Bayern gegen Leverkusen:Ohne Maskenmann

Bayern München - Borussia Dortmund

Robert Lewandowski im Spiel gegen Borussia Dortmund

(Foto: dpa)
  • Entscheidet der Trainer, der Arzt oder sogar der Spieler? Die Frage, wer wann wieder spielt, ist beim FC Bayern eine vereinspolitische geworden.
  • Fest steht derzeit nur: Robert Lewandowski fehlt zumindest in Leverkusen.
  • Zur Bundesliga-Tabelle und den Statistiken geht es hier.

Von Benedikt Warmbrunn

An diesem Samstag spielt der FC Bayern bei Bayer Leverkusen, es geht für die Mannschaft um nichts mehr, der Meistertitel ist ihr bereits sicher, und daher hat Pep Guardiola etwas Ungewöhnliches gemacht: Der Trainer, der sonst all seine Gedanken geheimnisvoll umwölkt, hat am Tag vor der Partie etwas zur Aufstellung gesagt. "Auch in Leverkusen", kündigte Guardiola am Freitag an, "müssen wir mit elf Spielern spielen."

Elf Spieler, das sind wohl: ein Torwart, ein paar Abwehrspieler, ein paar als Abwehrspieler getarnte Offensivspieler, ein paar Mittelfeldspieler - aber auch ein Stürmer?

Der Patient schrieb, er wolle gegen Barcelona spielen

Im DFB-Pokal-Halbfinale am Dienstag, beim 1:3 nach Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund, war Robert Lewandowski, der einzige Münchner Angreifer, die letzten Minuten der Verlängerung über den Rasen getaumelt, nachdem ihn Dortmunds Torwart Mitchell Langerak umgerammt hatte. Am Mittag nach dem Ausscheiden kam dann die Diagnose: Jochbeinbruch, Oberkieferbruch, Gehirnerschütterung. Doch es fehlte die Prognose, wie lange Lewandowski wohl ausfallen wird; der Spieler selbst schrieb auf Twitter, dass er gerne nächsten Mittwoch im Champions-League-Halbfinale in Barcelona spielen würde.

Aufgrund des Jochbeinbruchs wurde dem polnischen Nationalstürmer eine Gesichtsmaske angefertigt, mit ihr könnte er nun trotz der Brüche spielen; diese Gesichtsmasken sind ja nicht unüblich im Fußball, obwohl sie dem Spieler eine furchterregende Hannibal-Lecter-Erscheinung geben. Nur schützt auch eine Maske das Gehirn nicht.

Gehirnerschütterungen gehören zu den sensibelsten Sportverletzungen. In der nordamerikanischen Profi-Football-Liga NFL, in der teilweise mehr als 250 Gehirnerschütterungen in einer Saison gezählt werden, werden die Spieler inzwischen durch ein besonderes Verfahren geschützt. Beobachter auf der Tribüne sollen während der Partie mit einer App feststellen, ob ein Spieler eine Gehirnerschütterung hat, falls ja, muss dieser sofort ausgewechselt werden. Anschließend unterzieht sich der Spieler mehreren Tests; gibt der Mannschaftsarzt das Okay für den nächsten Einsatz, muss dies ein unabhängiger Gutachter bestätigen.

"Der Arzt ist immer der Chef", sagt Pep Guardiola

In der Fußball-Bundesliga gibt es kein ähnliches Verfahren, auch nicht beim FC Bayern, dafür hat der FC Bayern aber auch Pep Guardiola. Ob Lewandowski in Leverkusen also wieder spielen werde? "Morgen fällt er aus", sagte Guardiola am Freitag. Er sagte aber nicht, ob der Stürmer auch am Sonntag oder gar am Mittwoch ausfallen werde.

Die Frage, wer wann wieder spielt, ist beim FC Bayern zurzeit ja eine vereinspolitische. Entscheidet der Trainer, der Arzt, vielleicht sogar der Spieler? Die Diskussion ist nach dem Pokal-Aus schärfer geworden, weil Arjen Robben in seinem ersten Einsatz nach einem Bauchmuskelriss wieder ausgewechselt werden musste, nach 16 Minuten. Die Diagnose: Muskelbündelriss in der linken Wade, Saisonende. Robben war vor der Dortmund-Partie regelmäßig Gast in der Praxis des ehemaligen Mannschaftsarztes Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, und so sagte Guardiola am Freitag: "Der Arzt ist immer der Chef. Wenn er sagt, dass der Spieler spielen kann: okay. Wenn er sagt, dass es ein Risiko ist, wird er nicht spielen." Für Niederlagen nimmt Guardiola die Schuld gerne pathetisch auf sich. Für die Verletzungen will er nicht verantwortlich gemacht werden, auch wenn er selbst oft gefordert hat, dass verletzte Spieler schneller zurückkehren müssen.

An diesem Samstag in Leverkusen, auch das hat Guardiola verraten, werde er rotieren, "wenn wir rotieren können". 15 Spieler aus dem Profikader sind mitgeflogen; eventuell kann Javi Martínez erstmals seit seinem Kreuzbandriss im August wieder spielen. Der Trainer wird nichts riskieren, "der Blick geht ein bisschen nach Barcelona". Zu dem Spiel also, in dem es Guardiola nicht reichen wird, einfach irgendwelche elf Spieler aufzustellen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: