Basketball:Weg mit dem akademischen Überbau

Basketball: Luca Banchi

Luca Banchi

(Foto: Angelos Tzortzinis/dpa)

Bambergs neuer Trainer Luca Banchi vereinfacht das Spielsystem - er will keinen überfrachten und auch einen anderen Umgang pflegen.

Von Matthias Schmid

Nein, Deutsch spreche er nicht, hatte Luca Banchi vor wenigen Tagen bei seiner Vorstellung als neuer Cheftrainer des Basketball-Meisters Brose Bamberg verraten. Aber er wolle die schwierige Sprache seines neuen Arbeitgebers lernen, versprach der Italiener. Nun, nach seinem ersten Auftritt in der heimischen Arena am Donnerstag, hat man erkennen können, dass er es ernst meint mit seiner Ankündigung. "Guten Abend", begrüßte er die Anwesenden nach dem 88:79-Sieg in der Euroleague gegen Efes Istanbul in der Pressekonferenz auf Deutsch, bevor er Platz nahm - und in dem neuen Tonfall einfach weitersprach: "Ich bin sehr glücklich zu sein hier."

Banchis Sprachbegabung lässt natürlich keine Rückschlüsse auf seine Fähigkeiten als Trainer zu. Aber auch dort sind Fortschritte unübersehbar, nachdem die Bamberger nach dem Sieg in Ulm nun auch das zweite Spiel mit Banchi gewannen. Auffällig ist, dass sich die Einstellung der Bamberger Profis verändert hat, seit Banchi in der Trainingshalle steht - ihre Körpersprache, die Freude an der Arbeit. "Erleichtert", hat Brose-Geschäftsführer Rolf Beyer vor Sponsoren verraten, seien die Spieler gewesen, als ihnen mitgeteilt worden ist, dass Andrea Trinchieri nicht länger ihr Trainer ist. Banchi ist ein ganz anderer Typ als sein erfolgreicher Landsmann: Der 52-Jährige aus der Toskana will einen menschlichen Umgang mit seinen Spielern pflegen; ihm liegt es fern, ein Diktator zu sein, vor dem sie sich fürchten müssen. Und er will sie nicht überfrachten mit spieltaktischen Dingen. Der Bamberger Basketball soll simpler werden, mehr harte Arbeit ohne akademischen Überbau. In der vergangenen Meistersaison hatte Trinchieri seine Spieler 65 verschiedene Systeme für Angriff und Verteidigung gelehrt, er war ein Taktiktüftler, ein Freak, der stundenlang über die Feinheiten im modernen Basketball dozieren konnte. Als er merkte, dass er die neuen Spieler in dieser Spielzeit damit überfordern würde, reduzierte er die Zahl der sogenannten "plays" auf 35. Banchi war auch das noch zu viel, er lässt nur noch 15 davon ausführen, er will schneller spielen lassen, aggressiver.

Wichtiger als taktische Finessen ist ihm, wie die Mannschaft auftritt, mit Leidenschaft soll sie spielen, mit Herz. Er weiß, dass ihm kaum Zeit bleibt, eigene Ideen einzustudieren, vier Spiele folgen in den nächsten acht Tagen. Es geht einzig und allein um Ergebnisse. "Und ein Trainer entscheidet keine Spiele, das tun nur die Spieler", stellt Banchi uneitel fest.

Vor allem das Franken-Derby an diesem Samstag (20.30 Uhr/Brose-Arena) gegen s.oliver Würzburg ist von enormer Bedeutung - es geht um den achten Platz, der am Ende der Hauptrunde zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt. Im Moment steht Bamberg in der Tabelle auf Rang sieben, Würzburg auf neun, beide Mannschaften haben 26 Punkte. "Das wird ein ganz enges Spiel", sagt Banchi. Er habe das Team von Dirk Bauermann analysiert, "eine gut gecoachte Mannschaft".

In der Hinrunde haben die Bamberger in Würzburg verloren, es war der Beginn des schleichenden sportlichen Niedergangs, der schließlich zur Trennung von Trinchieri führte, der in dreieinhalb Jahren drei Meistertitel und einen Pokalsieg mit Bamberg holte. Dass sein Nachfolger die verkopfte Spielidee vereinfachen will, findet Rolf Beyer gut: "Das passt viel besser zu den Spielern." Mit Banchi erhoffen sie sich eine schnelle Revitalisierung des Teams und mindestens den Einzug in die Playoffs. Beyer sagt: "Für uns gibt es nur noch Endspiele."

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