Basketball-Supercup:Nowitzki findet seinen Rhythmus

Basketball Supercup Deutschland - Lettland

Erfolgreich gestreckt: Deutschland um NBA-Star Dirk Nowitzki (l.) gewinnt gegen Lettland mit 85:80 (40:42).

(Foto: Axel Heimken/dpa)

Beim 82:69-Sieg gegen Polen gelingt den Deutschen ohne NBA-Spieler Dennis Schröder das beste Spiel der EM-Vorbereitung. Allerdings werden die Center knapp.

Von Joachim Mölter, Hamburg

Der deutschen Basketball-Nationalmannschaft gehen vor der EM im September allmählich die großen Spieler aus: Nachdem der Center Tim Ohlbrecht aus persönlichen Gründen seine Teilnahme abgesagt hatte und die Power Forwards Maxi Kleber, Daniel Theis und Elias Harris wegen Verletzungen beziehungsweise den Folgen von Operationen nicht mitmachen können, fällt nun mit Maik Zirbes ein weiterer Center aus. Der Profi von Roter Stern Belgrad war beim Auftaktsieg des Supercup-Turniers in Hamburg gegen Lettland (85:80) bereits nach fünf Minuten umgeknickt, die Diagnose am Freitagabend ergab eine so schwere Bänderverletzung, dass seine EM-Teilnahme ausgeschlossen ist. "Maiks Ausfall ist ein herber Verlust", sagte Bundestrainer Chris Fleming. Zirbes hatte in der Vorbereitung bis dato stark aufgespielt und mit dem künftigen NBA-Profi Tibor Pleiß um den Platz in der Startformation konkurriert.

Weil gegen die Letten auch Spielmacher Dennis Schröder vom NBA-Klub Atlanta Hawks leicht umgeknickt war, wurde er am Samstag im zweiten Turnierspiel vorsichtshalber geschont. Erstaunlicherweise lief es gegen Polen ohne den 21-Jährigen aber so gut wie bislang noch nicht in der EM-Vorbereitung. Die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) ließ beim 82:69 (44:31) den Ball flott durch ihre Reihen laufen, wie die 22 Assists belegen, die zu Korberfolgen führten. Das sah schon flüssiger aus als noch gegen Lettland, wo Schröder mit 22 Punkten der beste Korbjäger gewesen war, aber oft den Alleinunterhalter gegeben hatte. Fleming wollte den talentierten Schröder aber nicht kritisieren: "Von der Leitung des Spiels her war das seine beste Performance in diesem Sommer."

Topscorer der Partie ist der Altmeister

Zur Leistungssteigerung des Teams mag auch beigetragen haben, dass Schröders nomineller Ersatzmann Nummer eins, Maodo Lo, 22, nach wenigen Minuten eine leichte Hüftprellung erlitt und ebenfalls zur Vorsicht nicht mehr eingesetzt wurde. "Dadurch, dass wir Dennis und Maodo nicht mehr hatten, war es ein anderes Spieltempo", gab Bundestrainer Fleming zu. Die beiden Ü30-Routiniers Heiko Schaffartzik und Anton Gavel legten im Spielaufbau jedenfalls eine etwas gemächlichere Geschwindigkeit an den Tag, wovon vor allem Altmeister Dirk Nowitzki, 37, profitierte. Der wurde nun häufiger angespielt und in Wurfposition gebracht und konnte dadurch im vierten Spiel seit seinem Comeback erstmals seinen Rhythmus finden. Das schlug sich in einer fast 80-prozentigen Trefferquote bei 18 Punkten nieder. Damit war der Flügelspieler der Dallas Mavericks, der gegen Lettland gerade mal auf elf Zähler gekommen war, Topscorer der Partie vor dem immer stärker werdenden Tibor Pleiß.

Der 25-Jährige hatte seinen 21 Zählern gegen Lettland zwar bloß 16 gegen Polen folgen lassen, hatte aber in dem NBA-Profi Marcin Gortat von den Washington Wizards auch einen wesentlich stärkeren Gegenspieler als ihn tags zuvor die Letten aufzubieten vermochten. "Das war wichtig, dass er gegen Gortat bestanden hat", lobte Fleming seinen mit 2,16 Meter Längsten im Team. "Tibor war sehr präsent am Brett, das war ein gutes Zeichen."

Turniersieg vor dem letzten Spiel gegen die Türkei

"Offensiv war das sicher unser bislang bestes Spiel", fand der Münchner Paul Zipser, 21, der mit zwölf Punkten und sechs Rebounds auffällig geworden war und sich vor allem wegen seiner Vielseitigkeit für längere Einsatzzeiten empfahl. Aber im Grunde zeigten alle DBB-Akteure gegen Polen, wie wichtig sie sein können. In kritischen Phasen bremsten zum Beispiel die Berliner Akeem Vargas, Niels Giffey und Alex King mit Dreiern den Schwung der Polen. Am Ende aber waren es die Routiniers Nowitzki und Schaffartzik (neun Punkte, alles Dreier), die die nach einem 17-Punkte-Rückstand (25:42/18. Minute) wieder bedrohlich nahe kommenden Polen (54:59/32.) in der Schlussphase auf Abstand hielten.

Zum Abschluss des Turniers trifft die deutsche Auswahl am Sonntag (15 Uhr) auf die Türkei, die ihr zweites Spiel gegen Lettland verlor. Damit steht Deutschland vorzeitig bereits zum vierten Mal als Supercup-Sieger fest. Die Türken sind bei der EM-Vorrunde in Berlin ein Gegner der deutschen Mannschaft, die Partie ist also ein durchaus wegweisender Test. Vor allem dafür, wie Bundestrainer Chris Fleming die Center-Position besetzen wird. Abgesehen von Pleiß ist nun der Frankfurter Johannes Voigtmann (2,09 Meter) der letzte nominelle Center im Team, doch der 22-Jährige wirkte in manchen Situationen noch nicht gedankenschnell genug für das höhere europäische Niveau, wie gegen die EM-Teilnehmer Lettland und Polen sichtbar war. Gegen Lettland hat Fleming nach Zirbes´ Ausfall sogar Nowitzki zeitweise auf der Center-Position agieren lassen, obwohl der Würzburger Zeit seiner Karriere immer auf dem Flügel gespielt und dort auch seine Stärken hat. Aber die Option, den 2,13-Meter-Mann auch bei der EM als Center aufzubieten, hat sich Fleming ausdrücklich offen gelassen.

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