Bayer Leverkusen:River Plate droht mit der Fifa

Lucas Alario

Lucas Alario, hier noch im Trikot von River Plate.

(Foto: dpa)
  • Bayer Leverkusen will sich verstärken und den Stürmer Luis Nicolás Alario verpflichten.
  • Doch River Plate wirft dem Bundesligisten illegale Transfer-Praktiken vor: Ohne Wissen des Klubs habe Bayer einen Medizintest veranlasst.

Von Javier Cáceres

Das Schreiben wurde so hektisch aufgesetzt, dass es mit ein paar kleinen Schönheitsfehlern behaftet war. Denn ihren dreiseitigen Brief richteten der Präsident von CA River Plate, Rodolfo R. D'Onofrio, sowie der Sekretär Guillermo Cascio an die Herren vom Fußballbundesligisten Bayer 04 "Levekusen", unter ihnen Rudi "Voller" - der Mann also, der im WM-Finale 1990 jenen Elfmeter gegen Argentinien herausholte, den Andreas Brehme verwandelte. Die Hektik der River-Verantwortlichen war einem Namen geschuldet, der dem Brief vorangestellt war: "Betreff: Luis Nicolás Alario". Denn das ist der Mittelstürmer, den Bayer Leverkusen gern bei River auslösen möchte, für offenbar mehr als 20 Millionen Euro.

In den vergangenen Tagen hatte Leverkusen seine schon länger andauernden Bemühungen um Alario intensiviert - in einer Weise, die River Plate als nicht hinnehmbar empfand. Das Fass zum Überlaufen brachte am Montag dann die Nachricht, Bayer Leverkusen habe einen Arzt aus Deutschland einfliegen lassen, um Alario in einer Privatklinik in Buenos Aires dem obligatorischen Medizintest zu unterziehen. Dies sei ohne Absprache mit River Plate passiert und sei statutenwidrig, behauptet der Klub in dem Schreiben, das er auf seiner Homepage veröffentlichte - und das ein Ultimatum beinhaltet.

"Wir bewegen uns auf korrektem Terrain"

Leverkusen solle "sofort" und "ausdrücklich" von einem Transfer Abstand nehmen, das heißt: binnen einer Frist von 24 Stunden. Sonst werde man die Angelegenheit dem Weltfußballverband Fifa vorlegen. In Leverkusen versicherte man am Dienstag, reinen Gewissens zu sein. "Wir bewegen uns auf korrektem Terrain. Fakt ist, wir wollen den Spieler, und der Spieler will zu uns", teilte Vereinssprecher Dirk Mesch der Deutschen Presse-Agentur mit. Tatsächlich hatte Alario schon vor Tagen öffentlich erklärt, künftig anstatt im Estadio Monumental von River in der Arena in Leverkusen auflaufen zu wollen; zuvor hatte es Interessenten aus China gegeben.

Dass Leverkusen sich auf Alario kapriziert hat, ist überaus nachvollziehbar. Nicht nur wegen seiner 41 Tore in 82 Spielen für River. Alario hat sich bei River Plate vor allem deshalb einen Namen gemacht, weil er gerade in den entscheidenden Spielen präsent ist. Ob bei Clásicos gegen den Erzrivalen Boca Juniors oder in Finalspielen mit River Plate - stets war es Alario, der mit dem Torschrei auf den Lippen aufs Feld ging.

"Alario ist wichtig, weil er die wichtigen Tore macht", sagt sein Trainer bei River, Marcelo Gallardo. Er erkannte in Alario die Mentalität und die Tugenden, die ihn nun noch vor Kevin Volland (20 Millionen Euro an TSG 1899 Hoffenheim) womöglich zum teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte Leverkusens machen werden. Denn Alario vereinigt, wie es der frühere argentinische Nationalspieler Diego Latorre in einer Kolumne für die Zeitung La Nación schrieb, "das Zeitlose mit dem Zeitgemäßen", den Killerinstinkt der klassischen Mittelstürmer mit der Fähigkeit, am Kombinationsspiel moderner Prägung teilzunehmen.

Alarios Vertrag hat eine Ausstiegsklausel

Das einzig Verwunderliche an Alario ist, dass er so lange in Argentinien spielen durfte. Mit 24 Jahren ist der 1,84 Meter große Stürmer über das Alter, in dem argentinische Fußballer ins Ausland transferiert werden, weit hinaus. Das lag auch daran, dass Alarios rechtes Knie häufiger zwickte. Und das wiederum führte dazu, dass River Plate im Jahr 2015 ein verwinkeltes Vertragswerk aushandelte.

Denn weil man skeptisch war, ob Alario überhaupt einschlagen würde, sicherte sich River Plate damals erst mal nur 60 Prozent der Rechte an ihm. Die restlichen 40 Prozent verblieben beim Provinzklub Colón de Santa Fé, den Alario zum Aufstieg geschossen hatte. River will den Spieler (aus sportlichen Gründen) nicht jetzt verkaufen, Colón hingegen schon. Unter anderem deshalb, weil Colón pleite ist und von einer Richterin zwangsverwaltet wird. Der andere Grund: Nächstes Jahr kann River eine Option ziehen und Colón die restlichen 40 Prozent an Alario für vergleichsweise mickrige 1,6 Millionen Dollar abkaufen.

Nun begibt es sich, dass in Alarios Vertrag eine Ausstiegsklausel vorgesehen ist. Demnach darf Alario gehen, wenn für ihn 18 Millionen Euro netto, die sich brutto auf 24 Millionen Euro summieren, hinterlegt werden. Leverkusen hat dies jüngst getan, mit der Konsequenz: Colón würde einen 40-prozentigen Anteil an der Ablöse erhalten und einen Teil des Geldes an Leverkusen zahlen. Damit hätte Colón in diesem Sommer immer noch mehr, als es 2018 sehen würde. Auch deshalb will River den Deal, den Alarios Berater am Dienstagabend als perfekt vermeldete, torpedieren. Ob es klappt, ist fraglich.

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