Bayerische Klubs vor dem Ligastart:Oh, wie schön ist die Vorbereitung

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Der FC Bayern macht es sich am Gardasee gemütlich, der 1. FC Nürnberg beweist bereits Drama-Fähigkeit, die Augsburger besiegen zwei Gegner in einem Spiel und Aufsteiger Greuther Fürth verkauft alle seine Saisonkarten: Die bayerischen Fußball-Erstligisten in der problemlosesten Zeit der Saison.

Gerald Kleffmann

Vorbereitungszeit ist eine phantastische Zeit. Es werden nur Erfolgsmeldungen produziert. Kaum ein Profiteam verliert einen Test, kein Trainer wird entlassen, jeder Zugang wird hymnisch empfangen und vorgestellt, die Fans glauben noch an Wunder.

Bayern-Spieler am Gardasee: Kein Zelt, keine Gaskocher (Foto: dapd)

Der FC Ba yern? Bildet keine Ausnahme. Alles im Lot, noch kein Vize-Titel eingefahren bislang. Am Sonntag lauten die roten Topnews: pünktlich mit der Maschine am Mittag in Verona gelandet, gelungene Weiterfahrt im Bus nach Riva del Garda, wo - so die Vereinshomepage fast triumphierend- "der FCB bis Freitag seine Zelte aufschlägt". Zelte, welch feine Ironie.

Immerhin haust der FCB nicht samt Isomatten und Gaskocher auf dem Campingplatz Brione (Stellplatz ab zehn Euro). Vielmehr residiert er in der nördlichsten Stadt am Gardasee standesgemäß in einem Edelhotel namens "Lido Palace". Durchschnittlicher Zimmerpreis laut Internet: 321 Euro. Auch sieben Nachwuchsspieler dürfen erstmals diesen Standard genießen.

Bisher unklar ist nur, ob Jupp Heynckes und Matthias Sammer zusammen ein Doppelzimmer bezogen. Karl-Heinz Rummenigge, der Klubchef, hatte ja gerade versichert, dass zwischen die beiden "kein Blatt Papier passt", was wohl stimmt. Jedenfalls ist noch kein Foto aufgetaucht, auf dem vor, neben oder hinter Heynckes nicht ein sinnierender Sammer zu sehen ist. Überhaupt ist der neue Sportvorstand eine Art Hausgeist, der überall zugegen zu sein scheint.

Klinsmann hatte seine Buddhas, Heynckes & Co. haben Sammer, so viel steht fest. Es würde nicht überraschen, würde der Rotschopf auch bei den neun angesetzten Trainingseinheiten und den zwei Testspielen (am Dienstag gegen eine Trentino-Auswahl, freitags gegen Neapel) mitwirken, wenn auch nur als Spiritus Rector. Die EM-Teilnehmer Arjen Robben und Anatoli Timoschtschuk sind im Übrigen nun auch zum Kader gestoßen. Jetzt fehlen nur noch die deutschen Nationalspieler zum ganzheitlichen Glückszustand.

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Der 1. FC Nürnberg ist derweil in der nächsten Vorbereitungsstufe angelangt. Der Club übt bereits clubtypische Dramen. Am Samstag, beim Regionalligisten SSV Ulm 1846, lagen die Franken 0:2 zurück, das sah nicht gut aus. Die Partie endete dann 3:2, Javier Pinola, Zugang Timo Gebhart und Robert Mak hatten mit ihren Toren die peinliche Niederlage zu verhindern gewusst. Klar ist aber, dass hier noch ein paar Schichten notwendig sind.

Nürnbergs Trainer Hecking: Schon in Topform (Foto: dapd)

Trainer Dieter Hecking indes könnte sich die Vorbereitung schenken, er ist schon in Bundesligaform, rhetorisch zumindest. "Wir waren in der ersten Halbzeit sehr unkonzentriert. Beide Tore waren vermeidbar", sagte er unbarmherzig, als wäre es um drei Punkte gegangen. Auch die Tatsache, dass seine Profis gerade sieben Tage lang im Trainingslager in Oberstaufen geschuftet hatten, ließ er nicht mildernd einfließen.

Nach dem Ulm-Spiel gab er seinen Spielern zwar für vier Tage frei - allerdings mit einer nicht unerheblichen Einschränkung: "Die Jungs bekommen einen individuell gestalteten Trainingsplan mit, ihre Hausaufgaben" - verriet Hecking, der mit seinem Team am Samstag einer wirklich großen Herausforderung entgegenblickt. Borussia Dortmund reist nach Nürnberg, als Testspielgegner.

