Bayern-Pleite in der Champions League:Manchester verrechnet sich

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Da begann die Münchner Misere: Manchesters David Silva erzielt das 1:2 für City

(Foto: AFP)

Ein Gegentor mehr, und der FC Bayern hätte den Gruppensieg in der Champions League an Manchester City abgeben müssen. Doch die Briten stellen ihre Bemühungen nach dem 3:2 ein, weil Trainer Pellegrini ahnungslos ist. Das könnte sich rächen.

Von Jonas Beckenkamp

Zum Selbstverständnis des FC Bayern zählt nicht die allgemeine Verunsicherung auf dem Platz. Zittern, bangen, hoffen - das sind nicht die Primärtugenden eines Vereins, der das "Mia san mia" so gewissenhaft lebt wie niemand sonst im Fußball. Und doch wirkten die Münchner Spieler am Ende der Partie gegen Manchester City durchgeschüttelt. Die zweite Halbzeit gehörte den Engländern, es stand 2:3 und allen war klar, dass ein weiterer Gegentreffer den Gruppensieg in der Champions League kostete.

Gleiche Punktzahl, 3:1 im Hinspiel, die alte Regel mit den Auswärtstoren also: Wer mehr schießt, liegt bei gleicher Differenz vorne. Relativ simple Kicker-Arithmetik. Umso erstaunlicher gestaltete sich in dieser späten Phase des Spiels das Auftreten der millionenschweren Belegschaft aus Manchester. Anstatt die wankenden Bayern mit dem 4:2 endgültig zu schlagen und sich Platz eins in der Gruppe zu schnappen, verpassten die Briten dem Geschehen eine seltsame Lähmung. Die Bayern konnten nicht mehr und City wollte nicht mehr, so schien es - dabei hätte doch ein weiterer Treffer so viel bewirkt.

Hatten also wirklich alle ihre Rechen-Hausaufgaben gemacht? Manuel Pellegrini, der chilenische Coach des Siegers, hatte ein wenig den Überblick verloren. "Es war zu diesem Zeitpunkt schwer, noch zwei weitere Tore zu schießen und ich war der Ansicht, dass David Silva nicht länger als 70 Minuten spielen sollte", sagte der Trainer bei Sky. Silva, einer der besten City-Akteure an diesem Abend, ist gerade von einer Verletzung genesen, für ihn kam sein Landsmann Álvaro Negredo - und der vergab beim letzten gefährlichen Moment der Citizens prompt das 2:4. Danach folgten zwölf Minuten beste Komik, denn die Gäste stellten quasi jegliche Bemühungen ein.

Anstelle seines besten Offensivmannes Sergio Agüero wechselte Pellegrini kurz vor Ende Mittelfeld-Haudegen Jack Rodwell ein. Für Edin Dzeko wohlgemerkt, einen durchaus am Toreschießen interessierten Stürmer. "Ich war schon versucht, Agüero zu bringen, wenn wir das vierte Tor gemacht hätten. Deswegen schickte ich ihn zum aufwärmen", erklärte Pellegrini, der die Konfusion schließlich in dem bemerkenswerten Satz gipfeln ließ: "Es wäre sehr wichtig gewesen, Erster zu werden, aber es ist auch nicht das Allerwichtigste." Der erfahrene Coach der Engländer hatte sich ganz offensichtlich verrechnet. Er war der Ansicht, sein Team brauche noch zwei Treffer, dabei hätte ein einziger genügt.

Dass Pellegrini mit seiner eigenwilligen Kalkulation nicht alleine da stand, dokumentierte eine Aussage von Mittelfeldmann James Milner. Der bestätigte das Kuddelmuddel gegenüber englischen Reportern: "Wir waren nicht sicher, ob ein 4:2 uns zum Gruppensieg reichen würde. Um ehrlich zu sein, dachten wir, es braucht ein 5:2." Welch ein bizarrer Irrtum in einer solch entscheidenden Situation! Erster oder Zweiter - das hat in dieser Champions League gravierende Folgen, schließlich warten auf City nun im Achtelfinale Gegner wie Real Madrid, Paris Saint-Germain oder vermutlich Barcelona.

So richtig verstanden schien Trainer Pellegrini die Sachlage erst auf der Pressekonferenz zu haben. Dort versuchte der 60-Jährige, um seinen Fauxpas herumzureden. "Klar wäre es wichtig gewesen, Platz eins zu schaffen. Aber für uns steht am Samstag schon wieder ein entscheidendes Spiel (gegen Arsenal, d. Red.) an." So fuhren die Engländer zwar mit einem hübschen 3:2-Erfolg bei den übermächtigen Bayern nach Hause - aber wer weiß, ob nicht bald ManCity das große Zittern bekommt, wenn in der nächsten Runde Messi, Ibrahimovic oder Ronaldo warten.

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