Bayer Leverkusen:Sperre bis zu fünf Spielen

Nach dem Eklat beim 0:1 gegen Dortmund ermittelt der DFB-Kontrollausschuss gegen Bayer-Trainer Schmidt. Das Strafmaß ist völlig offen: Einen Fall wie diesen hat es bislang noch nicht gegeben.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Über die Bestrafung eines Trainers, der seinen schiedsrichterlichen Verweis aus dem Innenraum ignoriert, hat der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bunds noch nie befinden müssen. Deshalb mochte dessen Vorsitzender Anton Nachreiner am Montag nicht spekulieren, wie die Strafe für Bayer Leverkusens Trainer Roger Schmidt ausfallen könnte. Schmidt, 48, hatte am Sonntag im Spiel gegen Borussia Dortmund eine Strafe durch Felix Zwayer minutenlang ignoriert, weil der Schiedsrichter den Verweis auf die Tribüne aus etwa 25 Metern Entfernung nur optisch angezeigt hatte. Schmidt wollte eine persönliche Erklärung. Erst nach einer neunminütigen Spielunterbrechung wurde das Spiel ohne Schmidt fortgesetzt. Dortmund gewann 1:0.

Am Montag hat der Kontrollausschuss ein Ermittlungsverfahren gegen Schmidt eingeleitet und eine schnelle Entscheidung angekündigt. Schmidt droht nach Paragraf 33 der Ausbildungsordnung ("Unsportliches Verhalten") ein "Aufenthaltsverbot für den Innenraum bis zur Höchstzahl von fünf Spielen". Schmidt muss sich schriftlich erklären. Bereits am Sonntagabend hatte er einen Fehler eingeräumt, dann aber gegen Zwayer den Vorwurf suggeriert, einen Handelfmeter für Leverkusen wegen der vorangegangenen Ereignisse womöglich absichtlich nicht gegeben zu haben. Auch Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler schimpfte über Zwayers Entscheidungen: "Dass die Spieler rein mussten, als wäre was Schlimmes passiert, war total übertrieben." Mit dem nicht gegebenen Elfmeter, so Völler, habe sich Zwayer danach "revanchiert".

Strittiger Ausgangspunkt der Debatte war, ob der zum Siegtor führende Freistoß für Dortmund in der Leverkusener Hälfte regelkonform war, weil er knapp sechs Meter vor dem Ort des Fouls ausgeführt wurde. In der Fußballregel 13 ("Freistöße") heißt es bloß: "Der Freistoß wird je nach Vergehen am Ort des Vergehens oder von der Position des Balls zum Zeitpunkt des Vergehens ausgeführt." Als Dortmunds Sven Bender von Stefan Kießling gefoult wurde, pfiff Zwayer sofort. Dortmunds Matthias Ginter lief nach dem Pfiff aber fast sechs Meter mit Ball weiter und stoppte ihn erst dann, um von dort schnell den Freistoß auszuführen. Zwayer befand: "Es war eine Kontersituation für Dortmund, und eine Ausführung drei, vier, fünf Meter entfernt liegt im Ermessensspielraum des Schiedsrichters."

Neben Schmidt wird auch gegen Völler ermittelt. Wie der Coach soll der Weltmeister von 1990 eine Stellungnahme abgeben. Herbert Fandel, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses, zeigte sich am Tag nach dem Eklat fassungslos: "Ich bin nach wie vor sprachlos. Wir haben gestern den Tiefpunkt einer leider erheblich negativen Entwicklung erlebt, die mich sehr nachdenklich stimmt." Mit deutlichen Worten forderte Fandel Trainer und Spieler zu einem Umdenken auf: "Es ist respektloser geworden, in einer Art und Weise, die nicht länger akzeptabel ist."

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