Basketballer des FC Bayern:Kein Anzeichen von Straucheln

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Steffen Hamann (li.): Starker Bayern-Auftritt gegen Oldenburg (Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Basketballer des FC Bayern überrollen Oldenburg mit 95:62 und vertreiben damit den ersten Anflug einer Krise. Der überzeugende Sieg kommt den Münchnern vor dem Pokal-Viertelfinale gerade recht.

Aus der Halle von Joachim Mölter

Von gelungenen Aktionen seiner Mannschaft wusste der Oldenburger Basketball-Trainer Sebastian Machowski nachher nur wenig zu berichten. "Wir haben ein schönes Hotel gehabt, gut gegessen", resümierte er nach dem Bundesliga-Spitzenspiel beim FC Bayern München, "die Voraussetzungen waren gegeben." Nur als der Ball dann ins Spiel kam an diesem Sonntagnachmittag, da halfen seinen Profis die prima Voraussetzungen nichts mehr. Die Münchner fegten derart über sie hinweg, dass es schon im zweiten Viertel Stehbeifall gab auf den mit 6700 Zuschauern vollbesetzten Tribünen. Was der Tabellenführer aus München bis dahin gezeigt hatte gegen den Tabellenvierten aus Oldenburg, immerhin eines der auswärts- und abwehrstärksten Teams der Liga und vorige Saison bis in die Finalserie vorgedrungen, kam einer Machtdemonstration gleich: Die Münchner waren schon früh um 20 Punkte davongezogen (30:10/13.), sie hatten ihren Gästen bis dahin nur zwei Treffer aus dem Feld gestattet und keinen einzigen Offensiv-Rebound. Am Ende feierte das Publikum einen 95:62 (46:29)-Triumph des in allen Belangen überlegenen FC Bayern. Der verteidigte damit nicht nur seine Tabellenführung (34:4 Punkte), sondern schickte auch eine Botschaft an die Verfolger, den am Wochenende spielfreien Meister aus Bamberg (30:6) sowie an Alba Berlin (30:8), die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga: Mit dem 83:73 über Bayreuth, dem wettbewerbsübergreifend 15. Sieg in Serie, hatte der achtmalige Meister am Samstag ja einen Klubrekord aufgestellt. Die Botschaft lautete: Sie brauchen nicht mit einer Krise der Münchner zu rechnen. Und die Botschaft gilt im Übrigen auch für die Artland Dragons aus Quakenbrück, den Gegner im Pokal-Viertelfinale am Mittwoch. Über eine Krise der Münchner hätte man bei einer Niederlage gegen Oldenburg ja durchaus reden können angesichts ihrer jüngsten Ergebnisse: Am vorigen Donnerstag hatten die FC-Bayern-Basketballer in der Euroleague gegen den russischen Meister ZSKA Moskau hoch verloren (61:86), und es war weniger die erwartbare Niederlage an sich, die für betretene Gesichter in der Umkleidekabine gesorgt hatte, sondern die Hilf- und Chancenlosigkeit, mit der sie gegen die zugegebenermaßen furios aufspielenden Moskauer agiert hatten. Schon in den Wochen zuvor war die Mannschaft von Trainer Svetislav Pesic ins Straucheln geraten: Dem 72:87 in Oldenburg Anfang Januar, der erst zweiten Saison- niederlage in der Bundesliga, waren in der Euroleague drei Niederlagen nacheinander gefolgt und hierzulande zwei mühsame Siege gegen mittelmäßige Mannschaften, gegen Braunschweig (96:92) und beim Mitteldeutschen BC (97:90 n.V.). Nach der Niederlage gegen Moskau hatte der für die Basketballer zuständige FC-Bayern-Vizepräsident Rudolf Scheels daran erinnert, dass die Bundesliga wichtiger sei: "Für uns geht es um die Meisterschaft." Selbst Präsident Uli Hoeneß bemühte sich, Ruhe zu bewahren: "Die Euroleague-Zwischenrunde ist nur Zugabe. Was jetzt zählt, ist das Spiel gegen Oldenburg am Sonntag." Obwohl die Fußballer des FC Bayern am späteren Sonntagnachmittag ebenfalls zu Hause im Einsatz waren (gegen Eintracht Frankfurt), unterstützte Hoeneß seine Basketballer zunächst. Er konnte sich allerdings schon nach der Halbzeit auf den Weg in die Fußball-Arena machen, bis dahin hatte er genug gesehen. "Das war die richtige Antwort auf das Spiel am Donnerstag", resümierte sein Vize Scheels: "Die Spieler waren alle unglaublich motiviert, sie wollten den schlechten Eindruck wieder gutmachen. Das war beeindruckend." Man habe erneut gesehen, wie wichtig die Defensive im Basketball sei, fand Bayern-Trainer Pesic: "Da haben wir heute mehr als sonst investiert." Rudolf Scheels fand gar: "Wir haben heute so verteidigt wie Moskau am Donnerstag." In der Tat machten die Münchner die Passwege der Oldenburger mit einer noch nicht gesehenen Intensität zu, tauchten sie nach jedem dahin kullernden Ball. "Wir haben groß- artig verteidigt", fand Deon Thompson, mit 21 Punkten bester Werfer der Münchner vor Robin Benzing (16), Boris Savovic (15) und Bryce Taylor (10). Auch Thompson sprach bereits von "einem Signal für die Playoffs", die erst im Mai beginnende K.o.-Runde um den Titel. Für dessen Gewinn haben die Münchner im vorigen Sommer ihren Kader ja sowohl in der Spitze, als auch in der Breite verstärkt - das machte sich am Sonntag bemerkbar: Das Fehlen des seit Wochen verletzten Nihad Djedovic (Bänderriss) fiel diesmal überhaupt nicht auf; auch der Umstand, dass Center John Bryant, in den vergangenen beiden Jahren als "wertvollster Spieler der Liga" ausgezeichnet, frühzeitig mit dem fünften Foul vom Feld musste (28.), wirkte sich nicht aus. Oldenburgs Trainer plagten da schon mehr Personalsorgen. Weil seine Stammcenter Adam Chubb und Robin Smeulders noch immer und schon wieder verletzt sind und der als kurzzeitiger Ersatz geholte Italiener Andrea Crosariol wieder zurück in seiner Heimat ist, "waren wir etwas dünn besetzt unter den Körben". Aber nicht nur dort galt das an diesem Tag.

© SZ vom 03.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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