Bayern-Gala gegen HSV:Diesmal nur acht Ohrfeigen

Bayern-Gala gegen HSV: Aufgedreht wie selten: Arjen Robben (Mitte) und seine Teamkollegen

Aufgedreht wie selten: Arjen Robben (Mitte) und seine Teamkollegen

(Foto: AP)
  • Der FC Bayern meldet sich zurück - und wie. Mit 8:0 fertigt Pep Guardiolas Team den bedauernswerten Hamburger SV ab.
  • Das weckt Erinnerungen an jenen Märztag 2013, als die Bayern 9:2 gegen den HSV gewannen.
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Von Lisa Sonnabend

Arjen Robben rannte ein paar Meter, dann drehte er sich um, sprintete zurück. Er blies die Backen auf, blickte zum Gegner - und setzte sich umgehend wieder in Bewegung. Dabei hatte der Schiedsrichter die zweite Halbzeit noch gar nicht angepfiffen.

Schon in den Partien zuvor hatte Robben überragend gespielt, doch so aufgedreht und entschlossen wie an diesem Samstagnachmittag gegen den Hamburger SV ist auch ein Arjen Robben nur ganz selten zu erleben. Da seine Teamkollegen im vierten Spiel der Rückrunde fast genauso aufgedreht und entschlossen über den Rasen pflügten, hatte dies für den Hamburger SV katastrophale Folgen. Nach einer Niederlage, einem Unentschieden, einem mühsamen Sieg folgte nun eine Weltklasseleistung der Münchner. Mit 8:0 (3:0) gewann der FC Bayern gegen bedauernswerte Hamburger. "Wir haben gut gespielt, unser Aufbau war gut und schneller" - Guardiola war zufrieden.

Dabei hatte der Trainer vor dem Spiel noch mit seinen Fußballern geschimpft: "Wenn wir so spielen wie in den ersten drei Spielen, haben wir keine Chance in der Champions League", warnte er. Mit wem Guardiola zuletzt besonders unzufrieden gewesen war, war anhand der Aufstellung herauszulesen: Dante saß in eine dicke Jacke gehüllt auf der Ersatzbank und schaute, als habe er Heimweh nach dem sonnigen Salvador de Bahia. Stattdessen vertraute der Trainer in der Abwehr auf Holger Badstuber und Rafinha, die beide erstmals nach ihrer Verletzungspause in der Startelf standen. Der zuletzt unsichere Mittelfeldstratege Xabi Alonso wiederum war gar nicht erst mit ins Stadion gekommen - dies jedoch, weil er an Oberschenkelproblemen litt.

HSV-Coach Joe Zinnbauer, dem im Hinspiel ein beachtliches 0:0 gegen die Münchner gelungen war, dachte gar nicht daran, sich mit seiner Mannschaft hinten einzumauern. Zugang Marcelo Diaz aus Chile und Rafael van der Vaart sollten Impulse setzen. Ganz vorne versuchte Ivica Olic, ein Tor gegen seinen Ex-Verein zu erzielen. Doch dazu kam es nicht.

Die Bayern traten selbstsicher auf, sie waren ständig am Ball. Bastian Schweinsteiger verteilte die Bälle überlegt, Badstuber und Rafinha waren wachsam. Und Arjen Robben umkurvte Verteidigerbeine, als wären sie Slalomstangen.

Am ersten Treffer war der hibbelige Niederländer jedoch überraschenderweise nicht beteiligt: Rafinha trat eine Flanke, die am Arm von Johan Djourou hängen blieb. Schiedsrichter Michael Weiner ließ sich von aufgebrachten HSV-Spielern nicht umstimmen, er gab den Elfmeter. Thomas Müller trat an, zögerte jedoch so lange, bis Jaroslav Drobny sich in die eine Ecke plumpsen ließ - und beförderte den Ball dann in die andere (21.).

Das war längst noch nicht alles

Nur 90 Sekunden später folgte der zweite Treffer, erneut hatte Robben keinerlei Anteil daran. Müller hämmerte nach präzisem Zuspiel von Schweinsteiger aus 16 Metern auf das Tor, diesmal entschied sich Drobny für die richtige Ecke. Doch der Ball prallte zur Seite ab. Mario Götze sprintete los und war ein paar Hundertstelsekunden schneller zur Stelle als der Torhüter. Der Ball segelte unter die Latte (23.). Robben klatschte in roten Handschuhen mit seinen Teamkollegen ab.

13 Minuten später bekam Robben dann endlich seinen großen Auftritt. Der 31-Jährige schüttelte zwei Gegner ab und zielte im Laufen aus 23 Metern. Es war das schönste Tor an diesem Nachmittag.

In der Halbzeitpause schleppte sich Robbens Gegenspieler Ronny Marcos mit Schnappatmung in die Kabine. 15 Minuten später hieß es für ihn wieder: dem roten D-Zug hinterher hecheln. In der 47. Minute stürmte der Niederländer wieder in den Strafraum, entkam dem bemitleidenswerten Marcos mit Leichtigkeit, auch andere HSV-Spieler kamen nicht hinterher. Robben traf ins kurze Eck - und das mit seinem rechten Fuß. Es gelingt ihm einfach alles. Schweinsteiger eilte herbei und streichelte ihm über die Schuhe.

Doch das war noch längst nicht alles.

Müller sorgte mit einem platzierten Schuss für das 5:0 (55.), Robert Lewandowski wurde trotz Abseitsstellung der Treffer zum 6:0 angerechnet (56.). Es deutete sich also bereits an, als könne der FC Bayern das Ergebnis von jenem berüchtigten 30. März 2013 sogar noch überbieten. Damals fertigte er den HSV mit 9:2 ab.

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Zwei weitere Treffer fielen. Der eingewechselte Franck Ribéry nutzte einen Abpraller, um sich in der Rückrunde anzumelden (67.). Götze schlenzte den Ball zum 8:0 ins Tor (87.).

Noch nie hat der HSV in der Bundesliga so hoch verloren, für den FC Bayern war es der höchste Bundesliga-Sieg seit mehr als 30 Jahren: Im März 1984 schlugen die Münchner Kickers Offenbach mit 9:0. Guardiola hat nun keine Grund mehr, sich Sorgen zu machen. "Gratulation an meine Mannschaft. Ich bin zufrieden, auch weil wir wieder zu unserem Spiel gefunden haben", sagte der Trainer. Es klang so, als plane er nun wieder mit dem Champions-League-Finale.

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