Bis zur 80. Minute führte Bayer Leverkusen gegen den Champions-League-Titelverteidiger FC Barçelona im Camp Nou - dann zeigte die Barca-Elf innerhalb von 92 Sekunden ihre individuelle Klasse und siegte 2:1.
Die knappe Niederlage fühlte sich für die Leverkusener Profis deshalb bitterer an als die 1:7-Demütigung vor dreieinhalb Jahren. "Diese Niederlage tut noch mehr weh", betonte Torhüter Bernd Leno, der bei dem damaligen Kantersieg von Barçelona auf dem Platz stand: "Damals haben wir hoch verloren, aber es war früh klar. Diesmal haben wir knapp verloren und es wurde spät entschieden. Deshalb ist die Enttäuschung noch größer."
Auch die Barça-Spieler brauchen aufmunternde Worte
Leverkusen war nach einer Ecke durch einen Kopfballtreffer von Kyriakos Papadopoulos in Führung gegangen (22.). Der deutsche Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen auf Seiten Barçelonas agierte bei dem Gegentreffer erneut nicht souverän. Nach mehreren Fehlern in den vergangenen Partien nahm sein Trainer Luis Enrique den Torhüter in Schutz: "Marc-André ter Stegen hat keine schwierige Zeit oder Probleme. Er ist auf einem sehr guten Niveau und genau der richtige Mann für unseren Verein."
FC Bayern in der Einzelkritik:Frech wie Michel aus Lönneberga
Douglas Costa ist ein wahrer Lausbub, Mario Götze wird zum Lückenfinder und Robert Lewandowski zeigt sich krisenresistent. Die Bayern in der Einzelkritik.
Nach dem Patzer von ter Stegen bestimmten die Leverkusener die Partie, setzten den Gastgeber mit ihrem aggressiven Pressing unter Druck. Barçelona wusste nicht, wie sie ohne den verletzten Lionel Messi darauf reagieren sollten, so war Leverkusen über weite Strecken des Spiels die bessere Mannschaft. Das war auch Christopher Kramer nicht entgangen, nach der Partie fand der Weltmeister drastische wie ehrliche Worte für das Erlebte. "80 Minuten waren wir richtig froh, dann kamen zehn Scheiß-Minuten - und am Ende bleibt nur Scheiße übrig", sagte der 24-Jährige: "Es klingt blöd, aber wir hätten hier nicht nur gewinnen können. Wir hätten gewinnen müssen."
Individuelle Fähigkeiten entscheiden
Die Mannschaft von Roger Schmidt hatte tatsächlich Chancen, das 2:0 zu erzielen. Die größte vergab Javier Hernández freistehend, als er den Ball weit über das Tor schoss (50.). Für Leno war "das der einzige Vorwurf, den man uns machen kann: Dass wir dieses zweite Tor nicht machen". Es wäre eine große Überraschung und eine gelungene Revanche für das 1:7 gewesen.
Stattdessen traf Einwechselspieler Sergi Roberto für den FC Barçelona zum 1:1 (80.). Nur 92 Sekunden später, Leverkusen war noch mit der Verarbeitung des Ausgleichtreffers beschäftigt, erzielte Luis Suárez mit einem Schuss in den Winkel den Siegtreffer. Der deutsche Champions-League-Teilnehmer musste die größeren individuellen Fähigkeiten der Barça-Spieler verschmerzen. "Wir müssen akzeptieren, dass zumindest das zweite Gegentor durch sehr hohe individuelle Qualität gefallen ist", sagte Trainer Roger Schmidt: "Wir sind sehr traurig darüber, dass wir uns nicht belohnt haben. Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht."
Trotz der erneuten Niederlage gegen Barçelona ist das Auftreten nicht mit dem 1:7-Debakel von früher zu vergleichen. Das sah auch der Bayer-Trainer so und lobte den Einsatz seines Teams: "Es ist wichtig, was wir auf dem Platz abgeliefert haben. Es was gut für mich zu sehen, wie mutig wir das angegegangen sind."