Basketball:Plötzlich kein Platz mehr

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Hatte zuletzt bei Real Madrid eine kleinere Rolle, als er es gewohnt ist: Kelvin Creswell Rivers, in der Szene besser bekannt als K.C. Rivers. (Foto: Imago)

Durch eine Gesetzesänderung in Spanien verlor K.C. Rivers sein Sonderspielrecht und seinen Platz bei Real Madrid - ein Glücksfall für den FC Bayern.

Von Philipp Schneider

Ein Glücksfall. Schon wieder einer. Genau wie vor wenigen Wochen erst. Beim bislang größten Coup dieses Transfersommers, als die Basketballer des FC Bayern München freudig vermelden durften, dass sie sehr glücklich seien, dass sich in Maximilian Kleber eines der größten deutschen Talente dem Klub anschließen würde. Und nun also: Kelvin Creswell Rivers, in der Szene besser bekannt als K.C. Rivers. Der 28-jährige Shooting Guard aus Charlotte, North Carolina, ist wie erwartet vom Euroleague-Sieger Real Madrid nach München gewechselt. Und "dass er jetzt verfügbar war, ist ein echter Glücksfall", sagt Bayerns Sportdirektor Marko Pesic. So darf man das wahrlich sehen: Denn erst eine komplizierte Gesetzesänderung in Spanien sorgte dafür, dass Rivers abkömmlich war.

Rivers bleibt vorerst nur bis Ende des Jahres, dann könnte er schon wieder den Klub wechseln

Madrids Trainer Pablo Laso hätte den Amerikaner, der seit September 2014 auch einen Pass der früheren portugiesischen Kolonie Guinea-Bissau besitzt, einem afrikanischen Staat mit 1,5 Millionen Einwohnern an der Atlantikküste, gerne behalten. Solange Rivers eine Sonderspielgenehmigung gemäß des sogenannten Cotonou-Abkommens wahrnehmen durfte - aber nicht mehr, als er plötzlich eine Nicht-EU-Ausländerlizenz belegte. Vor wenigen Monaten beschloss der "Hohe Sportrat der spanischen Regierung", dass Zweitpässe von Spielern nicht länger anerkannt würden, wenn der Spieler keine wirklichen Wurzeln in der Zweitnation nachweisen kann und nicht für deren Nationalmannschaft gespielt hat. Rivers konnte das nicht. Und daher verlor er, quasi als wenig überzeugender Guinea-Bissauer, seine Sonderspielberechtigung in Spanien. Da traf es sich günstig, dass sich in Jeffery Taylor ein Amerikaner mit schwedischem Pass für Rivers' Position fand. Als Glücksfall für den FCB erwies sich zudem, dass "Rivers letztes Jahr eine kleinere Rolle gehabt hat, als er es normalerweise gewohnt ist", wie Pesic sagt. So wurde sein Gehalt wohl erschwinglich. Zumindest bis Ende des Kalenderjahres. Denn länger verpflichtet sich Rivers vorerst nicht bei den Bayern. Offenbar möchte er sich die Option wahren, nach einem möglichen Vorrundenaus der Bayern in der Euroleague zu einer Mannschaft zu wechseln, die noch im Wettbewerb steht. Die Bayern treffen in ihrer Gruppe unter anderem auf Titelverteidiger Madrid, Fenerbahce Istanbul - und den Eurocup-Gewinner Khimki Moskau, für den Rivers auch schon gespielt hat. Unabhängig von Erfolg oder Misserfolg in der Euroleague schließt Pesic allerdings nicht aus, dass sich Rivers im Winter für einen Verbleib bis Ende der Saison entscheiden könnte.

"Meiner Meinung nach ist das sogar realistisch", sagt er. K.C. Rivers' Verpflichtung setzt nun einen Schlusspunkt hinter die Transferoffensive der Bayern in diesem Sommer, die auch darauf angelegt war, künftig eine Verletzungsmisere wie im Vorjahr zu verhindern. Auf allen Positionen ist die Mannschaft nun mindestens doppelt besetzt. Und über die Flügel, vor allem über Rivers und Nihad Djedovic, soll das Spiel der Bayern in Zukunft wohl laufen. Er wisse gar nicht, ob er so eine Spieler wie Rivers überhaupt jemals in der Liga erlebt habe, sagt Pesic: "Ich weiß nicht, mit wem ich ihn vergleichen kann." Rivers ist ein Spieler, der von den Außenpositionen "konstant treffen" kann, "der uns auf den Außenpositionen variabel macht - und auch Platz schafft für die Spieler unter dem Korb."

Im Vorjahr kam Rivers bei Real in 30 Euroleague-Spielen durchschnittlich 17 Minuten zum Einsatz, bei 16 Partien stand er in der Starting Five. 5,3 Punkte steuerte er im Schnitt bei, was kein Wahnsinnswert ist. Ermöglicht wurde seine Verpflichtung erst durch den Abschied von Nationalspieler Heiko Schaffartzik aus München. "Wir haben immer gesagt: Wir wollen erst abwarten, was Heiko macht", sagt Pesic. "Wie er sich entscheidet. Danach wollten wir uns im Trainingslager die Mannschaft anschauen, um zu sehen, was ihr noch fehlt." Demnach fehlte ihr einer wie Rivers: Ein Spieler, der auf dem Flügel Druck macht und Körbe wirft. Zumindest bis Winter.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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