Bayern-Fans in Athen:Unter Polizeischutz zu den harten Jungs

Griechenland Fussball Super League Saison 2015 2016 1 Spieltag 23 08 2015 Olympiakos Piräus Pani; Olympiakos Fans

Genießen keinen guten Ruf: Fans von Olympiakos Piräus

(Foto: imago/ANE Edition)
  • Der FC Bayern reist nach 32 Jahren wieder zu einem Spiel nach Griechenland.
  • Vor der Partie gegen Olympiakos gibt es Sicherheitsbedenken. Das Spiel wird zum "Hochrisikospiel" erklärt, die Münchner Fans müssen um ihre Sicherheit fürchten.

Von Jonas Beckenkamp, Athen

An viele Orte ist der FC Bayern in den vergangenen drei Jahrzehnten gepilgert: ins Jawaharlal-Nehru-Stadion nach Delhi, in die Marrakescher Medina. Selbst ins ferne Emsland verschlug es die bajuwarische Reisegemeinschaft am 13. Oktober 1999. Gegner war damals im DFB-Pokal der SV Meppen, ehedem ein gefürchteter David im Kampf gegen die Goliaths des Fußballs. Die Globetrotter des FC Bayern und ihre Gefolgschaft kommen gut rum. Nur ein Land blieb ihnen 32 Jahre lang verwehrt: Griechenland.

Beim letzten Auftritt in Saloniki im Uefa Cup 1983 erkämpfte sich die Mannschaft um die Herren Beierlorzer, Dürnberger und Rummenigge ein 0:0. Seither verhinderte die Auslosung weitere Abenteuer in Hellas. Vielleicht hat es mit Hexerei oder gezinkten Loskugeln zu tun. Vielleicht liegt es an einem Fluch der Götter. Unter den Bayern-Anhängern hielt sich jedenfalls die Theorie: Eine Auswärtsreise nach Athen wäre zwar schön, ist von höheren Mächten aber nicht erwünscht. Dass es nun am Mittwoch in der Champions League endlich gegen Olympiakos Piräus geht, ist also einerseits ein Segen.

Andererseits kommt so richtiges Reisefieber über diesen Betriebsausflug nicht auf. In dem Athener Hafenvorort erwarten aus München Mitgereiste widrige Umstände, die sogar die eigene Sicherheit betreffen könnten. "Es ist niemandem zu raten, dort in Fankluft rumzulaufen. Wer länger dabei ist, weiß das auch", sagt ein Sprecher des Club Nr. 12, einer Dachorganisation von Bayern-Fanklubs, der zudem erfahrener Auswärtsfahrer ist.

Unter Polizeischutz ins Stadion

Die griechischen Fans gelten als besonders leidenschaftlich. Doch ihr Hang, Leidenschaft mit Lust aufs Losprügeln zu verwechseln, ist seit Jahren verbrieft. Die Partie gegen die Bayern wurde deshalb offiziell zum "Hochrisikospiel" erklärt.

Um Zwischenfällen vorzubeugen, werden die Münchner Fans per Bus-Shuttle vom Panathinaikos-Stadion, das in der Innenstadt liegt, eingesammelt. Unter Polizeischutz soll es um 18 Uhr von dort ins südwestlich gelegene Piräus gehen.

"Natürlich wäre es schön, wenn es so entspannt ist, wie zum Beispiel in Porto. Aber die Stimmung ist wegen der politischen Lage zusätzlich aufgeheizt", sagt der Sprecher vom Club Nr. 12. Daheim bleiben sei aber keine Option.

"Thira 7", die gefürchtetste Ultra-Gruppierung

Mit der Unterstützung für ihre Mannschaft könnten die Münchner Fans aber Probleme bekommen. Die Anhänger der Athener Klubs Panathinaikos, AEK und Olympiakos tragen ihre Fehden gerne öffentlichkeitswirksam und bisweilen bis aufs Blut aus. Erst im vergangenen Februar unterbrach der Verband die Meisterschaft für einen Spieltag, weil es wiederholt zu Ausschreitungen gekommen war. Danach setzte man den Ligabetrieb zunächst ohne Zuschauer in den Stadien fort.

Krawalle gibt es aber selbst dann, wenn keiner der genannten Vereine gegeneinander spielt. Eine zentrale Schwierigkeit für die Anhänger aus Deutschland ist am Mittwochabend der Weg zum 2004 neu erbauten Karaiskakis-Stadion in Piräus. Dorthin führt zwar eine Metrolinie, beim Aussteigen gelangen Gästefans aber direkt in die Hände der "Thira 7", der gefürchtetsten Ultra-Gruppierung von Olympiakos. In der befinden sich einige besonders harte Jungs, wie zu hören ist. "In diesem Fall geht es den Olympiakos-Ultras darum, ihr Territorium zu schützen", erklärt Thomas Emmes vom Fanprojekt München. Zwei seiner Kollegen sollen deswegen die 1600 Bayern-Anhänger in Athen betreuend begleiten, schließlich sei bekannt, "dass es in Griechenland beim Fußball robuster zugeht. Eigens mit der U-Bahn anreisen, sollte man lieber vermeiden."

Gelassener sieht das der FC Bayern selbst. "Wir sind mit Olympiakos und den dortigen Behörden in engem Austausch", sagt Mediendirektor Markus Hörwick. Er wolle aber "keinerlei Verhaltens-Anweisungen oder Vorgaben aussprechen", um nicht unnötig Ängste beim Münchner Anhang zu schüren. "Auch Olympiakos sieht das gelassen", sagt Hörwick. "Wir sollten lieber nicht zu ausführlich über ein Hochsicherheitsspiel diskutieren oder Horrorszenarien entwerfen, sondern uns darauf verlassen, dass die Maßnahmen reichen."

Die mitreisenden Fans des Club Nr. 12 haben sich eine möglichst sichere Route selbst ausgetüftelt. "Wir haben einen eigenen Flug mit 180 Fans organisiert. Dazu vier Busse, die uns direkt vom Flughafen zum Stadion bringen", sagt der Sprecher. Außerdem tuckert ein Fanbus von München nach Athen - jedoch auf ungewöhnlichem Weg. "Der sollte ursprünglich über den Balkan fahren, muss jetzt aber wegen der Flüchtlingskrise an den Grenzen die umständlichere Route mit der Fähre ab Italien nehmen."

Es ist also ein Ausflug mit Hindernissen. Aber: Wer schon in Meppen war, den haut wohl kein anderes Ziel mehr um.

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