Bayern nach dem 0:0 gegen Hoffenheim:Jogi, brauchst du alle unsere Spieler?

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Niemand kann die Bayern stoppen - außer vielleicht die eigene Gesundheit? Weil viele Akteure angeschlagen oder müde sind, müht sich der Tabellenführer zu einem 0:0 gegen Hoffenheim. Und ausgerechnet jetzt steht der nächste Länderspielblock an.

Christoph Leischwitz, Sinsheim

Diesmal ging es nicht um die Person Manuel Neuer, sondern um den Torwart Manuel Neuer - und der Torwart freute sich darüber. "Dass ich nicht nur Statist bin auf dem Platz, das hat man heute mal gesehen", sagte Neuer, als er nach dem 0:0 seines FC Bayern gegen 1899 Hoffenheim vor die Presse trat. Die Person Neuer ist im Herzen vielleicht immer noch Schalker, der Torwart in ihm, und das ist ja auch ein gehöriger Teil, spricht lieber über die Dienste für den FC Bayern und nicht über seine Gelsenkirchener Vergangenheit.

Die Bayern-Spieler Holger Badstuber und Thomas Müller verlassen sichtlich geschlaucht den Platz. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Neuer hatte natürlich recht, als er über die mittlerweile 1018 Minuten andauernde Pflichtspiele-zu-Null-Phase sagte: "Das ist ein Verdienst der Mannschaft, nicht nur von mir." Doch in Hoffenheim verlagerten sich das Spiel und damit die Aufmerksamkeit mehr als in den vergangenen Wochen auf die Nummer eins, die immer noch die Null festhält.

In der 22. Minute parierte Neuer einen Kopfball von Marvin Compper und hielt so das 0:0 - was immens wichtig war, denn die Bayern hätten sich an diesem Tag gewiss schwer getan, einen Rückstand aufzuholen. Danach waren die Schüsse der Hoffenheimer oft zu ungenau, um ihn ernsthaft zu prüfen. "Aber er ist ein ruhender Pol, er hat eine phantastische Ausstrahlung", sagte Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger.

So konnte die gesamte Führungsriege des Vereins dem 0:0 auch Positives, gar etwas Beruhigendes abgewinnen. Doch es gab auch sonst nicht viele Gründe, mit dem Ergebnis zu hadern. Denn die lauffreudigen Hoffenheimer waren die erste Mannschaft der Saison, die dem FC Bayern weitgehend überlegen war - und selbst die konnten die Bayern nicht bezwingen, so wie nun schon die vergangenen elf Gegner nicht. Außerdem bleiben die Bayern weiter Spitzenreiter in der Bundesliga, und einer der bisherigen Verfolger, Borrusia Mönchengladbach, verlor sogar. Und während der Wiesn nicht zu verlieren, das zählt auch etwas in München.

Müde waren sie aber, und das gaben auch alle zu. Trainer Jupp Heynckes verwies nicht nur auf die englische Woche. Daniel Van Buyten sei bereits in der ersten Halbzeit angeschlagen gewesen, wurde aber erst nach 74 Minuten ausgewechselt. "Und Holger Badstuber hatte eine Sommergrippe, eigentlich hätte er gar nicht spielen dürfen", sagte er.

Die Mannschaft wirkte in Hoffenheim wie ein angeschlagener Boxer, der hintereinander gegen mehrere ausgeruhte Gegner antreten musste. Davon zeugten auch vier gelbe Karten, zumeist wegen Zeitschindens (Lahm) oder Fouls von hinten, weil der Gegner schlicht schneller war (Kroos).

Bayern in der Einzelkritik
:Sommerfußballer mit schweren Beinen

Torhüter Manuel Neuer blinzelt beim 0:0 in Hoffenheim zufrieden in die tiefstehende Sonne und freut sich, endlich etwas zu tun zu haben, Philipp Lahm wirkt wie ein Phantom mit Kapitänsbinde und Bastian Schweinsteiger spielt, als ginge es im 18. Gang bergauf. Die Bayern in der Einzelkritik.

Christoph Leischwitz, Sinsheim

Am Ende hätten die Bayern sogar noch gewinnen können. Einmal traf Thomas Müller in guter Position den Ball nicht (70.), einmal schoss Kroos zu schwach (79.). Und dass Hoffenheim in den Schlussminuten nicht mehr zulegen konnte, lag vor allem an zwei früheren Hoffenheimern: Luiz Gustavo stabilisierte die Abwehr, David Alaba sorgte auf links mit schnellen Angriffen für Entlastung - mehr aber auch nicht.

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Torhüter Manuel Neuer blinzelt beim 0:0 in Hoffenheim zufrieden in die tiefstehende Sonne und freut sich, endlich etwas zu tun zu haben, Philipp Lahm wirkt wie ein Phantom mit Kapitänsbinde und Bastian Schweinsteiger spielt, als ginge es im 18. Gang bergauf. Die Bayern in der Einzelkritik.

Christoph Leischwitz, Sinsheim

Allerdings war ihm damit schon mehr gelungen als Franck Ribéry - der Franzose war allerdings auch angeschlagen ins Spiel gegangen. Er wurde von den Hoffenheimern oftmals nicht nur gedoppelt, sondern getriplet - doch diesmal dem zuletzt so befreit aufspielenden Ribéry fehlte die Übersicht, um dadurch Lücken für Mitspieler zu reißen.

Zur Pause kam Arjen Robben, der es dann auf der rechten Seite versuchte, mit ähnlich geringem Erfolg. "Wenn ein Arjen Robben hundertprozentig fit wäre, spielt er natürlich von Beginn an, keine Frage", sagte Trainer Heynckes später. War er aber nicht, so wie die Hälfte der Mannschaft.

Die Bundesliga macht nun Pause. Für viele Vereine mag das nach Entspannung klingen, für einen Klub wie den FC Bayern mit seinen vielen Nationalspielern eher nach Zusatzbelastung. Denn jene Akteure, auf die es weiter ankommen wird, pausieren natürlich nicht; zwei Länderspiele stehen innerhalb der nächsten zehn Tage an. "Ich hoffe, dass alle Spieler gesund aus der Länderspielpause zurückkehren", sagt Christian Nerlinger. Dabei gehen ja ganz offensichtlich viele von ihnen gar nicht gesund in diese Pause hinein.

Der Manager wünscht sich, dass gerade jene Verbände, die bereits sicher oder so gut wie sicher für die Europameisterschaft 2012 qualifiziert sind, ein Einsehen mit den lädierten Bayern-Spielern haben und sie schonen - also vor allem Deutschland und die Niederlande, für die Neuer, Badstuber, Boateng, Lahm.

Doch zumindest Bundestrainer Joachim Löw hörte sich zuletzt nicht so an, als wolle er gegen die Türkei und gegen Belgien eine B-Elf auflaufen lassen. Und der FC Bayern stellt mit Neuer, Badstuber, Boateng, Lahm, Kroos, Schweinsteiger, Müller und Gomez gleich ein Drittel des Kaders.

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