Basketball-Spitzenspiel:20:20, 41:41, 83:83 - und dann siegt der Meister

Bayern München - Brose Baskets Bamberg

Intensives Spiel unter beiden Körben: Bayerns Maximilian Kleber (Mitte) und John Bryant (Zweiter v.r.) bleiben in Bambergs Defense hängen.

(Foto: Lukas Barth/dpa)

Die Baskets Bamberg triumphieren nach einer intensiven Partie in München.

Von Ralf Tögel

Eigentlich listete die Basketball-Bundesliga (BBL) für den Sonntagabend nur ein schnödes Hauptrundenspiel auf, das drittletzte vor Beginn der Playoffs. Doch dieser 32. Spieltag brachte das Duell des Tabellenführers beim Zweiten, für derlei Vergleiche wurde der Terminus absolutes Spitzenspiel erfunden. Der aktuelle Meister beim Vorjahres-Champion, Franken gegen Oberbayern, mehr geht kaum - und das Spiel hielt den Erwartungen stand. Mit 97:90 nach Verlängerung triumphierte Bamberg in einer so spannenden wie hochklassigen Partie. "Bamberg hatte in der Verlängerung mehr Ruhe und traf die besseren Entscheidungen", konstatierte FCB-Coach Svetislav Pesic. Kollege Andrea Trinchieri gab den Sportsmann und freute sich über "einen großen Sieg gegen ein großes Team".

Es war die erhoffte Ablenkung von diesem verstörenden Funktionärskonflikt zwischen Fiba Europe und Euroleague, die sich bekanntlich um die zukünftige Gestaltung der europäischen Pokal-Wettbewerbe streiten. Beide Parteien stehen sich unvereinbar gegenüber, der Zwist überschattet den Sport, der angesichts dieses Unsinns auf der Strecke zu bleiben droht. Einen Imageschaden des Produkts jedenfalls nehmen die beiden Kombattanten sehenden Auges in Kauf, sofern das nicht schon längst geschehen ist.

Am Sonntagabend standen dann zwei Handvoll Athleten und ein orangefarbenes Spielgerät bereit, um vor 6700 begeisterten Zuschauern das in den Fokus zu rücken, um was es geht: Basketball. Und es dürfte den Menschen in der Halle des FC Bayern nicht schwer gefallen sein, an dieser rasanten Partie Gefallen zu finden, in der die Gäste schneller Fuß fassten.

Djedovic, Heckmann, Kleber - Es ging wild hin und her

Bamberg verteidigte giftig, traf nahezu fehlerfrei und ging schnell in Führung. Brad Wanamaker (29 Punkte), dem famosen Spielgestalter der Gäste, blieben die ersten Punkte der Partie vorbehalten. Die Münchner wirkten beeindruckt, gerieten mit 4:10 in Rückstand, ehe FCB-Coach Pesic den sich andeutenden Lauf der Gäste mit einer Auszeit unterbrach. Fortan fand seine Auswahl besser ins Spiel, erhöhte ihrerseits die Intensität in der Defense und kam näher. FCB-Spielgestalter Alex Renfroe (7) schloss mit seinen ersten Punkten zum 10:12 auf, und bereits nach fünf Minuten war es das erwartet intensive Spiel zweier exzellent besetzter Teams. Denn egal wer auf dem Parkett stand, weder bei den weiß gewandeten Bambergern, noch bei den roten Gastgebern, es tat sich kein Bruch im Spiel auf. Vielmehr war es ein vielgesichtiger Schlagabtausch mit sich ständig abwechselnden Höhepunkten. Dreier von Dusko Savanovic (16), blitzschneller Konter von Renfroe, Rebounds von Maxi Kleber (10) oder dem erneut stark aufspielenden Center-Koloss John Bryant (15) auf Bayern-Seite, oder eben ähnlich sehenswerte Aktionen von Wanamaker, Patrick Heckmann (20), Nikolaos Zisis (16) oder Darius Miller (10) auf Bamberger Seite. Wie hätte es nach den ersten zehn Minuten anders stehen können als 20:20-Unentschieden? Es ging in dieser Machart weiter, jetzt kamen die Münchner schneller ins Spiel, Kapitän Bryce Taylor (14) brachte den Seinen mit sechs schnellen Punkten einen Vorteil. Bambergs Coach Trinchieri nahm eine Auszeit, Bamberg kämpfte sich zurück und kam näher. Und wie hätte es anders stehen sollen zur Pause als 41:41?

Doch nach dem Wechsel kamen die Gastgeber entschlossener aus der Kabine, hielten die Intensität enorm hoch und hatten: Dusko Savanovic. Mitten in eine Phase, in der man wegen aufkeimender Ruppigkeiten merkte, was hier in Sachen Image auf dem Spiel stand, versenkte der abgebrühte Serbe zwei Dreier in Folge zum 58:48, was tatsächlich Wirkung beim Meister zeigte. Bamberg verfehlte die offenen Dreier, Münchens Justin Cobbs (7) versenkte einen weiteren, der FCB führte vor dem letzten Viertel 68:54. Doch Bamberg wäre nicht Meister, könnte das Team derlei Nackenschläge nicht wegstecken. Wanamaker, Djedovic (13), Heckmann, Kleber: Es ging wild hin und her - und wie hätte es nach Ablauf der regulären Spielzeit anders heißen können als 83:83? Fünf Minuten Verlängerung, Nervenkrimi, mit dem besseren Ende für Bamberg - und der Aussicht auf weitere Vergleiche.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: