Basketball:Verloren gegen Scottie Wilbekin

FC Bayern München - Darussafaka Istanbul

Geballter Bayern-Block: Die Münchner Devin Booker (von links), Vladimir Lucic und Reggie Redding versuchen, Howart Sant-Roos von Darüssafaka zu stoppen.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Der FC Bayern unterliegt auch im zweiten Spiel der Halbfinalserie Darussafaka Istanbul und scheidet im Eurocup aus. Die Münchner finden vor allem gegen den amerikanischen Spielmacher des Gegners keine Lösung.

Von Matthias Schmid

Aleksandar Djordjevic breitete 26,1 Sekunden vor dem Ende seine Arme aus, fast so, als würde er kapitulieren. Seine Mannschaft lag mit fünf Punkten zurück, 81:86. Der Trainer des FC Bayern nahm noch eine Auszeit, eine Minute redete er auf seine Spieler ein. Es half nichts mehr. Die Münchner Basketballer verloren am Freitag das zweite Spiel der Best-of-three-Serie im Eurocup gegen Darussafaka Istanbul mit 84:87 (44:41) und verpassen das Endspiel des zweithöchsten europäischen Klubwettbewerbs. Die erste Heimniederlage des laufenden Europacus im elften Spiel konnte auch Reggie Redding als bester Bayern-Werfer nicht verhindern, der 14 Punkte sammelte. Bayern verlor an diesem Abend nicht gegen Darussafaka Istanbul, sondern gegen einen Spieler namens Scottie Wilbekin, der am Ende auf 41 Punkte kam - und die unmöglichsten Würfe aus allen Lagen traf.

Die Bayern starteten nach der Niederlage am Dienstag raffiniert und wuchtig

Die Frage vor der Partie war, wie die Münchner die verstörende 74:76-Niederlage in Istanbul aus den Köpfen bekommen haben. Sie hatten am Dienstagabend bis auf 30 Sekunden ständig geführt, zeitweise mit 23 Punkten, um am Ende mit dem letzten Wurf das Parkett als Geschlagene verlassen zu müssen. Eine Mannschaft kann daran wachsen, gestärkt zurückkommen. Oder aber sie kann einen Schock davontragen, der noch länger nachhallen wird und die Spieler hemmt. Die Bayern, so viel wurde nach den ersten Minuten klar, ließen sich von der bitteren Niederlage nicht verunsichern, im Gegenteil. Sie machten einfach da weiter, wo sie zur Pause aufgehört hatten, als sie mit 17 Punkten führten: Sie spielten als Mannschaft, attraktiv, raffiniert, wuchtig.

Besonders Danilo Barthel tat sich da in den ersten Minuten hervor, der Nationalspieler muss seit ein paar Tagen eine Maske tragen, nachdem er im Bundesligaspiel in Braunschweig einen Schlag auf die Nase bekommen hat. Barthel sieht ein bisschen aus wie ein Gladiator im antiken Rom. Ähnlich furchtlos wühlte er unterm Korb und machte sechs der ersten acht Münchner Punkte. Istanbul war vor allem aus der Distanz erfolgreich, der Spielmacher Scottie Wilbekin ist dabei ihr auffälligster Werfer, ein Scharfschütze, der mit seinen ansatzlosen Dreipunktewürfen seiner Mannschaft einfache Punkte in schwierigen Situationen bescherte. Vor allem dann, als sich die Münchner anschickten, erstmals zweistellig in Führung zu gehen (37:28), war der gebürtige Amerikaner mit bosnischem Pass da, seine Würfe waren ein Attraktion, die ihm sogar bewundernde Blicke und anerkennendes Kopfschütteln der Münchner Zuschauer einbrachten. Mit einem Sprungwurf aus fast zwölf Meter verkürzte der 24-Jährige den Rückstand kurz vor der Pause auf drei Punkte (41:44) - es waren seine Zähler 20, 21 und 22.

"Wir müssen nur ruhiger bleiben, auch wenn sie mal einen Lauf haben und paar schwierige Würfe treffen", hatte Barthel vor der Partie gesagt. Der 26-Jährige beherzigte seine eigenen Worte am besten. Er sorgte im dritten Viertel dafür, dass seine Mannschaft im Spiel blieb. Und Wilbekin? Traf einfach weiter. Und das, obwohl er von den drei Bayern-Profis Redding, Jovic und Gavel abwechselnd verteidigt wurde. Irgendwie fand er trotzdem immer wieder eine Lücke oder schaffte Freiräume für seine Mitspieler, die diese zu einfachen Punkten nutzten. Vor dem Schlussviertel führten die Türken mit 66:64.

An diesem Sonntag ist bereits wieder BBL-Alltag - Berlin kommt in den Dome

Es war nun ein intensives Spiel, umkämpft, keines für spielerische Mätzchen, Jared Cunningham beispielsweise hatte versucht, Devin Booker per Alley-oop-Anspiel zu Punkten zu verhelfen, was misslang. Es waren nun Ellbogen gefragt, Kämpfer, schnörkellose Punkte. Spieler wie der von einem Wadenbeinbruch genesene Vladimir Lucic, der fünf Minuten vor dem Ende auf 69:70 verkürzte. Oder sein serbischer Landsmann Stefan Jovic, der mit klugen Pässen und wichtigen Punkten das Spiel eng hielt. Am Ende reichte es aber nicht, weil Istanbul in Scottie Wilbekin den überragenden Spieler des Abends hatte, ein famoser Werfer, der die Bayern am Ende mit 41 Punkten, davon zehn Dreier, fast allein besiegte.

Viel Zeit zum Grübeln bleibt den Münchnern aber nicht, das ist das Gute an diesem eng getakteten Spielplan im Basketball. Bereits an diesem Sonntag empfangen die Münchner in der Basketball-Bundesliga, wo sie die Tabelle anführen, den härtesten Verfolger Alba Berlin. Das Spiel im Audi-Dome geht um 17.30 Uhr los.

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