Bayern gewinnt Pokalspiel in Augsburg:Mit kleinem Makel in den Urlaub

Munich's Ribery is shown a red card by referee Kinhoefer during their German DFB Cup (DFB Pokal) round of sixteen soccer match in Augsburg

Ärgerlicher Moment: Franck Ribery sieht die rote Karte. 

(Foto: REUTERS)

Das Viertelfinale im DFB-Pokal ist erreicht - doch die Bayern müssen sich trotzdem ein wenig ärgern: Eine überflüssige rote Karte für Franck Ribéry trübt beim 2:0-Erfolg in Augsburg die Freude. Nach einem frühen Tor durch Gomez müssen die Münchner lange bangen, ehe endlich der zweite Treffer gelingt.

Von Andreas Burkert, Augsburg

Franck Ribéry verabschiedete sich mit gesenktem Haupt vom Fußballjahr 2012. Er hatte beim Ausmarsch wohl doch begriffen, dass er sich da soeben eine Dummheit geleistet hatte. Sie war in etwa vergleichbar mit der Tat Jérôme Boatengs, des Spezialisten für kleine Dummheiten beim FC Bayern. Der hatte neulich gegen Borissow (4:1) hinter der Mittellinie einen Gegner abgegrätscht, Rot gesehen und muss nun im Achtelfinale der Champions League frei machen. Ribérys Malheur trug sich im Pokal-Achtelfinale beim Liga-Vorletzten aus Augsburg zu, wo er kurz nach der Pause an der Außenlinie bedrängt wurde von Koo: Erst errempelte sich der Franzose etwas Platz und trat leicht aus, dann rempelte der Südkoreaner zurück und langte dem Gegner ins Gesicht - ehe ihn Ribéry mit der Faust traf. Tätlichkeit, Rot, adieu, Monsieur. Das sei vertretbar, meinte FCB-Trainer Jupp Heynckes, Bastian Schweinsteiger mahnte an: "Das darf Franck nicht passieren."

Wie Boateng darf auch Ribéry die Hoffnung haben, in einer späteren Runde des Wettbewerbs wieder mitmachen zu dürfen. Denn die Bayern verteidigten trotz 43 Minuten in Unterzahl ihre Pausenführung durch das Tor von Mario Gomez, Xherdan Shaqiri erzielte sogar spät das 2:0. Mit dem hart erkämpften Sieg verabschiedete sich der FC Bayern nach fast makelloser Hinserie in den Urlaub, den am 2. Januar die Abreise ins Camp nach Doha (u.a. ein Spiel gegen den Krisenklub Schalke 04) beendet. "Das Umschaltspiel hat nicht funktioniert. Nach so vielen Spielen ist das aber verständlich. Das muss man akzeptieren", sagte Heynckes.

Der Bayern-Trainer verzichtete zunächst auf die nominell stärkste Elf. Für den nach seiner Augenprellung eigentlich wieder hergestellten Spanier Martínez stellte er den Ukrainer Timoschtschuk ins defensive Mittelfeld (der auch diesen Winter auf einen Vereinswechsel spekuliert). Und anstelle von Müller erhielt Shaqiri den Platz auf der rechten Außenbahn zugeteilt. Zudem fehlte Boateng, dessen persönliche Pechsträhne sich mit einem Magen-Darm-Infekt fortsetzte. Für den Badstuber-Vertreter stand van Buyten im Abwehrzentrum. Genau dort zeigten die Bayern ihre erste Schwäche, und sie konnten sich bei Manuel Neuer bedanken, dass Augsburg nicht früh führte: Werner hatte mit einem hohen Ball Mölders bedient, der Mittelstürmer legte per Kopf gekonnt ab auf Koo - seinen leicht abgefälschten Direktschuss lenkte Neuer mit den Fingerspitzen an den Pfosten (8.). Die Bayern ließen ihrerseits zunächst die Präzision in der gegnerischen Hälfte vermissen, die recht hoch stehenden Augsburger fingen immer wieder Bälle ab. Gefahr verbreiteten Münchner Fernschüsse von Schweinsteiger und Ribéry.

Gomez beweist Instinkt

Zwar besaß der FCA noch eine weitere exzellente Chance, als Baier auf rechts verblüffend einfach Schweinsteiger stehen ließ, seine Hereingabe aber weder Mölders noch Oehrl noch Werner verwerten konnte (13.). Doch das 1:0 erzielten die Bayern. Ribéry nahm es auf links wieder mit mehreren Gegnern auf, legte gegen Philp nach innen - wo Mario Gomez seinen Instinkt bewies und vor Klavan den Ball über die Linie schob (26.). Mit seinem bereits vierten Pflichtspieltor nach seiner Rückkehr aus dem Rehazentrum dürfte der Schwabe schon jetzt geklärt haben, wer in der Rückrunde die Nummer eins im Sturm ist.

Nach dem Rückstand hielt Augsburg an der Idee fest, die Bayern in Ballbesitz schon vor der Mittellinie mit hohem Aufwand zu stören. Doch mehr und mehr befreiten sich die Gäste dank ihrer technischen Überlegenheit aus misslichen Lagen, während die Augsburger Anstrengungen in der Offensive einfach zu häufig von Unzulänglichkeiten im Passspiel behindert wurden. Die Bayern drängten zwar nicht mit der Vorfreude über die nahenden Ferien auf die frühe Entscheidung, doch die Augsburger Ballverluste eröffneten ihnen regelmäßig Vorstöße.

Das 2:0 fiel dann auch früh, aber weil ja die Gewaltigen des Fußballs den Irrtum so herrlich romantisch finden und auf hilfreichen Schnickschnack wie Torkameras verzichten, blieb dem Treffer die Anerkennung versagt. Timoschtschuk hatte in einer turbulenten Szene aus großer Entfernung abgezogen, der Ball prallte von der Latte hinter die Torlinie (45.). Schweinsteigers Nachsetzer parierte Alexander Manninger stark. Der Österreicher debütierte insgesamt überzeugend beim FCA. Der frühere Vertreter von Gianluigi Buffon bei Juventus Turin (27 Einsätze zwischen 2008 und 2012) wurde vor einem Monat wegen der Blessur von Simon Jentzsch verpflichtet und spielte wegen des Ausfalls von Ersatzmann Mohamed Amsif.

Auf der anderen Seite hatten die Münchner Glück, dass es keinen Elfmeter gab, als Dante den Ball mit der Hand berührte (53.). Nach Ribérys vorzeitigem Abschied bekam Manninger nur noch wenig zu tun. Eine Ausnahme war das gewonnene Duell mit dem für Gomez gebrachten Mandzukic (80.). Augsburg kontrollierte die Partie, bestätigte aber seine Schwäche beim Abschluss; nicht nur Oehrl scheiterte bei einem Konter vor Neuer (78.). Die Entscheidung erzwang Shaqiri, der Müllers brillante Hereingabe überlegt verwandelte (85.). "Wir sind enttäuscht. Wir haben Bayern München einen großen Kampf geboten", sagte FCA-Trainer Markus Weinzierl.

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