Bayern besiegt Bochum 2:1:Schöne Ferien statt Verlängerung

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Bochum führt früh, die Bayern gewinnen: Mit dem letzten Schuss erzielt Arjen Robben im DFB-Pokal-Achtelfinale das 2:1 für den FC Bayern, der damit die nächste Runde erreicht. Dabei hatte es beim Ruhrpottklub lange nach einer Überraschung ausgesehen - mit dem Sieg beenden die Münchner eine sehr erfolgreiche Hinrunde.

Andreas Burkert, Bochum

Die 90 Minuten waren vorüber, die Verlängerung hatte der VfL Bochum jetzt fast erreicht. Das hatte dem Tabellenneunten der zweiten Liga kaum jemand zugetraut im Pokal-Achtelfinale gegen die großen Bayern; nur Trainer Jupp Heynckes hat hinterher versichert, er habe mit dem Stück Arbeit im Ruhrgebiet gerechnet: "Der VfL ist zuletzt nach oben gekommen - und die Mannschaft hat guten Charakter".

Dank an den Holländer: Arjen Robben sicherte den Bayern in Bochum ein schönes Weihnachtsfest. (Foto: dpa)

Heynckes fiel dieses Lob leicht, denn mit dem letzten Münchner Schuss des Fußballjahres war sein Team tatsächlich noch in regulärer Spielzeit zum 2:1 (0:1)-Siegtor durch Arjen Robben gekommen. "Frohe Weihnachten ", wünschte Heynckes, während Kapitän Philipp Lahm erleichtert bilanzierte: "Wir haben uns lange schwer getan, aber jetzt sind wir froh, dass wir Ferien haben und im nächsten Jahr noch in allen Wettbewerben vertreten sind."

Heynckes hatte vor dem letzten Einsatz zwar versichert, man werde beim VfL "voll auf Attacke" setzen. Derjenige, den man für solch einen Auftrag ganz gut gebrauchen kann, saß aber trotzdem nur auf der Bank: Mario Gomez, in den bisherigen 25 Pflichtspielen mit 24 Toren auffällig geworden. Für ihn stürmte der ständig von Abschied grummelnde Kroate Ivica Olic.

Dem Gruppenleiter Heynckes lag demnach die Harmonie in der Kabine des Bundesliga-Herbstmeisters zunächst einmal näher als die Nominierung seiner stärksten Elf. Doch viele Möglichkeiten, sich als Alternative in der Sturmspitze aufzudrängen, besaß Olic nicht. Die Bayern wurden selten zwingend, der VfL verteidigte engagiert ab der Mittellinie und stellte auf außen die Münchner Attraktionen kalt, Robben und Ribéry.

Der Franzose etwa begegnete dem bei den Bayern ausgebildeten Verteidiger Björn Kopplin; auf der Münchner Bank wird Hermann Gerland Ribérys Gegenspieler stolz zugesehen haben, er ist einst als U23-Trainer ein Förderer und Fan von Kopplin gewesen. Aber die stille Begeisterung über sein Werk dürfte dann auch beim gebürtigen Bochumer Gerland vom Entsetzen über den Rückstand abgelöst worden sein.

Dabei hatte der VfL eigentlich nicht viel in der Offensive zu bieten. Während die Gäste ihre Dominanz zu Distanzschüssen nutzten durch Timoschtschuk (6.) oder Gustavo (18.), fehlten dem VfL Präzision und manchmal auch das Talent, um gefährliche Konter zu setzen. Doch die Nonchalance der Bayern lud ihn dazu ein, es immer wieder aufs Neue zu versuchen. Zumal der Favorit Stellungsfehler in der Abwehr beging, wie bei Kramers Kopfballversuch nach einer Freistoß-Hereingabe (22.).

Beim 0:1 trieben es die Bayern auf die Spitze mit ihrer Passivität im Zweikampf. Lahm sah zu, wie Kopplin auf dem rechten Flügel eine Anspielstation suchte; Boateng bewunderte tatenlos die Qualitäten des quirligen Ballschleppers Inui; und als dieser Aydin bediente, griffen van Buyten und, am Ende der Fehlerkette, Timoschtschuk zögerlich ein - Federico bedankte sich für den Querpass und schob problemlos ein (26.).

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Die Bayern waren konsterniert. Nur Kroos bemühte sich um Struktur, und vor allem Robben verirrte sich häufig bei seinen Dribblings. Der Holländer trat bis zum Wechsel nur noch einmal in Erscheinung - mit einem dreisten Täuschungsversuch im Strafraum; seine Schwalbe mit rekordverdächtiger zeitlicher Verzögerung als peinlich zu bezeichnen, wäre beschönigend. Robben sah dafür Gelb (41.). Torgefahr strahlten die Bayern bis zum von 29.000 Bochumern umjubelten Pausenpfiff nur noch durch Gomez aus. Denn der lief sich jetzt warm.

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Es dauerte dann nicht lange, bis der Torjäger nach seiner Einwechslung Einfluss nahm auf das träge Spiel: Lahm spielte ihn an der Mittellinie an, und dann narrten Gomez und Kroos mit zwei Doppelpässen fünf Bochumer. Toni Kroos, der bald 22-jährige Aufsteiger der Saison, vollendete mit perfekter Schusstechnik und ließ Keeper Luthe keine Chance mit seinem Flachschuss (52.).

In den Minuten danach drängten die Bayern auf eine frühe Entscheidung, die Bochumer hielten nun nur noch selten ihre Reihen geschlossen. Doch mit Hilfe des Publikums verwandelte der VfL ein im Grunde einseitiges Duell endgültig in einen spannenden Pokalabend. Die Münchner ließen den Ball zwar manchmal sogar im Bochumer Strafraum kreiseln, mit Glück und Geschick verhinderte der VfL den Abschluss - um in Ballbesitz nach vorne zu stürmen.

Einmal zog Ginczek nach einem langen Sprint ab, Torwart Neuer parierte (59.). Ansonsten verschoben sich die Gastgeber in der Deckung, so weit ihre Füße sie trugen. Gegen Robbens typischen Zug nach innen kamen sie zu spät, doch dessen Schlenzer sauste knapp am Pfosten vorbei (79.).

Aber einen Versuch erhielt er noch, die reguläre Spielzeit war soeben abgelaufen: Der starke Bayern-Kapitän Lahm fing einen Querpass von Dabrowski ab, der ebenfalls überzeugende Ribéry zog davon und legte zurück auf Robben. Der verzichtete diesmal auf Sperenzchen und traf trocken zum 2:1.

© SZ vom 21.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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