Bayern-Karten im Internet:Sechsfacher Preis

Die Münchner Allianz-Arena ist ausverkauft, für die Partie des FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach, mit der am Freitagabend um 20.30 Uhr die Bundesliga-Saison eröffnet wird, gibt es offiziell keine Karten mehr. Das wäre eine profane Nachricht, gäbe es nicht inoffiziell doch noch Karten.

Von Christian Zaschke

München - Nicht bei den Vorverkaufsstellen, nicht beim FC Bayern direkt, sondern im Internet. Das wiederum könnte eine gute Nachricht sein für alle, die das Spiel sehen wollen. Wäre da nicht der Preis.

Auf der Internet-Auktionsplattform Ebay werden einige Tickets angeboten, die den ursprünglichen Preis um ein Vielfaches übersteigen. Das Phänomen der teuren Tickets ist vom Schwarzmarkt her bestens bekannt; am Spieltag stehen einige Menschen in Stadionnähe und verkaufen raunend Eintrittskarten zu Phantasiepreisen.

Nun werden die teuren Tickets auf der Aktionsplattform zu Festpreisen gehandelt, und zwar von Verkäufern, die sich selbst als "ordnungsgemäß angemeldete Kartenagenturen" bezeichnen.

Mittwochnachmittag: FC Bayern München - Borussia Mönchengladbach, Sitzplatzkarte Kategorie zwei, Preis: 129 Euro. Der FC Bayern hat diese Karten für 40 Euro verkauft, plus Gebühr und Versand.

Der Anbieter verfügte am Mittwoch über 16 Tickets, er wirbt damit, dass nebeneinander liegende Plätze gekauft werden könnten. Wem das zu teuer ist, der kann fürs gleiche Spiel eine Stehplatzkarte erwerben, Preis: 72,99 Euro.

Diese Tickets kosteten ursprünglich 12 Euro, der Preis liegt also beim Sechsfachen. Es handelt sich um denselben Anbieter, in dieser Kategorie verfügt er über 18 Karten. Ein Streifzug durchs Internet ergibt schnell: Das Netz ist voll von diesen teuren Tickets.

Stellt sich die Frage: Wie kann es sein, dass eine Kartenagentur Tickets zu diesen Preisen verkauft? Ein wenig höhnisch klingt der Hinweis der Verkäufer auf ihren Angebotsseiten, man solle nur bei ordnungsgemäß angemeldeten Kartenagenturen kaufen.

Wirklich höhnisch klingt der Hinweis: "Der Kartenpreis weicht vom Originalpreis ab". Dieser Passus ist für die Anbieter wichtig, sie sichern sich so gegen strafrechtliche Verfolgung: Es ist ja bekannt, dass die Tickets teurer sind, und niemand wird gezwungen, sie zu kaufen.

Beim FC Bayern ist das Problem bestens bekannt, auch die Namen einzelner Anbieter liegen vor. "Wir sind streng dagegen, dass so etwas passiert", sagt Ticketing-Chef Manfred Angermeyer, "aber wir können den Handel nicht unterdrücken."

Hohe Nachfrage - und der Nebenmarkt kommt zurück

Der Klub versucht, den Händlern die Bezugsquellen abzugraben. Zudem werden Hausverbote ausgesprochen, die Anbieter der Wucherkarten werden als Kunden gesperrt. "Aber dann kauft eben die Schwester die Karten", sagt Angermeyer. Er betont, dass diese Agenturen keinesfalls vom FC Bayern München lizenziert seien.

Im Olympiastadion hatte es in den vergangenen Jahren keine Probleme mit dem Schwarzmarkt gegeben - die Nachfrage war nicht hoch genug. Mit der neuen Arena ist das Problem zurückgekehrt, solange die Nachfrage hoch ist, bleibt der Nebenmarkt bestehen.

Immerhin: Nicht alle Karten im Internet werden zu Wucherpreisen verkauft. Eine Dauerkarte für Borussia Dortmund gab es am Mittwoch im Netz für 100 Euro unter Ausgabepreis.

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