costa und Lahm/Robben) klappt immer besser. Dazu zeigten die Bayern der so hoch gelobten Pressing-Maschine aus Leipzig, wie Pressing richtig geht. Das 2:0 war ein typisches RB-Tor mit dem Ballgewinn in des Gegners Hälfte und dem Abschluss nach Hochgeschwindigkeits-Pässen.

Am wichtigsten aber erschien der Wille, es dem aufmüpfigen Gegner mal richtig zu zeigen. "Wir wollten ein Ausrufezeichen setzen, das ist uns gelungen", sagte Philipp Lahm. Hasenhüttl gab sich erstaunt: "Die Bayern haben von Anfang an gezeigt, was sie möchten und ernst gemacht." Selbst wenn seine Mannschaft ihre beste Leistung gezeigt hätte, wäre es schwer geworden. Das hätte man freilich gerne gesehen, dafür hatten sich die Fußballfreunde im Land den Abend freigehalten: die besten Leipziger fordern den Dauermeister. Doch dazu kam es nicht.

Hasenhüttl: "Diesen Schuh zieh ich mir selber an"

"Einige Spieler waren heute nicht in der Lage, alles zu bringen", erklärte der Trainer, und: "Diesen Schuh zieh ich mir selber an." Nach seiner Erzählung hatte das Schicksal demnach schon weit vor dem Spiel seinen Lauf genommen. Mindestens zwei Spieler hatte Hasenhüttl wohl gefragt, ob sie sich fit genug fühlten für das große Spiel: Bernardo, der nach langer Pause erst am Samstag zurückgekehrt war. Und Naby Keita, am Wochenende mit Oberschenkel-Blessur ausgewechselt. Beide beteuerten ihre Bereitschaft, waren dem Tempo und der Kraft des Gegners aber nicht gewachsen. "Unser System funktioniert nur dann, wenn alle synchron agieren", sagte Hasenhüttl. Der Rest seines Teams wurde mit weggespült.

Die Schwächen des Gegners halfen den Münchnern, ihre Unantastbarkeit zu verinnerlichen. Sie spüren nun die Gewissheit, mit Ancelotti den richtigen Trainer erwischt zu haben. Dass sich bei dem Italiener Leipzig stets ein bisschen wie "Leizpig" anhörte, dürfte die Meinung nur unterstützen. Ein bisschen Desinteresse am Rest der Fußballwelt hat den FC Bayern ja schon immer ausgezeichnet. Vor allem dann, wenn einer meint, er könne mithalten.

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