Bastian Schweinsteiger:Vom blonden Buben zum Kapitän mit grauen Schläfen

Seit mehr als zehn Jahren kickt Bastian Schweinsteiger für die DFB-Elf. Über die Jahre hat er sich nicht nur spielerisch verändert. Ein Morphing-Video zeigt die Entwicklung des deutschen Kapitäns.

Von Ivonne Wagner und Martin Schneider

Die Frisur von Bastian Schweinsteiger ist eine nationale Frisur und wer das nicht glauben mag, der sollte Uli Hoeneß zuhören. "In vier Wochen soll er wieder normale Haare haben, sonst gibt's Probleme", sagte der damalige Bayern-Manager 2005 als es Schweinsteiger wagte, mit einem Irokesen-Schnitt am Confederations-Cup teilzunehmen. Ein Iro? Wirste deppert. Wo samma denn? Beim FC Bayern haben die Haare flach am Kopf zu liegen!

Aber dann: die Wende. Zur WM 2006 genehmigte der früher Lang-, jetzt eher Kurzhaar tragende Hoeneß das Styling. "Wenn Deutschland mit dieser Frisur Weltmeister wird, kann er die Haare ein Leben lang so tragen. Von mir aus dann auch die Haare kreuz und quer über der Brust und auf dem Rücken!"

Wieder der falsche Rat. Style-Experten geißelten den Iro zur WM 2006 als "zu spät" weil ein gewisser David Beckham (Fußballer und Fashion-Ikone oder Fashion-Ikone und Fußballer, je nachdem halt) die Frisur schon 2002 trug. Also vier (!) Jahre früher. Äonen in der Modebranche. "Letzter Schrei" bedeutet halt nicht, dass man irgendwas als Letzter tragen soll.

Wechsel zu Wasserstoffblond

Deutschland wurde mit dem zu späten Iro dann nicht Weltmeister, Bastian Schweinsteiger wechselte zu Wasserstoffblond und holte sich bei der Europameisterschaft 2008 in der Vorrunde mit weißem Haar eine rote Karte ab. Im Interview mit dem Spiegel sagte er 2009: "Wenn ich fünf Wochen die gleiche Frisur habe, wird's mir langweilig, und dann brauch ich was Neues. Aber manchmal, muss man im Nachhinein sagen, war's auch ein Fehler, eine Frisur auszutesten." Welche Frisur genau, das muss man ihn mal in einem ruhigen Moment fragen und vielleicht mal so allgemein die Frage stellen, wann Wasserstoffperoxid (H202) jemals eine gute Idee für eine Männer-Frisur war.

Der Schweini ist dann zum Schweinsteiger geworden, er wechselte die Position auf dem Platz. Der Wasserstoff-Iro-Schweini war Außenspieler, dort muss man schnell, explosiv und frech sein. Er wanderte ins Zentrum des Spiels, auf die Sechser-Position, dort muss man ruhig, überlegt und chefmäßig auftreten. Der Boulevard begriff den Wandel nicht, nannte ihn "Chefchen", aber Schweinsteiger trug jetzt Seitenscheitel, wurde zum Boss im Mittelfeld, gewann die Champions League und führte die Deutschen blutend zum Sieg in Rio.

Ein Irokesen-Tor mit Silberhaar

Und nun? Ist er nach dem Rücktritt von Philipp Lahm Kapitän, der Oberbayer spielt nun bei Manchester United. Er ist jetzt Weltmann, seine Haare sind gesund, aber sein Körper ist brüchig. Schweinsteiger ist nun lange und oft verletzt, er ist ganz offiziell erst 31 Jahre, aber wieder sieht man den Menschen Schweinsteiger in seinen Haaren: Ja, es ist grau im Ansatz, er ist jetzt der schlachtenerfahrene Kämpfer, der Elder-Statesman, den man mit den Adjektiven alt, malade und langsam abschreiben kann, der dann aber gegen die Ukraine eingewechselt wird und den Ball nach einem 70-Meter-Sprint per Dropkick reinhaut. Es war: Ein Irokesen-Tor mit Silberhaar. Im Fußball kommt sowas übrigens niemals aus der Mode.

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