Basketball:Spiel mit Signalwirkung

FC Bayern München  Basketball - Brose Bamberg

Grund zum Gebrüll: Nihad Dedovic (links), Devin Booker und ihre Bayern entschieden das spektakuläre Heimspiel gegen Bamberg in der Verlängerung doch noch für sich.

(Foto: Stefan Matzke/sampics)

Die Bayern und Bamberg liefern sich im Pokal-Viertelfinale ein denkwürdiges Duell. Die Münchner setzen sich durch, ahnen aber, dass der Meister in den Playoffs unbequem werden könnte.

Von Matthias Schmid

Das Frühstück ist seit ein paar Tagen ein großes Thema bei den Basketballern des FC Bayern München. Seit Devin Booker nach seiner famosen Leistung im Eurocup gegen Zenit St. Petersburg die Frage der Hallensprecherin unbeantwortet ließ und ein Geheimnis daraus machte, was er denn am Morgen verspeist habe. "Eine Rosinenschnecke", antwortete Bookers Teamkollege Reggie Redding nun am Sonntagabend überraschend auf Deutsch. Eine Rosinenschnecke - das entspricht nicht unbedingt der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für ein ausgewogenes Frühstück.

Redding, 29, hatte jedenfalls genügend Energie und Kraft, um sich am Ende mit 24 Punkten zum auffälligsten Spieler der hochintensiven Viertelfinalpartie gegen den deutschen Meister Brose Bamberg aufzuschwingen. Nach dem 101:97-Sieg nach Verlängerung trifft der FC Bayern im Pokal-Halbfinale nun am 17. Februar auf den Gastgeber Ratiopharm Ulm. "Es war ein großartiges Spiel von beiden, eine wahnsinnige Anstrengung", fand der Amerikaner.

"Wir haben heute durch den Pfiff eines Schiedsrichters verloren", schimpfte Bambergs Zisis

In der Tat war es eine Partie, die alles bot und so viele kuriose, denkwürdige und hochwertige Szenen lieferte, dass sie alle gar nicht in eine Zusammenfassung passen. Auch die beiden Trainer taten sich schwer, das Geschehene hinterher angemessen zu beschreiben. "Ein außergewöhnliches Basketballspiel", urteilte Bayern-Cheftrainer Aleksandar Djordjevic und sein Gegenüber Ilias Kantzouris, der seinen an der Schulter operierten Chef Andrea Trinchieri vertrat, bekannte: "Es war ein Duell zweier Teams mit Euroleague-Niveau". Allerdings mit einem bitteren Ende für seine Mannschaft: 31,7 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit hatten die Bamberger noch mit 86:80 geführt.

Mit einem besonderen taktischen Einfall hatten sie die Schlussminuten kontrolliert und die Münchner vor einige Rätsel gestellt. In Maodo Lo, Ricky Hickman, Daniel Hackett und Nikos Zisis standen gleich vier Spielmacher gleichzeitig auf dem Parkett, eine Formation der kleinen, smarten Leute, mit denen Trainer Kantzouris das Tempo und den Stil bestimmen wollte. Was auch aufging, bis Braydon Hobbs einen Dreier traf.

Danach war es ein neues Spiel, erst recht, als Zisis den Ball Redding in die Hände spielte, der schnell weiterleitete auf Nihad Djedovic. "Ich dachte, dass er einen Dreier nimmt", beschrieb Redding die letzten, aufregenden Spielsekunden. Doch der Deutsch-Bosnier eilte zum Korb. Ein Zwei-Punkt-Wurf war allerdings zu wenig. Bamberg hätte das Spiel so 86:85 gewonnen, wenn nicht plötzlich der Pfiff eines Unparteiischen noch einen Bonus-Freiwurf ermöglicht hätte. Nationalspieler Lo soll Djedovic in der Bewegung zum Korb gefoult haben. "Das war meiner Meinung nach kein Foul", schimpfte Zisis und fügte enttäuscht hinzu: "Wir haben heute durch den Pfiff eines Schiedsrichters verloren."

Rolf Beyer, der Geschäftsführer der Bamberger, wollte die Niederlage nicht an einer Szene festmachen und ins "Lamento über die Schiedsrichter" einsteigen, wie er sagte, "weil wir einige Bälle weggeworfen haben". Aber auch mit einer Nacht Abstand wunderte er sich über so manche Entscheidung der Unparteiischen um den sogenannten Crew Chief Robert Lottermoser. Beispielsweise verhängte er ein Technisches Foul gegen die Bamberger Bank.

"Schade, dass die Schiedsrichter so Einfluss auf das Spiel genommen haben", fügte Beyer hinzu, um dieses Thema dann schnell zu beenden. Viel wichtiger war ihm das Signal, das von der Partie ausgeht: Die Meisterschaft in dieser Spielzeit ist noch nicht entschieden. Er und auch Zisis, der in seinem langen Basketballleben schon alle wichtigen europäischen Trophäen gewonnen hat, hatten das Gefühl, dass sie in der öffentlichen Wahrnehmung schon abgeschrieben und der Titel zugunsten der form- und spielstarken Münchner entschieden sei. "Jeder in Deutschland hat im Vorfeld gesagt, das Spiel verliert ihr sowieso haushoch", hob Zisis hervor, "ich bin stolz, das wir uns so gewehrt haben."

Auch Redding kann mit den voreiligen Nachrufen auf die Bamberger nicht viel anfangen. "Sie sind ein starker Rivale und wir hätten auch leicht verlieren können." Er und seine Mitspieler haben hautnah erleben können, dass die Bamberger auch mit neuem Personal noch immer eine Mannschaft sind, die den Ball schnell passen und den Gegner mit ihrer wuchtigen Verteidigung in die Resignation treiben können. "Wir hatten dadurch ein paar dumme Ballverluste und haben nicht mehr unsere Systeme durchgespielt", erklärte Hobbs.

Aber als es in der Verlängerung darauf ankam, waren die Münchner ruhiger, weniger fahrig und "trafen große Würfe", wie Redding bemerkte. Der Flügelspieler ahnt schon, dass das nicht das letzte Mal war, dass sie in dieser Saison in einem Heimspiel mit Bamberg verabredet waren. Die nächste Gelegenheit böte sich aber erst in der Meisterrunde. "Mir ist da nicht bange", sagte Rolf Bayer, "weil wir noch extrem viel Steigerungspotenzial haben und das Ergebnis wieder drehen können." Reggie Redding will dann vorher wieder eine Rosinenschnecke frühstücken.

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