Bayern besiegt Manchester City:Wenn der Gegner offen kapituliert

Wer soll den FC Bayern aufhalten? Nach dem überzeugenden 2:0 gegen Manchester City berauschen sich die Bayern an sich selbst und verkünden forsch: Wenn wir so weiterspielen, schlägt uns niemand. Aber ein bisschen besser darf es schon noch werden.

Carsten Eberts, Fröttmaning

Mario Gomez gesellte sich erst spät zu seinen Zuhörern. Eine Stunde nach Spielschluss wurde der Bayern-Stürmer immer noch massiert und behandelt - erst dann kam er zu den Journalisten - und wurde natürlich gefragt, ob man sich Sorgen mache müsse: Um ihn, Gomez, den Schützenkönig, der soeben mit zwei Toren beim hochverdienten 2:0 (2:0) gegen Manchester City abermals der effektivste Mann des Abends war.

Munich's Gomez celebrates against Manchester City during their Champions League Group A soccer match in Munich

Trifft und trifft und trifft: Mario Gomez (li.) gelangen auch gegen Manchester City wieder zwei Tore. 

(Foto: REUTERS)

Gomez grinste, einigermaßen erschöpft. "Nein", sagte er, "ich komme ja gerade erst aus einer Phase, in der ich zwei Verletzungen hatte. Da bin ich aus dem Rhythmus gekommen." Nun sind Gomez' Rhythmusstörungen vergleichsweise lächerlich, wenn man sich die Quote aus seinen "Problemwochen" anschaut: drei Tore in Kaiserslautern, vier gegen Freiburg, nun zwei gegen Manchester. Wo soll das also hinführen, wenn sich Gomez erst wieder fit fühlt?

An diesem Champions-League-Abend wurde es Gomez leicht gemacht, beide Tore müssen schließlich der Kategorie "Abstauber" zugeordnet werden: Erst nach zwei Schüssen von Franck Ribéry und Thomas Müller, die Manchesters Keeper Joe Hart nur abklatschen lassen konnte (38. Minute). Dann nach einem Kopfball von Daniel Van Buyten, als Gomez das Spielgerät wiederum aus kurzer Distanz an Hart vorbei ins Netz schob (45.+1). Beide Male war Gomez am richtigen Platz - bereits zur Halbzeit stand es 2:0.

Nicht alles fiel den Bayern an diesem Abend so leicht. Anfangs drückte der Milliardenklub aus Nordengland auffallend, ließ den Rekordmeister nicht ins Spiel kommen, verleitete Abwehrmann Jérôme Boateng gar zu zwei Fouls im Strafraum, von denen zumindest eines elfmeterreif erschien. "Wir waren ein wenig überrumpelt, weil wir so in dieser Saison noch nicht gefordert waren", berichtete Gomez weiter: "Aber die Art und Weise, wie die Mannschaft reagiert hat, war schon sehr gut."

Die Bayern zeigten tatsächlich eine bemerkenswerte Reaktion. Spätestens von der 25. Minute an, als Manchesters Drangphase an Wucht verlor, übernahmen die Bayern das Spiel. Nicht irgendwie, sondern komplett. Mit voller Wucht. Insbesondere Franck Ribéry, der bemerkenswerte Franzose, stellte die Briten immer wieder vor Aufgaben. Die Bayern begannen, ihren Gegner mürbe zu spielen. Bis die Tore zwangsläufig fielen.

Die Schau von Ribéry

Es war tatsächlich eine Schau, die Ribéry in dieser Phase abzog. Wie er stehen blieb, kurz zuckte, den Gegenspieler mit einer Körpertäuschung fast schon aussteigen ließ, trotzdem weiter stehen blieb und erst mit dem nächsten Wackler rasant an ihm vorbeizog. "Ribéry hat heute eine Weltklasseleistung gezeigt", adelte ihn Trainer Jupp Heynckes später. Auch wenn der Franzose selbst ohne Treffer blieb.

Das vielleicht größte Lob des Abends verteilte jedoch der Gegner. Denn Manchester City versuchte in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr, das Spiel zu drehen, wollte das 0:2 lediglich halten, Schlimmeres verhindern. "In der zweiten Halbzeit haben wir wie aus einem Guss gespielt", zeigte sich Heynckes beeindruckt: "Im Moment haben wir nicht nur einen super Teamgeist, sondern agieren auch harmonisch, haben eine gute Raumaufteilung und überragende Einzelkönner."

Mancinis Kapitulation

Manchesters Trainer Robert Mancini kapitulierte hingegen: "Wenn du auf diesem Niveau nicht 90 Minuten läufst, hast du ein Problem. Mit dem zweiten Gegentor war das Spiel gelaufen. Im Moment ist Bayern München zu stark für uns." Schon nach einer Stunde nahm er den offensiven Edin Dzeko vom Platz und brachte den defensiven Nigel de Jong. Die Devise: Bloß nicht untergehen.

Mit sechs Punkten führen die Bayern damit die Champions-League-Gruppe A an, schraubten ihre derzeitige Erfolgsbilanz liga-übergreifend auf bemerkenswerte zehn Siege und 28:0 Tore. In drei Wochen geht es nun gegen den SSC Neapel, der spätestens nach dem 2:0 am Dienstagabend über den FC Villareal zum Gruppengegner Nummer eins avanciert ist. Nicht nur die Italiener fragen sich: Sind das schon die besten Bayern? Oder ist in dieser Saison gar noch mehr zu erwarten?

Die Antwort der Bayern-Angestellten fiel einmütig selbstbewusst aus: Es geht noch mehr! "Wenn wir unsere Form halten, kann uns keiner aufhalten", sagte etwa Kapitän Philipp Lahm, was er jedoch vorerst auf die Bundesliga bezog. "Wenn wir genau so weitermachen, wird uns keiner schlagen", erklärte auch Gomez, der endgültig in Plauderlaune war: "Natürlich ist da noch Potential nach oben. Wenn ich da nur an mich denke oder an Arjen Robben, der heute gar nicht gespielt hat."

Das war nicht ganz korrekt, schließlich wurde der Niederländer nach einer knappen Stunde aufwärmen in der 90. Minute eingewechselt: für Franck Ribéry, dessen große Schau zu Ende war und der mit stehenden Ovationen verabschiedet wurde.

Robben hingegen machte zwei Sprints und verließ direkt nach dem Schlusspfiff verärgert ob seines Kurzeinsatzes den Platz. Doch es war gewiss nicht der Abend für große Misstöne.

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