Bayern besiegt Marseille in der Champions League:Mühelos am Mittelmeer

Beschwingt und überzeugend: Der FC Bayern gewinnt souverän mit 2:0 bei Olympique Marseille, weil Robben und Gomez nach feinen Kombinationen zum Torerfolg kommen. Gegen enttäuschende Franzosen müssen die Münchner sich noch nicht einmal verausgaben - Bastian Schweinsteiger feiert ein kurzes und folgenreiches Comeback.

Nach zehn Minuten stand es immer noch 0:0. Wer die Berichterstattung vor diesem Spiel verfolgt hatte, musste das für erstaunlich halten, denn vor allem in den französischen Blättern wurde allein über die Höhe des Sieges debattiert. So klar schien die Ausgangslage: hier der FC Bayern, der vor kurzem erst 20 Tore in einer Woche geschafft hatte - dort Olympique Marseille, das sich in der heimischen Liga quält und im Pokal gerade an einem Drittligisten gescheitert war.

Olympique de Marseille v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Quarter Final

Bastian Schweinsteiger ist zurück auf dem Platz - im Rückspiel wird er aber erneut fehlen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach 20 Minuten stand es immer noch 0:0, was zumindest die Bayern nicht überraschte: Sie hatten nie auf die freiwillige Kapitulation des Gegners spekuliert, ihnen war klar, dass die Elf von Trainer Didier Deschamps sich in diesem Viertelfinal-Hinspiel im Champions-League-Modus präsentieren würde.

Dieser Modus war am Ende aber nicht gut genug für die Bayern, die in einem zerfahrenen, kampfbetonten Spiel die klar bessere Elf stellten und verdient 2:0 (1:0) siegten. Das Rückspiel sollte kein allzu großes Problem mehr werden - und dann wartet wohl Real Madrid.

In einem Viertelfinale muss man immer aufpassen, wir sind noch nicht durch", sagte Philipp Lahm später, aber es war wohl eher die pflichtbewusste Mahnung eines Kapitäns. Die Tür zum Halbfinale sei schon "sehr weit aufgestoßen", bilanzierte dagegen Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge trocken.

Schon vor dem Anpfiff hatten die Münchner ihren Anhängern eine erfreuliche Nachricht präsentiert. Bastian Schweinsteiger tauchte nach den auskurierten Beschwerden an seinem rechten Fuß auf der Anzeigentafel auf, unter "Reservisten" zwar nur, aber immerhin. Das Abschlusstraining hatte er beschwerdefrei absolviert, und so nahm Bayern-Trainer Jupp Heynckes gerne den psychologischen Effekt mit, der mit Schweinsteigers Präsenz verbunden war.

Sehr respektvoll hatten sich die Franzosen vor der Partie über den Mann geäußert, dessen Nachnamen sie unter keinen Umständen aussprechen können, und sein bloßes Erscheinen beim Warmmachen ließ den großen Gegner aus Deutschland gleich noch ein bisschen größer erscheinen.

Von der ersten Spielsekunde an war erkennbar, was für ein Spiel das werden würde: ein anstrengendes. Die Franzosen wussten, dass sie den Bayern spielerisch weit unterlegen sein würden, also unternahmen sie alles, den Münchnern den Spaß am Spiel zu verderben. Sie machten ausgiebig von ihren Körpern Gebrauch, es war ein sehr physisches Spiel, das die Franzosen den Bayern aufzwangen. Kantig waren sie, hart, sehr scharf in den Zweikämpfen.

"Wir waren darauf vorbereitet, dass sie sehr robust spielen", sagte Heynckes, trotzdem schmeckte den Bayern die Härte gar nicht. Spielerisch war es recht bieder, was die Franzosen ihrem Publikum anzubieten hatten, dennoch merkten die Bayern schnell, dass sie nicht zu frech werden dürfen. Olympique hatte ein paar schnelle Konter im Repertoire und auch ein paar Torchancen, mit denen sie sich Respekt erarbeiteten - die größte in der siebten Minute, als Manuel Neuer einen Kopfball des Verteidigers Fanni gerade noch aus dem Eck kratzte und Mittelstürmer Remy den Nachschuss an den Außenpfosten setzte.

Robben beendet das gefährliche Spiel

Nach 30 Minuten stand es immer noch 0:0, und Mitte der ersten Hälfte hatten die Franzosen es erstmal geschafft: Das Spiel war jetzt kein Spiel mehr, sondern eine lose Abfolge von Kampfhandlungen. Kroos grätschte gegen Valbuena, Lahm foulte, auch Boateng tat mit. "Die vielen gelben Karten gefallen mir gar nicht", sagte Heynckes, "die Härte ging doch eindeutig von Marseille aus."

So kamen die Bayern erstmal nicht dazu, die erkennbar anfällige Abwehrkette mit dem erkennbar anfälligen Torhüter ernsthaft herauszufordern. Elinton Andrade ist der Torwart Nummer drei, acht Pflichtspiele hat er für Marseille bestritten, in drei Jahren, das letzte datiert aus dem Januar 2011. Es war ihm anzumerken - er war unsicher bei Flanken und Rückpässen, und am Ende hatten ihm die Bayern auch das Führungstor zu verdanken.

Gomez' 18-Meter-Schuss ließ er unter dem Körper durchrutschen (44.), ein vermeidbarer Treffer, aber auch schön herausgespielt. Es war ein Moment, in dem es endlich schnell ging: Lahm hatte Valbuena den Ball abgeluchst (wobei eine unabsichtliche Berührung mit der Hand im Spiel war), und weil die wuchtigen Körper der Franzosen noch mit der Vorwärtsbewegung beschäftigt waren, fanden die Bayern Platz für diesen Konter über Ribéry, Robben und Gomez.

Nicht nur diese Szene zeigte, um wie viel besser die Bayern waren - theoretisch jedenfalls. In der Praxis starteten sie aber etwas unkonzentriert in die zweite Hälfte, die Gastgeber fühlten sich eingeladen vom unpräzisen Spiel der Bayern, sie versuchten es nochmal, kamen zu Chancen.

Es war ein gefährliches Spiel, das die Bayern da trieben - Robben beendete es in der 69. Minute nach einem zügigen Angriff und schönem Doppelpass mit Müller. Dieses 2:0 fiel rechtzeitig genug, um den Gastgebern den Mut zu nehmen - und die Münchner zu ersten Gedanken ans Halbfinale zu inspirieren.

Jupp Heynckes brachte jetzt Schweinsteiger ins Spiel, der sich kurz darauf genötigt sah, Valbuena zu foulen. Er sah die gelbe Karte, die dritte im laufenden Wettbewerb - im Rückspiel gegen Marseille am kommenden Dienstag darf er fehlen, im Halbfinale gegen Real Madrid wäre er praktischerweise wieder dabei. Es sah aus, als habe er ein leichtes Grinsen im Gesicht, als er die Karte empfing, aber die Bayern haben das natürlich nicht bestätigt.

"Ich bin sauer auf mich, das darf mir nicht passieren", sagte Schweinsteiger, der Spieler. "Er braucht jedes Spiel, um in den Rhythmus zu kommen", sagte Heynckes, der Trainer. "Der FC Bayern holt sich keine gelben Karten ab, das wäre nicht fair", sagte Rummenigge, der Chef.

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