Basketballer des FC Bayern im Halbfinale:Erfolg trotz Freiwurf-Schwäche

FC Bayern Muenchen v ALBA Berlin - BBL Playoffs

Jared Homan bei Einzug ins Halbfinale.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Basketballer des FC Bayern gewinnen auch ihr drittes Viertelfinale gegen Alba Berlin - und werfen den früheren Serienmeister aus den Playoffs. Für die Münchner ist es der größte Erfolg seit 45 Jahren. Dem Hauptstadt-Klub stehen nun größere Aufräumarbeiten bevor.

Von Joachim Mölter

Vier Minuten vor Schluss gingen die Nerven mit dem Berliner Basketball-Profi Albert Miralles durch, da konnte er sich nicht mehr beherrschen in einer Rangelei mit seinem Münchner Gegenspieler Jared Homan. Miralles bekam gleich zwei unsportliche Fouls auf einmal aufgebrummt und musste das Feld räumen.

Das zeigte, wie frustriert die Spieler von Alba Berlin waren an diesem Sonntagnachmittag, an dem sie ihre jährlich aufs Neue gehegten Meisterschaftsträume in der Basketball-Bundesliga ein weiteres Mal auf die nächste Saison vertagen mussten. Im dritten Spiel des Playoff-Viertelfinales gegen den FC Bayern München gab es die dritte Niederlage, diesmal ein 83:89 (28:44).

Die Berliner sind damit ausgeschieden, die Münchner hingegen stehen erstmals seit ihrem Aufstieg im Jahr 2011 im Halbfinale - es ist der größte Erfolg der Bayern-Basketballer seit dem Pokalgewinn 1968. Bayern Trainer Svetislv Pesic war zufrieden: "In der ersten Runde 3:0 gegen eine Mannschaft wie Alba Berlin zu gewinnen, ist schon eindrucksvoll. Das ist sportlich ein sehr gutes Resultat", sagte er bei Sport1. "Von uns waren viele Dinge sehr gut."

Ins Halbfinale hat es auch Vorjahresfinalist Ulm schon geschafft, der sich am Samstag gegen die Artland Dragons aus Quakenbrück ebenfalls mit dem Minimalaufwand von drei Spielen durchsetzte. Die beiden Teams müssen freilich auf ihre Gegner noch warten. In München rechnen sie fest mit Titelverteidiger Bamberg, der in seiner Best-of-five-Serie gegen Hagen aber nachsitzen muss wegen seiner Auswärtsniederlage unter der Woche.

Am Sonntag war Alba ohne den Bosnier Nihad Djedovic angetreten, der beim Münchner 88:67-Sieg im ersten Spiel noch Berlins Topscorer gewesen war mit 13 Punkten. Djedovic hatte sich am vergangenen Mittwoch eine Schulterprellung zugezogen, als Alba zu Hause 73:79 unterlag; es war im Übrigen der erste Erfolg des FC Bayern in Berlin seit dem Aufstieg 2011.

Am Sonntag ließen die Münchner von Anfang an wenig Zweifel daran, dass sie keine Lust hatten, ein weiteres Mal nach Berlin zu reisen. Sondern, dass sie die Serie lieber schnellstmöglich in München beenden wollten. Mit einer aggressiven Abwehr, seit jeher einem Markenzeichen von Pesic-Mannschaften, setzten sie die Gäste früh unter Druck, erzwangen entweder schlechte Würfe oder gleich Ballverluste. Bereits nach sieben Minuten hatten sie sich so einen 13-Punkte-Vorsprung herausgespielt (20:7), mit dem sich fortan komfortabel agieren ließ. Wenn die Berliner doch einmal den Anschein erweckten, der Partie etwas Spannung verleihen zu können, erstickten die Bayern-Basketballer jedenfalls jede Hoffnung schnell im Keim.

Auch der Trainer scheint nicht unantastbar

Den Berlinern merkte man in der ersten Halbzeit deutlich an, wie sehr die Münchner Defensive sie beeindruckte: Selbst einfache Korbleger schlossen sie immer wieder überhastet (und meist erfolglos) ab, weil sie den Atem ihrer Gegenspieler im Nacken spürten - oder auch nur zu spüren glaubten. Anders lässt sich die erschreckend schwache Trefferquote (32 Prozent bei den Zweiern, und gar nur 17 bei den Dreiern) der Alba-Profis vor der Pause kaum erklären. Das Einzige, was demgegenüber Svetislav Pesic seinen Münchnern im ersten Durchgang vorwerfen konnte, war deren Freiwurfschwäche: Nur knapp die Hälfte dieser einfachen Chancen nutzte der FC Bayern, wobei vor allem Center Jared Homan die Quote senkte: Bei acht Versuchen gelangen ihm nicht mehr als drei Treffer.

FC Bayern München - Alba Berlin

Bejubelte den Erfolg des FC Bayern München: Klub-Präsident Uli Hoeneß.

(Foto: dpa)

In der zweiten Halbzeit ging erst einmal alles so weiter wie gewohnt: Die Berliner brauchten vier Minuten, ehe ihnen der erste Korb gelang; bei den Münchnern vergab selbst der sonst so sichere Tyrese Rice (mit 20 Punkten beste Werfer der Partie) seine Freiwürfe. Dafür fanden die schwierigeren Würfe aus der Distanz ins Ziel, bei Alba sogar gleich viermal nacheinander. Beim Stand von nur noch 50:42 (27.) trat Bayern-Coach Pesic auf die Bremse und nahm den Berlinern mit einer Auszeit den Schwung. Bis zur letzten Viertelpause war der alte Sicherheitsabstand wieder hergestellt (61:45). Die große Wochenend-Party des FC Bayern München konnte allmählich in die Verlängerung gehen.

Beim ehemaligen Serienmeister Alba Berlin hingegen werden demnächst wohl größere Aufräumarbeiten beginnen. Zum zweiten Mal nacheinander ist die Mannschaft nun schon im Playoff-Viertelfinale ausgeschieden, das entspricht nicht ganz den Ansprüchen des Hauptstadt-Klubs, der einen der drei teuersten Kader der Liga unterhält. Zuletzt war immer wieder von Reibereien zwischen Mannschaft und Management zu hören, auch Trainer Sasa Obradovic scheint nicht unantastbar zu sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: