Achtung, hier kommt was Exklusives: Es gibt nach Spielen des FC Bayern in der sogenannten "Mixed Zone" Reporter, die nennen Franck Ribéry gerne "Francky". Da schließen wir uns jetzt mal an. Der Francky ist ein durch und durch analoger Typ, ein sogenannter "Straßenfußballer", er dribbelt gerne an Journalisten und Fans vorbei - und verteilt High Fives. Wer ihm blöd kommt, kriegt eine Watschn, so wie einst die Spieler Passlack und Castro aus Dortmund. Oder der Madrilene Carvajal. Oder der Augsburger Koo. Wo Francky sich herumtreibt, ist seine Crew dabei. Er umgibt sich mit Typen von früher, man könnte sie "Homies" nennen. Ein Mätzchen hier, ein Zwicker da. Münchens bekanntester Bazi ist gelebtes Anfassen, einer aus dem echten Leben.
Aber nun hat Francky alle überrascht. Es ist fraglich, ob die Welt noch dieselbe ist nach diesem folgenreichen Mittwoch, dem 22. Februar. Es muss mindestens die Geschichte von Twitter neu geschrieben werden, denn: Franck Ribéry hat jetzt auch einen Account. Sein erster Tweet lautete: "I'm on Twitter now! Looking forward to some good conversations. I'll be back on the pitch for @FCBayern soon! #FollowFranck #FR7" Tolle Gespräche, mais bien sûr. Dafür wurde das Zwitschern ja quasi erfunden.
Mit 33 Jahren taucht Francky ein in einen neuen Orbit. Er hat sein Oxford-Englisch aufpoliert, das mit den Hashtags gelernt, nebenbei auch Facebook und Instagram angeschmissen und gleich daheim in Grünwald für ein Grinsefoto posiert. Dazu kann man ihm eigentlich nur gratulieren. Mensch Francky, alte Hundelunge, schön dass du dabei bist!
Die Sache ist nämlich die: Willst du was werden im Weltfußball, braucht's Social Media. Ribéry hatte binnen weniger Stunden über 18.000 Follower, sogar Jan Böhmermann hat gleich auf "Folgen" geklickt - und der gilt als Pro. Zu den 50 Millionen (!) Twitterfans von Cristiano Ronaldo und den 14,3 Millionen von Mesut Özil ist's zwar noch ein paar Grinsefotos hin, aber einen Promi hat Ribéry jetzt schon hinter sich gelassen: Arjen Robben, der einzige Fußballer von Weltrang, dem soziale Medien immer noch schnuppe sind.
Dabei ist das geradezu fahrlässig, denn wie sonst sollen die potenziellen Liker und Retweeter in Vanuatu oder Wladiwostok eine anständige Markenbindung erfahren? Die Sportschau sendet ja nicht im dortigen TV. Twitter gibt es überall. Hätte Ribéry das nur schon bei der Wahl zum Weltfußballer 2013 gewusst.
Damals wurde er hinter Ronaldo und Messi abgeschlagen Dritter, weil ihn auf dem Globus vergleichsweise wenige Menschen kannten. Francky wirkte wie ein late adopter, ein Opfer seiner digitalen Unsichtbarkeit. 542 Trainer und Kapitäne der Nationalteams sowie ausgewählte Journalisten stimmten damals ab - sie wählten halt den, der ihnen auf allen Kanälen seine Gelfrisur und seine öligen Muckis präsentierte. Simple Theorie: The medium is the message. Ribéry, als Triple-Sieger angetreten, leider aber ohne jeden "Follower", hatte keine Chance bei dieser Witzwahl.
Er flüchtete beleidigt durch den Hinterausgang der Fifa-Gala und sagte hinterher: "Ich habe alles gewonnen, mit der Mannschaft und individuell. Ronaldo hat nichts gewonnen 2013. Ich bin nicht traurig, aber es tut weh im Herzen." Drei Jahre sind seitdem vergangen, die Wunden sind verheilt, andere Blessuren (Rücken, Patellasehne, Sprunggelenk) kamen hinzu. Aber Francky hat es geschafft: Er ist jetzt endlich wer im Netz. Er weiß nun, was sein Kumpel David Alaba immer meinte, wenn er was von "Selfie" und "hochladen" faselte. Im Grunde kann das alles nur eines bedeuten: Ribéry wird jetzt doch noch Weltfußballer.