Bayern-Basketballer verpassen BBL-Finale:Zerschellt an der Bamberger Mauer

FC Bayern Muenchen v Brose Baskets - BBL Playoffs

Kein Durchkommen: Bayerns Yotam Halperin rennt in zwei Bamberger hinein. 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Dieser Titel geht nicht nach München: Die Basketballer des FC Bayern scheitern im entscheidenden Spiel des Playoff-Halbfinals mit 66:85 an einer defensivstarken Bamberger Mannschaft. Der Serienmeister trifft nun dank eines überragenden dritten Viertels in der Endspielserie auf ein Team aus dem hohen Norden.

Aus der Halle von Joachim Mölter

Zwei Stunden vor Spielbeginn fuhren auf dem Parkplatz neben der Stechert-Arena die ersten Autos vor mit den flatternden Fähnchen, die man hierzulande seit dem Sommermärchen der Fußball-WM 2006 kennt. In diesem Jahr, an diesem Ort steht "Red Wall" auf den Fähnchen - rote Mauer. Das Motto der Brose Baskets Bamberg für die Playoffs.

Neunzig Minuten vor Spielbeginn war kein freier Tisch mehr zu bekommen in der Sportsbar neben der Halle, die wohl auch nicht zufällig "Playoff" heißt. Überall saßen Männer, Frauen, Jugendliche, Kinder und stärkten sich für das große, das entscheidende Spiel. Sie trugen rote T-Shirts, rote Trikots.

Eine Stunde vor dem Spielbeginn fingen die Fans dann an, ihre Mauer aufzubauen: Sie füllten die Tribünen, und mit all ihren roten Hemden sah es tatsächlich so aus, als entstehe da eine Festungsmauer. Die Bamberger hatten etwas zu verteidigen, die deutsche Meisterschaft. Die Trommler an der Stirnseite der Halle, da wo für gewöhnlich die lautesten Fans der Bamberger stehen, stimmten das Publikum ein, die Spannung stieg. Es war alles vorbereitet für das fünfte und letzte Halbfinal-Duell mit dem mächtigen Herausforderer FC Bayern München, der nichts weniger vorhatte als einen Umsturz im deutschen Basketball - den zuletzt dreimaligen Titelträger vom Thron zu stoßen.

Doch der wehrte hinter seiner roten Mauer das Aufbegehren ab und gewann die Partie vor 6800 Zuschauern mit 85:66 (40:40) Punkten. Die Bamberger erwarten nun am kommenden Sonntag (14.35 Uhr/ Sport 1) zum Auftakt der Finalserie die EWE Baskets Oldenburg, die sich ebenfalls am Donnerstagabend in einer ähnlich umkämpften Halbfinalserie 80:75 gegen den Vorjahresfinalisten Ratiopharm Ulm durchsetzten.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es auf dem Feld die Münchner waren, die rote Leibchen trugen (im Gegensatz zu den grau gewandeten Gastgebern). Und die Münchner wollten ihrerseits eine Art Mauer bauen um ihren Korb herum. Immer wenn sie in dieser Saison gegen die Brose Baskets gewannen, hatte ihr Trainer Svetislav Pesic vorher erklärt, hatten sie dem Gegner nur um die 70 Punkte herum gestattet, so wie zuletzt am Sonntag beim 80:71-Heimsieg.

Hohes Tempo, hitzige Partie

Pesic begann also mit der gleichen defensiv ausgerichteten Aufstellung, also mit den abwehrstarken Steffen Hamann, Demond Greene und Brandon Thomas neben den großgewachsenen Jan Jagla und Jared Homan. Sein Bamberger Kollege Chris Fleming schickte zuletzt ohnehin immer die gleiche Starting five aufs Feld - die Guards John Goldsberry und Alex Renfroe, Casey Jacobsen und Sharrod Ford auf den Flügeln, Maik Zirbes unter dem Korb. Bambergs Antreiber Anton Gavel kam traditionell erst später von der Bank.

So wie sich die Startformationen glichen, so glich sich auch der Spielverlauf. Es war abermals eine von Beginn an mit hoher Intensität und hohem Tempo, mitunter hitzig geführte Partie, jeder Ball war umgekämpft, fast kein Wurf gelang unbedrängt. Bayern-Coach Pesic hatte so einen harten Kampf erwartet, auf "plus sechs, minus sechs" hatte er den Rahmen geschätzt, in dem sich die Teams bewegen würden: Exakt so kam es in der ersten Halbzeit auch. Bamberg führte mal 8:2 (3. Minute), dann lag der FC Bayern 26:21 vorne (12.), als die Teams in die Kabine gingen, waren sie gleichauf - 40:40.

In den vier bisherigen Begegnungen dieser Best-of-five-Serie war die Entscheidung immer erst im letzten Viertel gefallen, und dort manchmal sogar erst in den letzten Minuten. Bambergs Manager Wolfgang Heyder hatte das auch für diesen Donnerstagabend erwartet - und darauf gehofft, dass seinem Team die Erfahrung solch enger, fünfter Spiele helfen könnte. 2006 hatten die Franken das entscheidende Halbfinalspiel gegen Köln durch einen Dreier in letzter Sekunde verloren, 2010 das Finale gegen Frankfurt und 2011 das gegen Berlin ähnlich knapp gewonnen.

Heyders Mannschaft schien ihm so eine Nervenprobe bis zum letzten Moment diesmal ersparen zu wollen, im dritten Viertel machte sie ihre graue Abwehrmauer dicht und zog davon, immer weiter, über 64:53 (30.) und 75:58 (35.) bis hin zum 79:61 (37.), angetrieben von den playoff-gehärteten Gavel (18 Punkte) und Jacobsen (13) sowie dem jungen Zirbes (14).

Die Münchner gaben sich jedoch nicht geschlagen, am vorigen Sonntag hatten sie die Partie ja auch erst in den letzten drei Minuten gedreht, dank Tyrese Rice. Doch diesmal gelang ihnen die Wende nicht mehr, obwohl Rice abermals viel versuchte und Münchens bester Scorer war (16 Punkte), vor Jared Homan (12), Robin Benzing (11) und dem erneut starken Yotam Halperin (10). Der Israeli hatte sich auf dieses fünfte, entscheidende Spiel so gefreut: "Das ist wunderbar, mit der ganzen Atmosphäre, den ganzen Emotionen." Am Ende blieb ihm von den Emotionen nur die Enttäuschung.

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