Bastian Schweinsteiger beim FC Bayern:"Der Fußball-Gott ist wieder da"

FC Bayern Muenchen v 1899 Hoffenheim - Bundesliga

Bastian Schweinsteiger lässt sich bei seiner Rückkehr von den Fans feiern.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Fast wichtiger als der Sieg gegen Hoffenheim ist für den FC Bayern die Rückkehr von Bastian Schweinsteiger. Erstmals seit dem WM-Finale läuft der Mittelfeldspieler in einem Pflichtspiel für seinen Verein auf - und krönt sein Comeback gleich selbst.

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Schon der Lauf zu den Kollegen hinter dem Tor geriet für Bastian Schweinsteiger zu einem kleinen Fest. Viele Zuschauer begleiteten seinen Weg zum Aufwärmen kurz nach der Pause mit Beifall, und als der 30-Jährige in der 77. Minute nach 132 Tagen Verletzungspause schließlich für Mario Götze eingewechselt wurde, übertraf die Stimmung in der Münchner Arena sogar manch einen Torjubel. Die Menschen im Stadion standen nahezu ausnahmslos, viele jubelten ausgelassen, sogar gereckte Fäuste waren zu sehen. Es passte zum feierlichen Pathos dieser Szenen, dass der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft später sagte: "Es hat mein Herz natürlich schon sehr berührt, so empfangen zu werden von den Zuschauern."

Schweinsteiger ist wieder da, das war die zweite, aber wohl beinahe wichtigere Nachricht des Nachmittags, der mit einem 4:0 des FC Bayern gegen die TSG 1899 Hoffenheim geendet war. Erstmals seit dem WM-Finale in Brasilien am 13. Juli konnte er am Samstag in einem Pflichtspiel für seinen Verein auflaufen. Dass ihm dabei auch noch eine hübsche Torvorlage zu Sebastian Rodes Schuss zum Endstand in der 87. Minute gelang, war so etwas wie die Krönung seines gefühlt 31. Comebacks nach seinen zahlreichen Verletzungen. Einen Einwurf des Kollegen Arjen Robben hatte er mit rechts angenommen und den Ball noch in der Luft elegant und ebenfalls mit rechts weitergeleitet.

Zuvor war jede seiner Bewegungen genau beobachtet worden, ein bisschen Überhöhung gehört zu einer Rückkehr dazu. Er übernahm Götzes offensive Rolle und schien vielleicht auch deshalb zunächst leichte Orientierungsprobleme zu haben. Immer wieder fasste er sich an die Knie, allerdings nur, um die Stutzen zu richten. Seinen ersten Ballkontakt in der 80. Minute beklatschten die Fans natürlich ebenso wie seinen ersten Torschuss kurz darauf. Und fast schon wieder in die Nähe eines Torjubels bewegte sich die Stimmung, als Schweinsteiger in der 85. Minute den Ball mit der Sohle zurückzog gegen Hoffenheims brasilianischen Künstler Roberto Firmino. Nach seiner Torvorlage klatschte auf der Bank Sportvorstand Matthias Sammer mit Mannschaftarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ab - noch so eine kleine, aber nicht ganz unwichtige Szene bei Schweinsteigers Rückkehr.

"Wir haben einen neuen super Mittelfeldspieler"

Der Spieler freute sich aber vor allem, überhaupt wieder dabei sein zu können. "Ich bin froh, dass ich im Kader war und ein paar Minuten habe spielen dürfen", sagte er. Befürchtet habe er nie, dass die anhaltenden Patellasehnenbeschwerden vielleicht eine Rückkehr verhindern könnten. "Ich habe immer dran geglaubt und wusste die Verletzung einzuschätzen", sagte Schweinsteiger, "ich musste Geduld mitbringen, und die hat der Verein mir auch gegeben."

Die Kollegen und Trainer Pep Guardiola freuten sich mit ihm. "Wir haben einen neuen super Mittelfeldspieler", befand Guardiola. Schweinsteiger sei körperlich nach nur zwei Trainingswochen mit der Mannschaft zwar noch nicht vorbereitet für 90 Minuten, aber dafür sehr erfahren. "Er wird uns helfen", sagte Guardiola. Und Robben fügte hinzu: "Das war schon Gänsehaut, als er gekommen ist. Das ist für ihn und für uns alle ein großer Moment gewesen. Der Fußball-Gott ist wieder da."

Schweinsteiger weiß, dass es noch eine Weile dauern wird, ehe er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Und er muss auch hoffen, dass die tückische Verletzung durch die nun stetig steigende Belastung nicht wieder aufbricht. "Natürlich bin ich noch nicht da, wo ich mich sehe", sagte Schweinsteiger. Spätestens nach der Wintervorbereitung und in der Rückrunde hofft er, wieder in Topform zu kommen. Den Bayern-Fans war seine Rückkehr allein schon ausgiebige Huldigungen wert. Nach dem Schlusspfiff verabschiedeten sie den dienstältesten Profi der Münchner als "Fußballgott".

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