Bayern-Sieg gegen Frankfurt:Rumpfkader zaubert

Bayern-Sieg gegen Frankfurt: Freut sich über sein Tor gegen Frankfurt: Bayern-Profi Thomas Müller (rechts)

Freut sich über sein Tor gegen Frankfurt: Bayern-Profi Thomas Müller (rechts)

(Foto: AP)

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Spätestens in der 66. Minute dürften auch die wenigen verbliebenen Zweifler ins Grübeln gekommen sein, ob ihre These noch aufrecht zu erhalten ist. Die These lautete ja, dass Robert Lewandowski noch immer ein wenig fremdele mit dem FC Bayern, vor allem mit dem Ballbesitzfußball der vielen Mittelfeldspieler von Trainer Pep Guardiola.

Doch nun hatte er schon sein zweites Tor dieses Samstagnachmittags für den FC Bayern erzielt, nachdem ihm bereits in der 15. Minute die sehr sehenswerte Führung gelungen war. Es waren die Ligatore 15 und 16 für den ehemaligen Dortmunder, und mit ihnen hatte er einen erheblichen Anteil am 3:0 (1:0) der Münchner gegen Eintracht Frankfurt und dem damit vollauf geglückten Vorspiel vor dem ersten Viertelfinale der Champions League am Mittwoch beim FC Porto. Das 3:0 zum auch in der Höhe verdienten Sieg erzielte Thomas Müller (82.), trotz aller Absenzen. Lewandowski, das lässt sich nun durchaus sagen, hat die Münchner mit seinen Bewegungen fürs Erste aus den Problemen freigedreht.

Wie sehr Porto bereits mitspielte am Samstag war allein schon an der Aufstellung der Münchner abzulesen. Neben den ohnehin verletzten Arjen Robben, Franck Ribéry, David Alaba, Bastian Schweinsteiger, Medhi Benatia und Javier Martínez fehlte auch der in Leverkusen mit muskulären Beschwerden ausgewechselte Jérôme Boateng vorsichtshalber im Kader. Torwart Manuel Neuer saß zudem auf der Bank, die sonst nur noch Sebastian Rode, Holger Badstuber und Gianluca Gaudino als Ergänzungsspieler bereithielt.

So kurios dieser Rumpfkader mit nur 15 Spielern an sich schon ausfiel, so erstaunlich war auch die Aufstellung. Rafinha sortierte sich in der Viererkette als Innenverteidiger neben Dante ein, was vor wenigen Wochen noch als so unwahrscheinlich angesehen worden wäre wie das Verspielen des 25. deutschen Meistertitels.

Dass es so weit trotz aller Probleme nicht kommen wird, machte die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola rasch deutlich. Auch in der ungewohnten Formation bestimmte sie klar das Geschehen. Sogar künstlerisch wertvolle Einlagen waren dabei zu bestaunen, nicht allein durch den gewohnt feinfüßigen Thiago Alcántara, sondern vor allem durch Lewandowski. Wie der Angreifer das Führungstor erzielte, war nicht nur koordinativ anspruchsvoll, sondern auch technisch sehr fein. Zunächst lupfte er Thomas Müllers Kopfballvorlage an, drehte sich in einer flüssigen Bewegung um die Körperachse und schloss volley mit Wucht und mit rechts äußerst hübsch in den langen Winkel ab. Ein Klassetor, an dem nur der Makel haftete, dass es wohl aus einer leichten Abseitsposition heraus erzielt worden war.

Drei weitere Bayern-Tore zählen nicht

Die Frankfurter hatten dem durchaus kreativen Auftritt der Münchner nur wenig entgegenzusetzen. Erst kurz vor der Pause hatte die Eintracht ihre erste Torchance, als Sonny Kittel allein auf Pepe Reina zulief, den Ersatztorwart aber anschoss. Es wäre wohl eine Szene für Alexander Meier gewesen, doch der mit 19 Toren bisher erfolgreichste Angreifer der Liga fehlte Thomas Schaaf wegen Beschwerden an der Patellasehne.

Bis zur ersten Frankfurter Möglichkeit hatten die Münchner schon eine Vielzahl an Gelegenheiten angehäuft, und immer wieder setzte sich dabei Lewandowski gekonnt in Szene. Bereits vor seinem 15. Saisontor hatte der polnische Nationalstürmer getroffen, allerdings war der Freistoß zuvor noch nicht freigeben worden. Nach der Führung scheiterte er noch zweimal an Kevin Trapp, einmal mit rechts, einmal mit links, nachdem er sich jeweils mit unter geschicktem Körper freigedreht hatte. Sich mit dem Rücken zum Tor zu befreien und abzuschließen, das war eine Qualität, mit der Lewandowski an diesem Tag besonders zur Geltung kam.

Dass die Bayern das Spiel nicht vorzeitig entschieden, musste auch dem Schiedsrichtergespann zugerechnet werden. Müller dribbelte sich mit dem Ball bis ins Tor, allerdings war der Freistoß zuvor wieder nicht freigegeben gewesen. Und in der 41. traf Müller eigentlich unanfechtbar, doch Schiedsrichter Markus Schmidt nahm das Tor zurück, nachdem er mit seinem Assistenten Kai Voss Rücksprache gehalten hatte. Auf Abseits erkannte das Gespann nun, obwohl Voss zuvor seine Fahne nicht gehoben hatte.

Doch auch die zuweilen etwas merkwürdigen Entscheidungen konnten keinen nennenswerten Einfluss auf das Spiel nehmen. Spätestens nach Lewandowskis 2:0 aus kurzer Distanz mit dem Kopf konnte die Eintracht nicht mehr hoffen, vielleicht doch noch einen glücklichen Ertrag mitzunehmen. Dass auch das zweite Tor der Münchner wegen eines sehr energischen Zweikampfes von Mario Götze unter Verdacht stand, nicht regulär erzielt worden zu sein, war wohl so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit für die drei aberkannten Tore. Zumal Lewandowski in der 76. Minute noch den Pfosten traf, ehe Müller den Kollegen ein bisschen kopierte. Aus einem sehr spitzen Winkel und vor allem aus der Drehung erzielte er das 3:0. Und Lewandowski? Drehte sich noch einmal, spitzelte den Ball aber vorbei. Künstlerpech.

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