Basketball:Showdown in München

Albas Basketballer gewinnen das vierte Spiel in der Finalserie gegen den FC Bayern mit 72:68. Dank einer Energieleistung im letzten Viertel erzwingt Berlin das entscheidende fünfte Spiel um die deutsche Meisterschaft.

Von Ralf Tögel, Berlin

Das Basketball-Finale um die deutsche Meisterschaft geht in das fünfte Spiel. Alba Berlin hat in einem spannenden und intensiven Kräftemessen das vierte Spiel gegen den FC Bayern München mit 72:68 (29:34) gewonnen und so ein Entscheidungsspiel in München erzwungen.

Schon eine Stunde vor dem Spiel hatten sich lange Schlangen vor der Mercedes-Benz Arena am Ostbahnhof in Berlin gebildet, etwas abseits stand ein kleines Grüppchen Menschen, die eifrig rote Fahnen schwenkten. Man muss wissen, dass rund um die riesige Halle gerade überall gebaut wird, die IG Metall hatte eine kleine Abordnung zu jener riesigen Baustelle entsandt, die etwas verloren in der Menge der zumeist gelb gekleideten Menschen wirkte. Ähnlich wie den protestierenden Gewerkschaftlern erging es den wenigen rot gewandeten Menschen in der Halle. Auch die Bemühungen der kleinen Schar an Bayern-Fans, sich Gehör zu verschaffen, blieben weitgehend umsonst. Immerhin gaben sie einen netten Farbtupfer im dominierenden Alba-Gelb ab, doch bereits nach ein paar Minuten war von ihnen im ohrenbetäubenden Lärm der fast 12 000 Berliner Zuschauer nichts mehr zu hören.

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Er findet einen Weg: Berlins Joshiko Saibou (in gelb) im Duell mit Maik Zirbes (rechts).

(Foto: Tilo Wiedensohler/imago)

Die Partie hatte sofort ein Höllentempo - als wollten die Protagonisten auf dem Parkett beweisen, dass sie in der Lage sind, auch die allerletzten Energiereserven aus sich herauszuquetschen. Kein Extraschritt, kein Hecht nach dem Ball, keine noch so aussichtslose Abwehraktion war zu viel - was auf die Athleten beider Teams zutraf.

Es war ja schon nach dem dritten Spiel klar, dass dieser neuerliche Vergleich nach nur zwei Tagen Pause zuvorderst eine Willensfrage wird. Dies hatte Berlins Trainer Aito Garcia Reneses nach der jüngsten 66:72-Niederlage in München Zuversicht gegeben. Der Kampfgeist seiner Spieler, so hatte der Spanier wissen lassen, sei das einzig Gute am Auftritt der Seinen gewesen. Denn der Vorrunden-Zweite hatte sich nie abhängen lassen, obwohl die Bayern immer wieder enteilt waren. Am Mittwochabend aber ließ es Alba erst gar nicht so weit kommen. Zwar gelangen den Münchnern in Form von Spielgestalter Stefan Jovic die ersten beiden Punkte, fortan gelang es im ersten Durchgang keiner Mannschaft weiter als sechs Punkte zu enteilen.

Fakten zum Spiel

Berlin - FC Bayern 72:68 (12:14, 17:20, 22:19, 21:15)

Giffey 20, Sikma 12, Grigonis 10, Saibou 10 - Barthel 11, Cunningham 11, Jovic 10. - Zuschauer: 11 722. - Stand 2:2. - 5. Spiel am Samstag in München.

Zwar waren es erneut die Bayern, die kleine Läufe verbuchen konnten, etwa als Maik Zirbes zwei Freiwürfe zum 14:9 im ersten Viertel verwandelte. Was Berlins Spielmacher Peyton Siva umgehend mit dem ersten Dreier für sein Team zum 12:14 konterte - gleichzeitig der Endstand des ersten Viertels. An dieser Stelle sollte man anmerken, dass es sich um die beiden offensivstärksten Mannschaften der Liga handelt, mit den sichersten Distanzwerfern, den kreativsten und sprunggewaltigsten Guards, mit Spielern also, die während der gesamten Saison mit spektakulären Aktionen von sich reden machten.

Finalserien seit 2000

00 Alba Berlin - Bayer Leverkusen 3:0

01 Alba Berlin - Telekom Bonn 3:0

02 Alba Berlin - Rheinenergie Köln 3:0

03 Alba Berlin - TTL Bamberg 3:0

04 Skyliners Frankfurt - GHP Bamberg 3:2

05 GHP Bamberg - Skyliners Frankfurt 3:2

06 Rheinenergie Köln - Alba Berlin 3:1

07 Brose Bamberg - Artland Dragons 3:1

08 Alba Berlin - Telekom Bonn 3:1

09 EWE Oldenburg - Telekom Bonn 3:2

10 Brose Bamberg - Skyliners Frankfurt 3:2

11 Brose Bamberg - Alba Berlin 3:2

12 Brose Bamberg - ratiopharm Ulm 3:0

13 Brose Bamberg - EWE Oldenburg 3:0

14 FC Bayern München - Alba Berlin 3:1

15 Brose Bamberg - FC Bayern München 3:2

16 Brose Bamberg - ratiopharm Ulm 3:0

17 Brose Bamberg - EWE Oldenburg 3:0

18 FC Bayern - Berlin Zwischenstand 2:2

Doch die Partie geriet schnell zu einem Lehrstück, wie man so viel Offensivtalent effektiv bekämpfen kann: Beide Abwehrreihen agierten mit unglaublichem Einsatz, ließen keinem Gegenspieler auch nur ein bisschen Ruhe und Platz beim Wurf. Denn sowohl München als auch Berlin verstehen es auch, exzellent zu verteidigen. Natürlich war die Partie hektisch, es gab viele Ballverluste, Fehlversuche, Offensivfouls, verlegte Konter. Beide Teams hatten miserable Wurfquoten, der FCB traf 32 Prozent der Würfe bis zur Pause, Berlin zehn mehr - für Kader mit so viel Qualität unterirdische Werte. Bei den Münchnern taten sich Danilo Barthel (11), Jared Cunningham (11) und Jovic (10) hervor, bei Alba waren es Niels Giffey (20), Luke Sikma (12), Joshiko Saibou und Marius Grigonis (je 10).

Das Spiel indes litt keinesfalls unter dieser Fehlerhaftigkeit kein bisschen, allein weil sie vom Gegner erzwungen waren. Es entwickelte sich eine ungeheure Spannung, die Energie hatte sich vom Parkett längst auf die tobende Kulisse übertragen. Zur Halbzeit führten die Gäste jedoch nach wie vor: 34:29. Nach der Pause nahm die Intensität des Schlagabtauschs kein bisschen ab, ständig wechselte die Führung, erneut hatten die Münchner vor dem abschließenden Viertel knapp die Nase vorn (53:51). Und so steuerte das Spiel auf einen würdigen Showdown zu, dieser elektrisierende Schlagabtausch der beiden besten deutschen Teams fand erst in den letzten Sekunden eine Entscheidung - durch Freiwürfe von Sikma, Siva und Giffey.

Die schlechte Nachricht für die Spieler: Die Anstrengungen gehen weiter. Die gute Nachricht für die Fans: Es wird ein fünftes Spiel geben. Am Samstag in München.

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