Nach dem 1:3 des deutschen Double-Gewinners beim FC Brügge brauchen Klopps Jungs ein Erfolgserlebnis, schließlich sind Niederlagen in der Vorbereitung ein schlechtes Omen. Ob der FCN diesmal erneut ein Drama verhindern kann?

Wunderdinge lassen sich vom FC Augsburg berichten. Die Mannschaft des neuen Trainers Markus Weinzierl hat das Tempo der Vorbereitung quasi verdoppelt - und zwei Gegner in nur einem Spiel besiegt. Beim 8:0 (3:0) am Freitagabend traten die Schwaben in der ersten Halbzeit gegen den Bezirksligisten TSV Burgau an, in der zweiten Halbzeit lief der SC Bubesheim auf, auch Bezirksligist.

Wenn man bedenkt, welche Terminschwierigkeiten der moderne Fußball heutzutage hat, könnte diese Art der Ansetzung wegweisend sein. Bayern spielt im Ruhrpott erst 45 Minuten gegen Dortmund, dann gegen Schalke, schon haben die Münchner mehr Luft, sich auf die Champions League zu konzentrieren und die Dortmunder auch.

Bei den Augsburgern fällt auf, dass sie sich genau die richtigen Testspielgegner ausgesucht haben, nämlich solche, die hinweggefegt werden. Gut: Dass Celtic Glasgow ein 0:0 gelang und damit als einziger von fünf Gegnern nicht gegen die Schwaben verlor - ein Akt der Gnade sicherlich, die schottische Stadt erlebt ja gerade mit dem Niedergang der Rangers schwere Zeiten.

Büßen für den verpassten Triumph muss bestimmt der zweite Gegner von der Insel, der FCA hat sich nun ein Testspiel am 11. August zu Hause gegen den englischen Premier-League-Klub Queens Park Rangers organisiert. Die Partie gegen den Zweitliga-Aufsteiger Jahn Regensburg am 21. Juli fällt dagegen aus. Die Polizei wollte dieses Duell in Kelheim wegen Sicherheitsbedenken verlegen, das passte den Klubs nicht, die Partie wurde storniert.

Die Freudenbotschaft des Wochenendes lautet indes: Paul Verhaegh bleibt beim FCA. Eigentlich ist das zwar keine Erfolgsmeldung, der Verteidiger hat ja noch einen gültigen Vertrag. Doch weil zuletzt Gerüchte kursierten, Twente Enschede wolle den holländischen Verteidiger zu sich locken, sprach FCA-Manager Manfred Paula nun ein Machtwort und sagte der Augsburger Allgemeinen: "Es gibt keine Anfrage für Paul Verhaegh, und deshalb ist ein Wechsel auch kein Thema." Und schon ist aus Nichts eine Erfolgsmeldung entstanden. Oh, wie schön ist die Vorbereitung!

Auch die SpVgg Greuther Fürth, neu im Arbeitskreis erste Liga, bewältigt beschwingt die problemloseste Zeit der Saison. Das 18:0 (10:0) beim Kreisklassisten TSV Höchstadt war der höchste Sieg, der einem deutschen Profiteam am Wochenende gelang.

Besonders erfreut über diesen Ausflug war Klubpräsident Helmut Hack, der in Höchstadt Anfang der siebziger Jahre gespielt hatte, am Ende gar als Spielertrainer. "Ich komme immer gerne nach Höchstadt - und habe das Gefühl, dass ich immer noch einer von denen bin", sagte er.

Dass die Fürther ihre Gegner noch etwas besser aussuchen als die Augsburger, beweist ihre Bilanz: 10:0 gegen Ebersdorf, 10:1 gegen Oberkotzau, 5:1 beim Regionalligisten Bamberg. Vielleicht holt die SpVgg sogar den Vorbereitungstitel, die kommenden Gegner dürften ja auch schlagbar sein, die da wären: der TV Markt Weiltingen und der AVS Zirndorf. Und am 26. August ist dann so eine Truppe aus München zu Gast, FC Bayern heißt sie angeblich.

Mit dem Ligastart beginnt dann eine neue Zeit, die möglicherweise nicht mehr ganz so schön wird für die eine oder andere Mannschaft. Stört's die Fürther? Natürlich nicht. Am Sonntag vermeldete der Klub, dass binnen sieben Stunden die verbliebenen 7000 von 13.000 Saisontickets verkauft wurden.

© SZ vom 16.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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