Basketball-Talent Dennis Schröder:Begehrter Dribbler aus dem Prinzenpark

Dennis Schröder

Dennis Schröder von den Phantoms Braunschweig: gefragt bei Talent-Scouts aus der NBA

(Foto: dpa)

Für ihn kommen NBA-Scouts nach Deutschland: Dennis Schröder von den Phantoms Braunschweig ist der Aufsteiger der Saison. Der 19-Jährige ist erst der sechste Deutsche, der zu einem Duell mit den besten US-Highschool-Talenten eingeladen wurde - Probleme bereitet aber ab und an seine mangelnde Disziplin.

Von Andreas Burkert

Neulich waren beim Spiel des deutschen Basketballmeisters Bamberg gegen Braunschweig gleich drei Scouts aus der nordamerikanischen Heldenliga NBA akkreditiert, die Herren vertraten die Portland Trail Blazers, die Detroit Pistons und die Utah Jazz. Sie kamen aber nicht wegen eines Spielers der Brose Baskets. Sondern wegen Dennis Schröder, dem eher unscheinbar wirkenden Talent der New Yorker Phantoms aus Braunschweig. Die Gäste waren chancenlos beim 74:93, aber ihr Kommen bereuten die US-Scouts nicht. Schröder durfte 29 Minuten vorspielen, sammelte 20 Punkte und vier Assists. Das ist schon sehr ordentlich für einen deutschen BBL-Spieler, doch Schröders Werte sind aus einem weiteren Grund erstaunlich: Er ist 19.

In Braunschweig, wo die Menschen zurzeit eher dem Aufstieg der Eintracht in die Fußball-Bundesliga entgegenfiebern, ist dieser Dennis Schröder gerade ein Thema, aber nicht nur dort. Der Aufbauspieler der Phantoms ist soeben zum 16. Nike Hoop Summit eingeladen worden, in dem sich am 20. April in Portland eine Weltauswahl mit den größten US-Highschool-Talenten misst. Bei diesem prestigeträchtigen Duell präsentierten sich ehedem heutige NBA-Stars wie Kevin Durant und Tony Parker, und, 1998 war das, ein gewisser Dirk Nowitzki. Schröder ist der sechste Deutsche, der eingeladen wurde. "Das ist eine Ehre für mich, weil mein Ziel die NBA ist", sagt er, "und das ist eine große Bühne."

Schröder ist in Braunschweig aufgewachsen, als Sohn eines Deutschen und einer gambischen Mutter. Mit elf Jahren entdeckte ihn der heutige Phantoms-Co-Trainer Calin Liviu auf dem Freiplatz im Prinzenpark, wo Dennis mit dem Skateboard Kunststücke übte und zwischendurch Fünf gegen Fünf am Korb einschob. Vorige Saison gehörte der Junioren-Nationalspieler, der mit einer Doppellizenz auch für die SG Braunschweig in der drittklassigen ProB spielt, erstmals zum Kader der Phantoms. Viel gespielt hat er nicht, die Statistiken waren bescheiden. Aber daran war er vielleicht auch selbst schuld, und nicht nur der damalige Coach Sebastian Machowski.

Aus Fehlern gelernt

Schröder fehlte offenbar: Respekt. Er wurde sogar für ein Spiel suspendiert, weil er eine Einheit verschlief und sich Undiszipliniertheiten aufgestaut hatten. Auch die deutsche U18 hat ihn mal heimgeschickt wegen seines Umgangs mit Mitspielern. Aber die Zeiten waren damals auch nicht leicht für ihn, der sich aus einfachen Verhältnissen hocharbeitete. Sein Vater starb vor drei Jahren, die Mutter ist Friseurin, noch heute hilft er ihr manchmal im Laden. Er musste sich auch um die jüngeren Geschwistern kümmern, nebenbei lief die Lehre zum Bürokaufmann weiter.

Er habe aus den Fehlern gelernt, versichert Schröder heute. Braunschweigs neuer Coach Kostas Flevarakis, ein Grieche, hatte vor der Saison genau das gefordert: "sich auch abseits des Feldes zu entwickeln". Im Gegenzug gebe es Vertrauen. Schröder hat offenbar begriffen. Mit durchschnittlich 12,7 Punkten (3,4 Assists) ist er hinter dem kürzlich eingebürgerten Anton Gavel (Bamberg) bester deutscher Schütze der BBL. Der junge Guard hat die Fähigkeit entwickelt, sein Team zu tragen. Sein flinker erster Schritt beim Dribbling und vor allem sein Ball-Handling sind außergewöhnlich. Diese Saison fallen nun auch die Dreier (47,4 %) bei Schröder, der meist mit links dribbelt und mit rechts wirft.

"Dennis ist ein herausragendes Talent auf der Aufbauposition", sagt Bundestrainer Frank Menz. "Für die Nationalmannschaft könnte er, auch schon kurzfristig, eine wichtige Rolle in der Zukunft spielen, vor allem, wenn er weiter an seiner professionellen Einstellung arbeitet."

Menz' Nachsatz ist im Sinne der Phantoms. "Natürlich muss man aufpassen, dass er nicht abhebt", sagt Manager Oliver Braun. Bis 2014 gilt Schröders Vertrag, danach wolle er "auf jeden Fall nach Europa", erklärt der Teenager mit den Brillanten im Ohr. Ob ihn Braun wirklich auf die NBA-Bühne zum Hoop lässt, ist aber noch offen: Denn am 20. April spielen die Phantoms in Tübingen - und noch sind sie in Abstiegsgefahr. Schröder will sich jetzt deshalb noch mehr anstrengen, schon am Samstag im Niedersachsen-Derby gegen Quakenbrück. Er sagt: "Ich bin überzeugt, dass ich in Portland spiele."

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