Bayern gewinnt in Gelsenkirchen:Wie ein Uhrwerk

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2:0 auf Schalke, Tabellenführung bestätigt: Zunehmend souverän nimmt der FC Bayern die nächste Hürde und baut seine Serie auf acht Pflichtspielsiege und 23:0 Tore aus. Während Manuel Neuer sich Pfiffe anhören muss, beeindrucken die Münchner mit erstaunlicher Coolness - nicht einmal die Ausfälle etablierter Kräfte wie Gomez oder Robben scheinen das Team derzeit zu schwächen.

Es gab mal eine Phase im Leben des Fußballprofis Franck Ribéry, da trug er pinke Fußballschuhe. Das sah etwas sonderbar aus, inspirierte aber einen Sponsor zu einem viel beachteten Spot, in dem die Comicfigur Ribéry mit pinken Schuhen so schnell lief, dass an seinen Beinen irgendwann nur noch eine großer, pinker und sich immerzu bewegender Farbklecks zu sehen war.

Applaus von ganz oben: Die Bayern-Bosse Rummenigge und Hoeneß freuen sich über das 2:0 in Schalke. (Foto: dapd)

Die Pink-Phase hat Ribéry inzwischen aber hinter sich, er trägt jetzt weiß, aber diese Momente, in denen seine Füße in einer Mischung aus Hektik und Dynamik auf magische Weise ineinander übergehen zu scheinen, die gibt es immer noch, Sonntagnachmittag auf Schalke zum Beispiel, da war wieder so einer.

Ein Moment, einer von vielen, der den Unterschied definierte zwischen dem FC Bayern und Schalke 04 am Sonntag. Der das 1:0 einleteite und also die Basis schuf, auf der die Bayern schließlich 2:0 gewannen. Acht zu null, 23 zu null, Erster, das sind jetzt die Zahlen, mit denen die Münchner angeben dürfen. Acht Siege in acht Pflichtspielen, 23 Tore bei null Gegentreffern, Erster der Bundesliga.

Als das Spiel noch gar nicht begonnen hatte, da schauten alle noch auf Manuel Neuer, den Torhüter, der bei Schalke groß wurde und im Sommer zu Bayern ging, um noch größer zu werden - und dann, es lief die 21. Minute, rannte Ribéry los. Er startete ein paar Meter vor dem Strafraum der Münchner, rannte, der Schalker Sprintkönig Jefferson Farfan rannte hinterher, aber Ribéry hängte ihn ab, als gäbe es nichts Leichteres, die beiden überquerten die Mittellinie, andere Schalker nahmen zusätzlich die Verfolgung auf, Ribéry rannte weiter, näherte sich dem StrafraumSchalkes, und dann, er hob nicht mal seinen Kopf, passte er den Ball nach rechts zu Nils Petersen.

Die Schalker schienen Petersen vor lauter Verfolgung irgendwie vergessen zu haben, und weil Petersen ein Stürmer ist, dem man nachsagt, er habe die Fähigkeit, Tore zu erzielen, nutzte er die Gelegenheit. Wenngleich mit etwas Glück: Schalkes Torhüter Ralf Fährmann wehrte zunächst ab, bei Petersens Nachschuss rutschte auch noch Peer Kluge in den Ball, aber, wie auch immer, der Ball landete im Tornetz, es stand 1:0 für Bayern.

Gomez nicht im Kader

Es war der zweite Saisontreffer von Nils Petersen, und das heißt auch: Es war sein zweites Bundesligator überhaupt.

Dass der 22-Jährige ehemalige Cottbuser zum ersten Mal in der Bundesliga von Beginn an auflief, lag allerdings nur an der Verletzung von Mario Gomez: Der hatte ebenso wie Daniel van Buyten (Achillessehnenprobleme) zwar seine Kollegen nach Gelsenkirchen begleitet, irgendwann zwischen Abschlusstraining am Samstag und Spielbeginn am Sonntag aber muss bei Gomez, Trainer Jupp Heynckes und der medizinischen Abteilung die Erkenntnis gereift sein, dass die Leistenschmerzen, die Gomez schon länger quälen, noch immer zu schwerwiegend sind, um ihn aufzustellen.

Bayern in der Einzelkritik
:Wie der Jetstream

Manuel Neuer wird von den Schalker Fans als Öffnung des Hinterteils, biblischer Verräter oder Sohn einer Dame aus dem Rotlichtmilieu beschimpft. Rafinha schießt höher als weit, Ribéry wirbelt wie ein Flugzeug und Timoschtschuk wird zum Forschungsobjekt von Jupp Heynckes. Die Bayern beim 2:0 auf Schalke in der Einzelkritik.

Maik Rosner, Gelsenkirchen

Van Buyten nahm auf der Bank Platz, Gomez - der in sechs Bundesligapartien acht Tore erzielt hatte - zwar auch, allerdings in Trainingsanzug, ohne Spielberechtigung. Er war gar nicht erst im Kader.

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Maik Rosner, Gelsenkirchen

Heynckes aber hatte noch vor ein paar Tagen mit Verweis auf den FC Barcelona ("die spielen auch ohne Mittelstürmer") auf die theoretische Verzichtbarkeit des Angreifers verwiesen, und in der Praxis haben die Bayern ja eben Nils Petersen. Als dann die zweite Halbzeit begann, hätte Petersen beinahe noch mal getroffen: Franck Ribéry hatte wieder den Ball zu Petersen abgelegt, der dann jedoch den Ball am Tor vorbeischlenzte. Nach 71 Minuten durfte Petersen schließlich seinen Dienst beenden, für ihn kam David Alaba afu den Rasen, und Franck Ribéry ist das vielleicht gar nicht aufgefallen.

Ein paar Minuten nach Petersens Auswechslung spielte Ribéry mit Alaba einen doppelten Doppelpass, als sei da immer noch Petersen, dann schob Ribéry den Ball quer vors Tor, der Ball sprang von Schalkes Papadopoulos zu Thomas Müller - und der beförderte die Kugel aus wenigen Metern ohne größere Mühe ins Tor zum 2:0.

Die beste zweite Halbzeit

Und Schalke? Kämpfte, das schon, hatte auch die ein oder andere Torchance, die beste in der 33. Minute, als Klaas Jan Huntelaar aus 16 Metern den Ball volley knapp am Tor vorbeidrosch. Aber sonst? Schalke hatte Mühe, sich durch das dicht genähte Münchner Mittelfeld zu schieben, und wenn dies doch einmal gelang, wartete da die dicht genähte Münchner Abwehr.

Die Bayern dominierten die Partie, "es war wieder ein klasse Spiel von uns", befand Trainer Heynckes. Und fügte noch stolz lächelnd an: "Das war die beste zweite Halbzeit, die wir in dieser Saison gespielt haben", das kann man durchaus so sehen. Und die Saison, das war Henynckes' Botschaft im Stolz, könnte noch länger so weitergehen.

© SZ vom 19.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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