Basketballer des FC Bayern:Possen und Proteste

Emir Mutapcic FC Bayern München Basketball

Vom Assistenz- zum Bundestrainer? Emir Mutapcic

(Foto: dpa)

Die Debatten rund um die Basketballer des FC Bayern hören nicht auf. Assistenztrainer Emir Mutapcic ist als neuer Bundestrainer im Gespräch, die Liga-Leitung verdonnert die Mannschaft nach einem Protest indes zum Playoff-Wiederholungsspiel gegen Ludwigsburg.

Von Joachim Mölter

An diesem Montag hat der Deutsche Basketball Bund (DBB) endlich auch offiziell bestätigt, was in der Szene seit Wochen kolportiert worden ist: "Frank Menz ist nicht mehr Trainer der Männer-A-Nationalmannschaft." Der Berliner, so heißt es in der Mitteilung, bleibe dem Verband jedoch erhalten: Im Range eines Bundestrainers ist der 50-Jährige künftig für die Schnittstelle zwischen Jugend und Erwachsenen zuständig; im Sommer betreut er die U20-Auswahl, die er schon mit Erfolg gecoacht hat, ehe er Ende 2012 zu den Männern befördert wurde. "Beim A-Kader hat es leider nicht so gepasst, wie wir uns das vorgestellt haben", erklärte DBB-Präsident Ingo Weiss die Entscheidung.

Die hätten sie beim DBB freilich seit acht Monaten treffen können, seit der EM in Slowenien, die mit einem enttäuschenden Vorrunden-Aus und Kritik an Menz endete. Der stand also bis jetzt auch öffentlich immer wieder zur Diskussion. Aber: "Wir hatten keinen Zeitdruck", sagt Weiss zu der reichlich späten Reaktion, "wir mussten das nicht sechs oder acht Wochen nach dem Turnier machen." Beim DBB hätten sie sich Zeit genommen, mit allen Beteiligten zu reden, mit Menz, den zuständigen Funktionären und Gremien. "Wir haben das so einvernehmlich geklärt wie möglich", sagt Weiss, "wir wollten, dass Frank Menz unbeschadet rausgeht."

Das ist nun gründlich misslungen. Anders als eine Degradierung kann man die "unwürdige Posse" (Sport-Informationsdienst) kaum interpretieren, in der Präsident Weiss die ganze Zeit spitzfindig versichert hatte: "Frank Menz ist und bleibt Bundestrainer." Die "quälend lange Hängepartie" (Deutsche Presse-Agentur) um die Frage, wer nun in diesem Sommer die Männer in der EM-Qualifikation trainiert, ist außerdem immer noch nicht zu Ende: Ein Nachfolger muss ja auch noch her.

Mit dem sei bereits alles geklärt und besprochen, ebenso mit allen zuständigen Funktionären und Gremien, sagt Ingo Weiss. In der Szene wird seit voriger Woche kolportiert, dass es sich beim neuen Männer-Bundestrainer um Emir Mutapcic handelt, den 53 Jahre alten Assistenzcoach des FC Bayern München. Weiss will den Namen von Menz' Nachfolger erst am Dienstag oder Mittwoch bekanntgeben, "wenn alles unterschrieben ist".

Da der aus Münster stammende Weiss am Dienstag sowieso nach München fliegt, um in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des europäischen Basketball-Verbandes die dort ansässige Geschäftsstelle zu besuchen, liegt die Vermutung nahe, dass er unterschriftsreife Verträge in der Aktentasche dabei hat.

Beim FC Bayern München wollten sie am Montag keine Stellungnahme zur Personalie Mutapcic abgeben. Dort haben sie gerade andere Probleme: In den laufenden Playoffs um die deutsche Meisterschaft wissen sie nämlich nicht, wie's weitergeht.

Ludwigsburg erwirkt Wiederholungsspiel

Am Sonntagabend gewannen die Bayern-Basketballer zwar 82:75 bei den MHP Riesen Ludwigsburg und damit eigentlich auch die Viertelfinalserie mit 3:1 Siegen. Aber die Ludwigsburger haben Protest eingelegt gegen die Wertung des Spiels. Beim Stand von 71:73 aus Sicht der Gastgeber war ihr Spielmacher Michael Stockton neunzig Sekunden vor dem Ende nach einer Foulentscheidung an die Freiwurflinie gegangen und hatte den ersten Wurf verwandelt.

Doch nach Intervention einiger Bayern-Akteure entschieden die Unparteiischen, Stockton sei nicht der gefoulte Mann gewesen und dürfe die Freiwürfe daher nicht ausführen. Ludwigsburg wurde der Punkt aberkannt und durfte keinen weiteren Freiwurf mehr ausführen; der FC Bayern bekam den Ball und erhöhte entscheidend auf 76:71.

"Die Entscheidung war nicht regelkonform"

Nach Meinung der Ludwigsburger war aber durchaus Stockton gefoult worden, weshalb ihr Vorsitzender Alexander Reil einen Protestgrund sieht: "Die Entscheidung der Schiedsrichter war nicht regelkonform und stellt selbst einen Regelverstoß dar. Daher sind Spielergebnis und Spielwertung aufzuheben." Die Ludwigsburger wollten die Partie wiederholen, und tatsächlich gab der Spielleiter der Basketball-Bundesliga (BBL), Dirk Horstmann, dem Protest am Montagabend statt:

Die BBL meldete auf ihrer Homepage, dass das Wiederholungsspiel diesen Mittwoch, 19.30 Uhr, in Ludwigsburg stattfinde. Ein mögliches fünftes Spiel würde am Freitag um 20.00 Uhr in München stattfinden. Berufung gegen Horstmanns Entscheidung können die Münchner binnen drei Tagen einlegen. Ob sie das tun werden, war zunächst offen. Die Laune der Münchner wird die Entwicklung aber bestimmt nicht verbessert haben.

Wegen der strittigen Szene, in der zunächst Spielmacher Heiko Schaffartzik und dann Trainer Svetislav Pesic auf die Schiedsrichter einredeten, sah sich der FC Bayern mit derart vielen Unterstellungen konfrontiert, dass er sich am Montagnachmittag gezwungen sah, "den Vorwurf unrechtmäßiger Einflussnahme auf die Schiedsrichter entschieden zurückzuweisen".

Klar, dass bei dieser Gemengelage auch Emir Mutapcic keine Zeit fand, sich zu einem Engagement beim DBB zu äußern, für den er von 2005 bis 2008 schon einmal als U20-Coach tätig gewesen ist. Er muss seinem Chefcoach Pesic helfen, sich auf den nächsten Playoff-Gegner vorzubereiten, der nach Stand der Dinge wieder Ludwigsburg heißt.

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