Nach dem vorzeitigen EM-Aus der deutschen Basketball-Nationalmannschaft in Berlin hat sich nun Marko Pešić, Sportdirektor des FC Bayern München, zu Wort gemeldet. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Mittwochsausgabe) kritisierte Pešić vor allem den polarisierenden Auftritt von Spielmacher Dennis Schröder deutlich: "Als Nowitzki vor der EM erklärte, Schröder solle die Mannschaft anführen, bin ich schon zusammengezuckt. Weil ich glaube, dass ein 22-Jähriger, der noch nie ein Team getragen hat und noch nie auf diesem Niveau gespielt hat, das nicht einmal theoretisch kann. Und wie man jetzt gesehen hat: auch nicht praktisch."
Vor allem die Kritik von Schröder an Bundestrainer Chris Fleming stieß bei Pešić, der mit Dirk Nowitzki 2002 in Indianapolis/USA Weltmeisterschafts-Bronze und drei Jahre später in Serbien und Montenegro EM-Silber gewonnen hat, auf großes Unverständnis: "Das geht natürlich gar nicht." Der 22-jährige Point Guard stelle sich zu sehr in den Mittelpunkt, monierte Pešić: "Wenn Schröder in Zukunft Anführer der Nationalmannschaft sein möchte, wird das so nicht funktionieren: ich, ich, ich! Dann werden sich sehr bald Teamkollegen von ihm abwenden. Dirk hat sich so nie verhalten."
Pešić kritisiert Doppelrolle von Bundestrainer Fleming
Deutlich kritisierte Pešić das Fehlen des vor Wochen an der Schulter operierten Power Forwards Daniel Theis, der für die EM absagte, aber 30 Minuten in einem Testspiel mit Bamberg spielen konnte. "Vielleicht hätten wir gegen Italien gewonnen, wenn Theis nur fünf Minuten gespielt hätte."
Die künftige Doppelrolle von Chris Fleming, der nun zusätzlich zum Bundestraineramt Assistenztrainer beim NBA-Klub Denver Nuggets wird, sieht Pešić ebenfalls kritisch. Die Entscheidung des Weltverbands Fiba, die von 2017 an im September und Februar Zeitfenster für die Nationalmannschaft vorsieht, erfordere im kommenden Jahr eine Grundsatzentscheidung vom DBB: "Dann brauchen wir einen Fulltime-Bundestrainer."
Pešić sieht in der Nationalmannschaft aber dank Talenten wie Schröder, Paul Zipser oder Maodo Lô so viel Potenzial wie schon lange nicht mehr.
Die Sticheleien von Brose-Geschäftsführer Rolf Beyer im Vorfeld der Bundesligasaison, den der Münchner Kader nicht gerade aus der Ruhe bringe, beantwortete Pešić mit einer pointierten Replik: "Ich schätze Herrn Beyer und komme gut mit ihm klar. Aber wenn er erklärt, wie unsere Mannschaft funktioniert, welche Probleme wir hätten, über basketballtechnische Sachen redet, dann muss ich schmunzeln. Das wäre ja so, als würde ich über Autoteile reden."
