Basketball:Trauriges Jubiläum

EUROLEAGUE , 9 . RUNDE ,  FC BAYERN MUENCHEN - REAL MADRID , BAY - RMB

Allzu leichtes Spiel: Gustavo Ayon beschert Real Madrid unbedrängt zwei einfache Punkte.

(Foto: Hans Rauchensteiner)

Nach der herben Heimniederlage gegen Real Madrid muss der FC Bayern das letzte Euroleague-Spiel in Belgrad gewinnen.

Von Ralf Tögel

Der FC Bayern München hat die Chance verpasst, gegen Real Madrid vorzeitig in die Runde der besten 16 Teams einzuziehen. Der Titelverteidiger dagegen nutzte seine letzte Möglichkeit auf den Verbleib im Wettbewerb nach der Pause in beeindruckender Manier und gewann mit 86:67 (36:38). Coach Svetislav Pesic hatte sich für sein 100. Euroleague-Spiel mehr erhofft, immerhin bleibt die Chance auf ein Weiterkommen vor der entscheidenden letzten Vorrunden-Partie bei Roter Stern Belgrad. Das zweite Halbzeit geriet jedoch noch zu einer Lehrstunde.

Für Real Madrid hätte die Ausgangslage nicht unangenehmer sein können. Schon zwei Spiele vor Ende der Vorrunde im elitären kontinentalen Wettbewerb stand fest, dass den Spaniern nur noch Siege weiterhelfen würden: in München und zu Hause gegen Straßburg - mehr Druck geht kaum. "Niemand hat sich das gewünscht", hatte K.C. Rivers im Vorfeld angesichts dieser Ausgangslage gesagt, denn der Amerikaner ahnte, was die Bayern erwartete. Im Vorjahr war er noch Teil des spanischen Teams, das erfolgreicher nicht hätte abschneiden können: Euroleague, Meisterschaft, Pokal und zu guter Letzt noch der Weltpokal gegen São Paulo wurden gewonnen, mehr ging nicht.

Obwohl der Kader weitgehend unverändert blieb, enttäuschte der spanische Triple-Sieger vor allem im internationalen Geschäft, in der ersten spanischen Liga ist Real Dritter, nur einen Sieg hinter Valencia und punktgleich mit Erzrivale Barcelona. In der Euroleague hatten die Spanier dagegen schon fünf Pleiten kassiert, befeuert durch prominente Verletzte: In Europameister Rudy Fernandez fehlte auch in München ein Schlüsselspieler, zudem blieb der argentinische Routinier Andres Nocioni angeschlagen auf der Bank.

Real reagierte im Stile eines potenten Weltklubs auf die Misere und verpflichtete kurzerhand den Senegalesen Maurice Ndour bis zum Saisonende von den Dallas Mavericks, wo er sich allerdings nicht durchsetzen konnte. Welche Qualität die Spanier im Kader haben, war an der Starting Five abzulesen: In Sergio Llull, Sergio Rodriguez und Felipe Reyes standen allein drei weitere Akteure auf dem Feld, die im vergangenen September in Frankreich den EM-Titel gewannen.

Entsprechend schnell nahm die Partie Fahrt auf, was aber vor allem an den Gastgebern lag. Coach Pesic hatte K.C. Rivers für Nihad Djedovic in die Anfangsformation beordert, er begann zusammen mit Alex Renfroe, Kapitän Bryce Taylor, Deon Thompson und Dusko Savanovic gegen seine ehemaligen Gefährten. Die Bayern eröffneten die Partie mit einem krachenden Dunking von Thompson, Llull antwortete mit einem Dreier, es entwickelte sich das rasante Spiel, dass sich die Zuschauer im ausverkauften Dome erhofft hatten.

Pesic hatte schnelle Beine und leichte Punkte gefordert, sein Personal gehorchte artig. Die Defense hielt das hochklassige spanische Ensemble zunächst in Schach, 12:5 führten die Münchner (5.). Eine derart routinierte Auswahl lässt sich jedoch nicht leicht aus dem Rhythmus bringen, Real kam auf, führte nach dem ersten Viertel mit 20:18 und verteidigte den Vorsprung fortan. Es war ein offener Schlagabtausch mit Vorteilen für die Spanier. Bis Rivers heiß lief: Es hatte den Anschein, als wolle der Shooting Guard seinem alten Arbeitgeber zeigen, dass es ein Fehler war, ihn ziehen zu lassen. Der wuchtige Flügelspieler traf aus allen Lagen, hatte zur Halbzeit beeindruckende 13 Punkte gesammelt und seinem Team unter anderem mit drei Dreiern zu einem 14:4-Zwischenspurt verholfen, der die Bayern wieder in Vorteil brachte. Freilich angesichts der starken Gegenwehr von Real nur knapp, mit 38:36. Nach der Pause waren es die Gäste, die den besseren Start erwischten. Vor allem die Routiniers Llull (18 Punkte) und Spielmacher Rodriguez (9) setzten fortan die Akzente, zudem traf Madrids Topscorer Gustavo Ayon (22) immer besser. Reals Defense packte aggressiv zu, die Bayern wirkten verunsichert. "Zu Beginn des dritten Viertels haben wir keine Erfolgserlebnisse mehr gehabt, das war mental schwierig", sagte Svetislav Pesic. "Ich habe keine überhasteten Würfe gesehen, aber wir aben einfach nicht mehr getroffen. Das haben sie zu leichten Punkten genutzt. Madrid hat dann ein komplettes Basketball-Paket gezeigt." Der Titelverteidiger legte einen unwiderstehlichen 21:2-Lauf auf das Münchner Parkett, den erst der Dreier von Zipser zum 43:57 (28.) stoppte. Einmal noch brachte der überragende Rivers (22) seine Farben bis auf zehn Punkte (48:58, 27.) heran, vor dem letzten Wechsel leuchtete aber ein deprimierendes 51:65 aus Sicht der Münchner auf der Anzeigetafel auf.

Die Gastgeber kämpften einmal mehr aufopferungsvoll, Madrid indes zeigte seine Klasse mit einigen Kabinettstückchen und erstickte jeden aufkeimenden Widerstand problemlos im Keim. Letztendlich scheiterten die Münchner an ihrer schwache Wurfquote vor allem aus naher Distanz, der FC traf nur 33 Prozent seiner Zwei-Punkt-Würfe, Reals Quote lag bei starken 59 Prozent. Neben Topscorer Rivers verdienten sich noch Thompson (10), Paul Zipser (9) und Savanovic (9) gute Noten, die Niederlage gegen diesen widererstarkten Champion war für die Bayern allerdings nicht zu verhindern.

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