Bayern-Sieg gegen Bremen:Mit der Noblesse eines Oberkellners

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Feiern ihre Überlegenheit gegen Bremen: die Bayern-Profis Xabi Alonso, Mario Götze und Dante (von links)

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern führt schnell gegen erschreckend schwache Gäste aus Bremen, Alonso findet sogar Zeit für bizarre Freistoßtore. Am Ende bleibt dem Tabellenletzten beim 0:6 nur ein historischer Moment positiv in Erinnerung.

Von Matthias Schmid

Es lief die 19. Minute, als Bastian Dankert plötzlich gefeiert wurde. Laut und ausdauernd war der Applaus für den Schiedsrichter aus Rostock in der Münchner Arena, denn die meisten Zuschauer erlebten zum ersten Mal einen Moment, den sie bisher nur aus dem Fernsehen kannten: Dankert griff als erster Schiedsrichter in der Bundesliga-Geschichte zur Spraydose und zog eine Linie, die so wenig linear aussah wie die Viererkette der Bremer.

Die Gäste konnten froh sein, dass die bis dahin aufregendste Szene Dankerts Auftritt war. Denn am Ende verloren sie 0:6 (0:4). Den Schlusspfiff dieser Vorführung im doppelten Sinne dürften sie schon in der Pause herbeigesehnt haben. Nach dem Spiel dürfte sich niemand mehr fragen, warum Bremen am Tabellenende steht.

Dabei hatten es die Spieler des FC Bayern in der Anfangsphase noch gemächlich angehen lassen, fast gelangweilt passten sie sich die Bälle zu, Xabi Alonso verteilte sie mal wieder mit der Noblesse und Ruhe eines Oberkellners im Grand Hotel. Es verging nach Dankerts Graffiti-Einlage dann auch nur noch etwas mehr als eine Minute, bis die Münchner gegen den Tabellenletzten in Führung gingen, als sie einmal schnell und direkt kombinierten. Nach einer Flanke von David Alaba verlängerte Thomas Müller im Strafraum mit dem Oberschenkel auf Kapitän Philipp Lahm, der in den seltenen Genuss kam, sich als Torschütze feiern lassen zu dürfen. Mit einem strammen Schuss, leicht abgefälscht, traf er zum 1:0 - es war in seinem 268. Bundesligaspiel für den FC Bayern erst sein neunter Treffer.

Auf das zweite Tor des Nachmittags mussten die Zuschauer in diesem ungleichen Duell nicht lange warten. Fast schienen die Bremer Spieler innerlich schon zu jubeln, wenn sie nur ab und an die gegnerische Hälfte erreichten. Es fehlte nur noch, dass sie sich gegenseitig dafür abklatschten.

Alonso macht es wie einst bei Real Madrid

Das durften in der 27. Minute wieder die Münchner tun. Nach einem Treffer, der einer Slap-Stick-Nummer glich. Der Ball lag in halblinker Position an der Strafraumgrenze, als zunächst Alaba losrannte, einen Schuss antäuschte, wenig später tat ihm das Müller gleich, dann passierte nichts mehr. Misslungener Trick also, so dachte jeder im Stadion. Doch Alonso, dieser lässige Spanier, wartete einfach. Er wartete, bis die Bremer Spieler, die sich zu einer menschlichen Mauer zusammengefunden hatten, zwei Mal hochsprangen. Beim zweiten Versuch schob er den Ball einfach flach unter den springenden Füßen hindurch ins leere Tor - mit der Geschwindigkeit eines Altherren-Kickers. "Das habe ich so schon mal bei Real Madrid gemacht", erklärte Alonso hinterher.

Doch selbst dieses Tempo war schon zu hoch für die Bremer. Die Münchner konnten gar nicht anders als weitere Tore zu erzielen, Thomas Müller traf noch per Elfmeter zum 3:0 (43.) und kurz vor der Pause nahm Mario Götze den Ball im Strafraum so kunstvoll an, dass eine einfach Drehung genügte, um ihn ins lange Eck zu schlenzen.

Nach dem Seitenwechsel passierte lange nichts mehr, Bayern-Trainer Pep Guardiola gönnte Franck Ribéry nach auskurierter Patellasehnenreizung vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag beim AS Roma noch ein paar Spielminuten (60.). Und Tore? Fielen auch noch. Lahm (79.) ließ genauso wie Götze (86.) noch einen zweiten Treffer folgen, für den Kapitän war das sogar eine Premiere. Für Bastian Dankert und seine Sprayeinlagen interessierten sich die Zuschauer da schon lange nicht mehr.

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