Bastian Schweinsteiger bei der EM:"Ich würde es mir zutrauen, von Anfang an zu spielen"

Wie fit ist Bastian Schweinsteiger? Der DFB-Anführer gibt nach dem Spiel gegen die Slowakei Auskunft über seine Rolle im Team - und zeigt sich überrascht von der EM.

Bastian Schweinsteiger gibt nicht gerne Interviews nach Fußballspielen. Wenn ihn nicht ein Fernsehsender direkt am Spielfeldrand erwischt, dann geht er seit Jahren wortlos zum Mannschaftsbus, ob er nun in der letzten Minute einen 192-Meter-Sprint samt Tor hingelegt oder ein Halbfinale gegen Italien verloren hat. Nur beim legendären Eisenmann-Finale in Rio de Janeiro gab er dem Druck der Fragesteller aus aller Welt nach und erzählte, was in ihm vorging.

Sonntagabend, Stade Pierre Mauroy, Etage -2, ein Gang führt von den Umkleidekabinen durch die Interviewzone nach draußen. Herr Schweinsteiger, hätten Sie einen Moment? "Ja, gerne."

Finden Sie, es war das beste Spiel der deutschen Mannschaft bisher im Turnier?

Schweinsteiger: Vom Ergebnis her auf jeden Fall. Ich fand auch das 0:0 gegen Polen nicht so schlecht, weil Polen die beste Mannschaft war, auf die wir bisher getroffen sind.

Bundestrainer Löw sagte gerade, man müsse sich weiter steigern. Was könnte er da meinen?

Ich denke, wir können an unserer Chancenverwertung noch ein bisschen arbeiten. In manchen Szenen können wir außerdem den Gegner etwas besser anlaufen, um noch einfacher Bälle zu gewinnen. Gerade am Anfang der zweiten Halbzeit war das zu sehen. Die Slowaken haben versucht, von hinten rauszuspielen, sie haben es teilweise auch gut gemacht, es aber dann vorne nicht zu Ende gespielt. Insgesamt war es ein guter Auftritt von uns. Jetzt kommen die Mannschaften, gegen die man sich beweisen muss, wenn man weit kommen will im Turnier.

Schauen Sie das Spiel Italien gegen Spanien, in dem der deutsche Viertelfinal-Gegner ermittelt wird?

Man schaut es sich schon konzentriert an. Man versucht, die aktuellen Stärken und Schwächen zu sehen. Jeder wird am Fernseher sitzen und schon mal eine kleine Analyse machen.

Gibt es einen Gegner, der Ihnen lieber wäre?

Ich denke, das macht keinen großen Unterschied. Die Mannschaften spielen verschiedene Stile. Es wird an uns liegen, wie wir da auftreten werden.

Haben Sie eine Mannschaft im Turnier gesehen, die besser ist als die deutsche?

Ich bin schon überrascht, dass bei der EM noch nicht so viele Mannschaften ihre Topleistung abgerufen haben. Ich dachte eigentlich Kroatien wäre gut, aber die sind jetzt nicht mehr dabei. Spanien ist die mit am stärksten spielende Mannschaft. Vielleicht auch Belgien. Es gab aber noch nicht die absoluten Topleistungen. Es geht meistens doch ums Ergebnis.

Sie waren lange verletzt, nun wurden Sie dreimal eingewechselt. Wie sehen Sie Ihre Rolle im Team?

Sie müssen verstehen, dass ich viele Wochen nicht gespielt habe. Für mich ging es in erster Linie darum, dabei und gesund zu sein. Ich habe mich vor drei Monaten das letzte Mal verletzt, deshalb bin ich zufrieden, hier Spielminuten zu bekommen. Ein Tor ist mir auch schon gelungen, von daher bin ich schon sehr froh, so wie es gelaufen ist. Ich hoffe, dass wir uns als Mannschaft jetzt gegen einen großen Gegner beweisen können.

Wären Sie denn bereit, von Anfang an zu spielen?

Ich fühle mich gut. Aber es ist schwierig. Ich habe jetzt zweimal 20 Minuten gespielt und einmal zwei Minuten. Vom Rhythmus her ist das nicht ganz ideal. Ich würde es mir schon zutrauen, von Anfang an zu spielen. Aber das entscheidet der Trainer.

Aufgezeichnet von Thomas Hummel

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